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Großes Interesse an 3. Online-Inklusionskongress

Porträt von Bettina Krück
Bild von Bettina Krück
Foto: privat

Kehl (kobinet) Bereits 6.000 Menschen haben sich nach Informationen von Bettina Krück für den vom 12. bis 18. März stattfindenden 3. Online-Inklusionskongress angemeldet. kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul sprach mit der Initiatorin des Online-Kongresses darüber, was die Teilnehmer*innen erwartet und was die Ziele des Kongresses sind.

kobinet-nachrichten: Vom 12. bis 18. März findet der nächste Online-Inklusionskongress statt. Was haben Sie da genau vor und wie ist Ihre Rolle dabei?

Bettina Krück: Ab dem 12. März werden auf der Homepage www.inklusionskongress.de jeden Tag mehrere Interviews zum Thema Inklusion gezeigt, die ich vorab mit verschiedenen Menschen geführt habe. Angemeldete Kongressteilnehmende erhalten täglich eine E-Mail mit den Links zu den freigeschalteten Interviews und haben dann 24 Stunden Zeit, diese Interviews anzuschauen.

Die Idee zu dem Kongress ist 2018 entstanden, als ich – phasenweise recht verzweifelt – auf der Suche nach einer inklusiven Schule für meinen Sohn mit Behinderung war. In meinem direkten Umfeld und auch im Kontakt mit manchen Schulen bin ich da auf viel Unverständnis gestoßen. Geholfen haben mir in dieser Zeit der Austausch mit anderen Eltern und Vorträge und Gespräche mit Menschen, die sich schon lange erfolgreich für inklusive Bildung einsetzen. Das hat mir Kraft und Mut für die weitere Schulsuche gegeben.

Diesen Mut sowie das Wissen, das ich mir im Austausch mit verschiedenen Menschen angeeignet hatte, wollte ich gerne weitergeben – und zwar so niedrigschwellig wie möglich. Das Format des Onlinekongresses ist dazu meiner Meinung nach ideal: Die Teilnahme ist kostenlos, und jede*r kann selbst entscheiden, welche Inhalte er wann und wo anschauen möchte.

kobinet-nachrichten: Das ist nunmehr schon der 3. Online-Inklusionskongress. Wie waren Ihre Erfahrungen mit den ersten beiden Kongressen und wie war die Resonanz?

Bettina Krück: Meine Erfahrungen mit den ersten beiden Kongressen sind insgesamt äußerst positiv. Ich habe selbst unglaublich viel gelernt und auch heute noch spüre ich, wie eigentlich jedes einzelne Interview mich motiviert und ermutigt, mich weiter für Inklusion einzusetzen – weil dieser Austausch mir zeigt, dass ich nicht alleine bin, und mir so auch Rückhalt gibt.

Die Kongressteilnehmenden sind vor allem Eltern und Menschen, die als Lehrkraft oder auf andere Weise im Bildungsbereich tätig sind. Eltern berichten mir, dass sie durch die Interviews viel über Schule und Inklusion gelernt haben und sich vor allem ermutigt fühlen, Inklusion für ihre Kinder einzufordern. Und von Lehrkräften höre ich immer wieder Erleichterung und Freude über die Bespiele gelingender schulischer Inklusion, die sie im Kongress sehen.

Was die meisten außerdem schätzen, sind die Begegnungen und neuen Perspektiven, die hier entstehen: Beim Kongress kommen sowohl Menschen zu Wort, die selbst eine Behinderung haben und sich für Inklusion einsetzen, als auch Menschen, die sich vor allem beruflich mit dem Thema Inklusion beschäftigen – also zum Bespiel in einer Schule, in der Forschung o.ä.

kobinet-nachrichten: Welche Themen sind Ihnen beim nun anstehenden Kongress persönlich besonders wichtig?

Bettina Krück: Der Hauptschwerpunkt des Kongresses liegt immer noch auf der inklusiven Bildung. Es wird sowohl Interviews zu ganz praktischen Aspekten geben als auch zu Forschungsergebnissen und Theorien. Daneben greifen aber eine ganze Reihe Interviews das Themenfeld „Sprache und Kommunikation“ auf, weil ich das für eine gelingende Inklusion unglaublich wichtig finde. Dabei geht es einerseits um praktische Aspekte wie barrierefreie Lerninhalte, Leichte Sprache und Unterstützte Kommunikation, andererseits aber auch um klischeefreie Sprache und das Thema Ableism. Tatsächlich ist mir persönlich bei diesem Kongress beides wichtig: zeigen, dass und wie inklusive Bildung gelingen kann, und gleichzeitig ein Bewusstsein schaffen für die Art, wie wir mit- und übereinander sprechen. Denn das eine geht nicht ohne das andere.

kobinet-nachrichten: Wie schätzen Sie die Entwicklung der Digitalisierung und die Tatsache, dass Online-Veranstaltungen in Corona-Zeiten schon fast Normalität sind, ein? Haben Sie hierzu Ideen bzw. Wünsche für die Zukunft?

Bettina Krück: Ich sehe in der Digitalisierung enorme Chancen für mehr Teilhabe – und freue mich tatsächlich, dass Formate wie der Online-Inklusionskongress nun überall viel selbstverständlicher angenommen werden und so Wissen und praktische Erfahrungen leichter geteilt und vermittelt werden können. Gleichzeitig erlebe ich – gerade im Zusammenhang mit Bildung –, dass die Lebensrealitäten vieler Kinder und Jugendlichen bei digitalen Angeboten oft gar nicht mitgedacht werden und sie somit doch wieder ausgeschlossen sind – sei es aufgrund fehlender Ressourcen oder wegen mangelnder Barrierefreiheit. Deshalb wünsche ich mir, dass Zugangsmöglichkeiten geschaffen werden und digitale Barrierefreiheit schon jetzt viel stärker eingefordert und umgesetzt wird, und zwar nicht nur bei öffentlichen Stellen, sondern eben auch bei privaten Unternehmen.

Und dennoch, bei aller Liebe zu Online-Formaten und den damit einhergehenden Möglichkeiten: Momentan wünsche auch ich mir vor allem wieder „echte“ Begegnungen.

kobinet-nachrichten: Was kann man tun, damit der Online-Kongress ein Erfolg wird?

Bettina Krück: Am liebsten: selbst teilnehmen, gerne auch aktiv im Kongressforum mitdiskutieren. Wenn dazu die Zeit und Motivation nicht reicht: weitersagen! Rund 6.000 Menschen sind bisher angemeldet und ich hoffe sehr, dass wir noch mehr werden.

kobinet-nachrichten: Vielen Dank für das Interview.

Link zu weiteren Infos zum Online-Inklusionskongress