Kassel (kobinet) Susanne Göbel aus Kassel war heute auf einem guten Weg, entspannt ins Wochenende zu starten. Bis sie kurz vor 6:00 Uhr den heutigen Beitrag der Anstöße, die Morgengedanken im sonst von ihr geschätzten SWR 1 Baden-Württemberg, gehört hat. Der Titel des Beitrags, der eigentlich zum Nachdenken anregen und nicht Menschen abwerten und diskriminieren sollte, lautet "Lernen von den Unmündigen". In einer Mail ins Studio hat Susanne Göbel das hier zur Schau getragene Menschenbild des vorigen Jahrtausends kritisiert und sich kräftig aufgeregt.
Der Beitrag von Günter-Heinrich Lotz von der Evangelischen Kirche Pforzheim fängt abgesehen davon, dass der von vielen Betroffenen abgelehnte Begriff „geistig behindert“, verwendet wird und dass „Peter“ mal wieder keinen Nachnamen hat, im Rahmen dessen, was sonst über diesen Personenkreis verbreitet wird, noch einigermaßen harmlos an. Die Dankbarkeit von „Peter“ wird beschrieben, darüber, dass er lebt und dass seine Lieblingsbeschäftigung nicht das Klagen ist. Dann kommt der Verweis auf das Gebet Jesus, dass Herr Lotz nun besser versteht, wenn Jesus sagt: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies vor Weisen und Verständigen verborgen und es Unmündigen offenbart hast.“
Ab dann gerät der Beitrag völlig auf die schiefe Bahn. Dort heißt es: „Ja wir können von den Unmündigen durchaus etwas lernen. Sonntags hat Peter auf seinem Platz in der Kirche dankbar die Lieder mitgesungen. Wer seinen Dank gegenüber seinem Schöpfer zum Ausdruck bringt, der naht sich Gott und kann sich als reich beschenkt erleben.“ Drauf gesetzt wird nun die Übernahme des Begriffs der „Unmündigen“ in die heutige Zeit, als habe es nicht erst eine Reform des Betreuungsrechts gegeben und die Gleichsetzung behinderter Menschen mit Kindern: „Zu den Unmündigen gehören ja auch die Kinder. Von denen können wir ebenfalls lernen.“
Link zum Beitrag der Anstöße von Günter-Heinrich Lotz in SWR 1 Baden-Württemberg vom 20.3.2021
Dieser Beitrag veranlasste Susanne Göbel folgende Mail ins Studio des SWR 1 Baden-Württemberg zu senden:
„Guten Morgen, ich schätze den SWR 1 sehr und höre ihn auch in Kassel. Aber ich bin entsetzt, dass in der Morgenandacht Menschen mit so genannter geistiger Behinderung in den heutigen Zeiten, in denen es eine UN-Behindertenrechtskonvention gibt und Menschenrechte das Gebot der Stunde und nicht Fürsorge das Gebot der Stunde sind, mit Unmündigen gleichgestellt werden. Was für ein Signal an diese Menschen, die sowieso schon dauernd stigmatisiert werden und tagtäglich gegen Diskriminierungen kämpfen müssen. Da hilft es auch nicht, dass die Intention, Dankbarkeit ins Blickfeld zu rücken, „gut“ gemeint war. Schade. Mit freundlichen Grüßen Susanne Göbel aus Kassel. Tipp für alle Medienschaffenden: www.leidmedien.de„
Hallo kobinet-nachrichten-Leser,
Ein Test soll es zeigen. Lesermeinungen bzw. Kommentare sind wieder möglich.
Und wer die Socal-Media-Login nicht nutzen kann, der kann unter dem Anmeldefenster sich „Registrieren“ (Anmeldename und E-Mail-Adresse, Passwort muss man sich im Prozess geben; der Anmeldename wird öffentlich, alles andere bleibt bei uns).
Viel Glück und eine vielfältige Diskussion wünsche ich
Der Tester der Redaktion