
Foto: CDU Hubert Hüppe
Unna (kobinet) Hubert Hüppe sieht mit Schrecken, dass zwar überall über Inklusion geredet wird, aber sich gleichzeitig die Sonderstrukturen weiter festigen und mehr werden. Seiner Ansicht nach machen wir seit einigen Jahren eher Rückschritte als Fortschritte. Dazu und zu anderen Fragen nimmt Hubert Hüppe, der im Wahlkreis Unna 1 für den Deutschen Bundestag kandidiert, im kobinet-Interview Stellung.
kobinet-nachrichten: Sie waren in der Vergangenheit schon im Bundestag und sogar vier Jahre lang Bundesbehindertenbeauftragter. Nun kandidieren Sie erneut für den Bundestag. Wo kandidieren Sie genau und wie läuft der Wahlkampf?
Hubert Hüppe: Ich kandidiere in dem westfälischen Ruhrgebietswahlkreis Unna 1(WK 144) Ich habe noch nie einen Wahlkampf so anstrengend empfunden, wie in diesem Jahr. Die Menschen erscheinen mir noch immer unentschlossen. Als CDU Kandidat ist der Trend gerade nicht besonders gut, aber ich hoffe bis zum Wahltag auf eine Trendwende. Insbesondere die Mannschaft, die Herr Laschet vorgestellt hat, kommt zumindest bei unseren Leuten richtig gut an. Ich kandidiere in einer SPD Hochburg – aber ich bin kampferprobt. Im Internet und auf den Straßen bin ich ziemlich gut vertreten.
kobinet-nachrichten: Inklusion ist das Thema, das Sie schon seit vielen Jahren mit vorantreiben. Wo sehen Sie da besonderen Handlungsbedarf?
Hubert Hüppe: Ich sehe mit Schrecken, dass zwar überall über Inklusion geredet wird, aber sich gleichzeitig die Sonderstrukturen weiter festigen und mehr werden. Wir machen jetzt seit einigen Jahren eher Rückschritte als Fortschritte. Noch nie in der Geschichte gab es so viele Menschen in Einrichtungen. Noch nie arbeiteten so viele Menschen in Werkstätten. Überall entstehen neue Förderschulen während die Inklusion in Regelschulen ausgetrocknet wird. Die Folge ist die Trennung der Gesellschaft in Menschen mit Behinderung und Menschen ohne Behinderungen.
Endlich die Sonderstrukturen abzubauen wäre mein größtes Ziel. Das fängt beim Kleinkind an und endet bei den alten pflegebedürftigen Menschen. Wie unmenschlich Isolation sein kann, hat Corona besonders deutlich gemacht. Aber auch in der Wertschätzung, und Wertschätzung ist der Kern der Inklusion, machen wir absolut Rückschritte. Während man bei anderen Gruppen in der Sprache unwahrscheinlich sensibel ist, ist man bei so Sätzen wie „Du bist ja behindert“ eher tolerant.
Und natürlich brauchen wir Barrierefreiheit. Barrierefreiheit allein ist zwar noch keine Inklusion, aber ohne Barrierefreiheit gibt es keine Inklusion.
kobinet-nachrichten: Wenn Sie den Wiedereinzug in den Deutschen Bundestag schaffen, welche drei Dinge würde Sie da gerne vorantreiben?
Hubert Hüppe: Barrierefreiheit nicht nur in staatlichen Einrichtungen, inkusive Bildung und inklusiver Arbeitsmarkt.
kobinet-nachrichten: Die CDU hat in der Vergangenheit umfassende Verpflichtungen privater Anbieter von Dienstleistungen und Produkten zur Barrierefreiheit eher blockiert als gefördert. Sehen Sie dafür in der nächsten Legislaturperiode bessere Chancen?
Hubert Hüppe: Na ja, zur Zeit als ich Beauftragter war, haben wir zum Beispiel die Barrierefreiheit in Fernbussen durchgesetzt, die zunächst in der Fernbusrichtlinie nicht vorgesehen war. Auch bei der Filmförderung wurde damals Barrierefreiheit zur Pflicht. Im Wahlprogramm der CDU/CSU steht auf jeden Fall, dass jeder Mensch ein Recht auf barrierefreie Gestaltung seiner Umwelt hat. Es soll auch dazu das Behindertengleichstellungsgesetz weiterentwickelt werden. Jeder, der mich kennt wird wissen, dass ich meine Fraktion nach der Wahl daran erinnern werde.
kobinet-nachrichten: Vielen Dank für das Interview.