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Hobby Astronomie – unterwegs mit Rollstuhl und Teleskop = Experte – nicht nur in eigener Sache

Manfred Fischer mit seinem Teleskop
Manfred Fischer
Foto: Roland Froschauer, Leonding

OSTERMIETHING (kobinet) Behinderte Menschen werden häufig zu Recht als Experten in eigener Sache bezeichnet. Sie werden als kompetent angesehen - aus der eigenen Betroffenheit - in Punkten wie "Barrierefreiheit", "Inklusion" oder "Teilhabe" sachkundig mitzureden. Dabei wird übersehen, dass viele von diesen Personen eine gute berufliche Ausbildung haben oder ein Hobby ausüben, mit dem sie viele begeistern können. Einer dieser Menschen ist der in Ostermiething in Oberösterreich lebende Manfred Fischer.

Er ist Journalist und Hobby-Astronom sowie seit 2002 Rollstuhlfahrer. „Mich fasziniert der Himmel. Die Sonne, der Mond, die Planeten und die Sterne bieten uns bei Tag und Nacht bemerkenswerte Ereignisse. Leider kriegen wir meist wenig davon mit. Auch in der Nacht ist es vielfach zu hell, um die Sterne beobachten zu können“, sagt Manfred Fischer über sein Hobby.

„Das über Astronomie angesammelte Wissen gebe ich gerne weiter. Mache das bei öffentlichen Beobachtungsabenden. Die Begeisterung der Menschen über die Sternbilder oder den sichtbaren Überflug der ISS (Internationale Raumstation) zu erleben, sind für mich den Aufwand wert“, meinte Manfred Fischer weiter.

Öffentliche Beobachtung des Merkur-Transits 2016
Öffentliche Beobachtung des Merkur-Transits 2016

Ein- bis zweimal pro Jahr lädt Manfred Fischer zu öffentlichen Beobachtungsabenden. Meist stehen astronomische Ereignisse an, wie Mondfinsternisse, Sternschnuppenschauer oder Ähnliches. Auch am Tag gibt es immer wieder etwas Besonderes zu sehen, wie in den letzten Jahren zweimal einen Merkurdurchgang vor der Sonne. Der kleine Planet wanderte direkt vor der Sonnenscheibe vorbei und ist im Teleskop als kleiner schwarzer Punkt zu sehen. Da der Merkur die Sonne nicht augenscheinlich verfinstert, kriegten diesen Astro-Event die meisten Menschen gar nicht mit.

Bei einem Vortrag in Kepler Sternwarte in Linz
Bei einem Vortrag in Kepler Sternwarte in Linz

In einer regionalen Wochenzeitung schreibt er monatliche Kolumnen zu den bevorstehenden Himmelsereignissen oder Themen betreffend die Sternbeobachtung. In Vorträgen, wie erst kürzlich bei den Mitgliedern der Kepler Sternwarte in Linz, informiert er astronomische Vereine und Institutionen über die Möglichkeiten barrierefreier Zugänge zu ihren Angeboten. Es geht dabei um Zufahrtsmöglichkeiten für Rollstuhlfahrer zu Teleskopen, Hilfsmittel für blinde Besucher und Beobachtungen mit Gebärdensprachdolmetschern für gehörlose Personen. Wichtig ist ihm dabei zu vermitteln, dass Barrierefreiheit mehr als eine Rampe für Rollstuhlfahrer ist.

Natürlich braucht es für Manfred Fischer durch seine Behinderung einen gesteigerten Organisationsaufwand, um den Himmel zu beobachten. Das Teleskop muss angepasst – sozusagen „tiefergelegt“ – sein, damit er vom Rollstuhl aus Einblick durch das Okular nehmen kann. Bei einem öffentlichen Beobachtungsabend hat er immer einen Klappsessel dabei, damit die Besucher sich zum Teleskop setzen können und sich nicht mit krummem Rücken Einsicht verschaffen müssen.

Die Teleskopauswahl war ebenfalls herausfordernd, denn je größer der Durchmesser des Gerätes, desto besser ist das Lichtsammelvermögen und desto mehr sieht Mann oder Frau. Andererseits muss er das Teleskop vom Rollstuhl aus stressfrei aufstellen können.

Wirklich dunkle Beobachtungsplätze zu finden ist für jeden Hobby-Astronomen ein Herausforderung. Hoch, dunkel und ohne Lichtverschmutzung sollten sie sein. Für Manfred Fischer müssen sie weiters mit dem Rollstuhl erreichbar und gut berollbar sein. Nach längerer, hartnäckiger Suche wurde er auch hier fündig.

Heute kann er sein Hobby betreiben und gleichzeitig seine Faszination vom Sternenhimmel an andere weitergeben.

Behinderte Menschen sind eben nicht nur auf Unterstützung angewiesen. Viele von ihnen bringen sich aktiv ein, um das gesellschaftliche Leben zu bereichern – wie Manfred Fischer.