Menu Close

Spaß für Alle bei der Aulendorfer Fasenet

Symbol Info
Symbol Info i
Foto: ht

Aulendorf (kobinet) Die närrische Zeit steuert unaufhaltsam auf ihren Höhepunkt zu und so stellt sich auch dieses Jahr die Frage nach der Barrierefreiheit der vielen närrischen Aktivitäten. Hierzu erreichte die kobinet-nachrichten eine Presseinformation des neuen Behindertenbeauftragten der Kleinstadt Aulendorf Franz Erwin Kemper. "Die Aulendorfer Fasenet ist SPASS FÜR ALLE! Und an unserem Spaß sollen auch Behinderte nicht gehindert werden!" Dieses Ziel packen die Narrenzunft und der Behindertenbeauftragte der Stadt Aulendorf heuer gemeinsam an.

„Leider sind wir damit die ersten im Land, hoffentlich aber nicht die letzten“, erklärte Franz Erwin Kemper. Blinde, hörbehinderte und Rollstuhlfahrende Narren wollen es gemeinsam anpacken:

– Für blinde Narren gibt’s alle aktuellen Zunftinfos zur Maskenbeschwörung am Mittwoch, den 19.2.20 um 19:00 Uhr am Hexeneck und zu den Gastgruppen beim sonntäglichen Springen ab 14:00 Uhr in einem Blindenschriftheft; dazu die aulendorfer Fasenets-Grundinformationen zu Geschichte, Figuren und Fasenetsablauf in einem zweiten Heft (62 Punktschriftseiten). Diese sind kostenlos bestellbar ab sofort per Email bei [email protected]

– Für Rollstuhlfahrer halten wir beim Springen den Platz gegenüber dem Schloss bei der Straßeneinmündung frei und helfen am 19.2. am Hexeneck, dort leicht erhöht vor der Fleischerei, zum guten Überblick übers Geschehen.

– Für hörbehinderte Narren übersetzen unsere beiden Gebärdendolmetscherinnen die Ansagen am Mittwoch am Hexeneckplatz und am Sonntag auf der Tribüne auf dem „Alten Rathausplatz“. Die Gebärdendolmetscherin am Mittwochabend mitten im Feuerzauber, den sollte sich wohl niemand entgehen lassen, findet der Aulendorfer Behindertenbeauftragte und hofft darauf, dass möglichst viele behinderte Menschen von diesen Angeboten erfahren.

Franz Erwin Kemper ist seit seiner Jugend blind und seit 4. November 2019 Behindertenbeauftragter der oberschwäbischen Kleinstadt Aulendorf. Als geborener und „überzeugter“ Rheinländer fand er 20 Jahre lang keinen Zugang zur allemannischen Fasnet, bis er vor einem Jahr den Text des Zunftheftes zur Aulendorfer Fasnet zugemailt bekam. „Ich setzte es in Braille um und druckte ihn für 4 Besucher, die daraufhin ebenfalls ein Verständnis für diese Form der Fasnet bekamen, wie jetzt auch ich. Wenn’s für Blinde so leicht ist, dann muss es doch auf für hörbehinderte und rollstuhlfahrende Narren möglich sein, ihnen die Zugangsbarrieren zu unserer Fasnet zu beseitigen/mindern“, fand Franz Erwin Kemper und schritt zur Tat.

Gebärdendolmetscherinnen übersetzen nun die Ansagetexte und Rollstuhlfahrer bekommen freien Blick auf den Umzug, statt nur den Blick auf die prächtigen Gesäße der Zugbesucher vor ihnen. „Da Internet-Recherchen ergeben, dass Aulendorf als erste Gemeinde sich um barrierefreie Fasnet bemüht, sind wir an deutschlandweiter Verbreitung unserer Initiative interessiert (Ausnahmen fanden wir in der wenig genutzten Fastnachts-Initiative des Landschaftsverbands Rheinland und des WDR auf der Rosenmontagstribüne mit mündlicher Zugbeschreibung)“, schreibt Franz Erwin Kemper.

Mit einem herzhaften „Ha, ha, ha – jo was saischt au“ von der Aulendorfer Narrenzunft hofft der Behindertenbeauftragte der Stadt Aulendorf auf viel Spaß und Barrierefreiheit in der närrischen Zeit.