
Foto: Sourcefabric
Berlin (kobinet) Seit einigen Jahren kooperieren die kobinet-nachrichten mit Sourcefabric, eine gemeinnützige, international agierende Organisation, die Unterstützungen für eine effektive Medienarbeit bietet, außerordentlich gut und nutzen mittlerweile auch deren Redaktionsprogramm Superdesk. Im Nachgang zu einem Treffen von kobinet-Machern mit Anna Rohleder von Sourcefabric in Berlin, führte Ottmar Miles-Paul folgendes Interview mit der engagierten Frau, die Head of Communications von Sourcefabric ist und vorwiegend in Prag arbeitet, über Herausforderungen und Chancen zukünftiger Medienarbeit und damit verbundener technischer Anforderungen.
kobinet-nachrichten: Heutzutage ist ein gut funktionierendes und modernes Redaktionssystem das A & O für einen Online-Nachrichtendienst. Welche Entwicklungen sehen Sie in diesem Bereich?
Anna Rohleder: Vor dem Hintergrund eines wachsenden Preis- und Leistungsdrucks werden Medien immer noch aufgefordert, einen höheren Anteil an Mehrwert zu schaffen, allerdings mit schrumpfenden Ressourcen. Im Moment ist oft von Artificial Intelligence (AI) – in deutsch von künstlicher Intelligenz – die Rede, als ob nur eine völlig andere Intelligenz einen Ausweg aus dieser unmöglichen Situation finden könnte. Aber unserer Erfahrung nach geht es vielen Medienorganisationen eher darum, die Komplexität ihres Umfelds zu bewältigen, als nur eine Menge von Inhalten zu produzieren. Diese Komplexität läßt sich insbesondere an zwei Stellen spüren: bei der Hereinnahme der Nachrichtenquellen und dann wieder bei der Ausgabe des Inhalts. Da muss man wörtlich in der Lage sein, alles unter einen Hut zu bringen. Und dies am besten von einer Steuerungsstelle aus, wo man die Übersicht von allem, was herein- und herausfließt, möglichst behalten kann.
Fachlich nennt sich das Mandantenfähigkeit. Um uns bei Sourcefabric der Herausforderung der Mandantenfähigkeit zu stellen, haben wir unseren Superdesk-Publisher entwickelt. Er funktioniert sowohl wie ein digitales Dashboard als auch eine Layout-Architektur, wo man seine Website immer wieder neu gestalten kann, auch ohne besondere IT-Kenntnisse, einfach Drag-and-Drop wie es sich so im Web gehört.
kobinet-nachrichten: Gerade kleinere bzw. auf gemeinnütziger Basis arbeitende Organisationen können heute einiges bewirken. Welche Unterstützung bietet Sourcefabric in diesem Bereich?
Anna Rohleder: Sourcefabric z.ú. ist selber eine gemeinnützige Organisation und von daher liegt es uns schon am Herzen, andere gemeinnützige Organisationen im Medienbereich zu unterstützen. Unser Anliegen ist es, kleineren und unabhängigen Medien die technischen Möglichkeiten zu schenken die sie brauchen um im heutigen Konkurrenzumfeld mithalten zu können. In erster Linie entwickeln wir Open-Source Lösungen, die jede Medienorganisation kostenlos downloaden und benutzen kann, von einem großen redaktionelle System wie Superdesk bis zu einem Einzelwerkzeug wie Live-Blog. Darüber hinaus bieten wir Unterstützung bei Trainings oder auch Beratung, besonders wenn es um die digitale Umwandlung einer Medienorganisation geht.
kobinet-nachrichten: Wenn Sie 10 Jahre vorausblicken, welche Entwicklungen sehen Sie in dem Bereich, in dem Sie aktiv sind?
Anna Rohleder: Mit dem Einsatz verfeinerten Algorithmen basiert auf Big-Data werden die Nachrichten, die wir erhalten, zunehmend auf unsere persönlichen Interessen und Wünsche zugeschnitten. Das ist meiner Meinung nach der nächste Schritt im Wandel der Medien unserer Zeit, vom Massenkommunikationsmittel zum Träger der Gruppenidentität. Auf der anderen Seite hege ich die Hoffnung, neue Arten und Formen der Zusammenarbeit werden sich unter den Medien langfristig etablieren. Die Zeit des Wettbewerbs ist schon jetzt längst vorbei; in der Zukunft müssen sich einzelne Medien als Teile eines Ganzen verstehen, das erst effektiv sein kein, wenn es seinen Mitgliedern gut geht.
kobinet-nachrichten: Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft für Sourcefabric?
Anna Rohleder: Für mich sind wir erfolgreich, wenn wir einen Beitrag zur Nachhaltigkeit der Medien insgesamt leisten können. Und ich hoffe, wir werden weiterhin ein besonderes Augenmerk darauf legen, diejenigen Stimmen zu stärken, die in unserer Gesellschaft sonst zu kurz kommen, wie zum Beispiel die Perspektive der Inklusion, die die kobinet-nachrichten ja so toll vermittelt.
kobinet-nachrichten: Vielen Dank für das Interview und danke für die gute Zusammenarbeit.
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