Menu Close

Bahn als Abort …

Foto zeigt defektes Bahn-WC
Defektes Bahn-WC
Foto: Kay Macquarrie

Berlin (kobinet) Mit kaputten Klos bei der Bahn hat Vielfahrer Kay Macquarrie so seine Erfahrungen. Was ihm gestern widerfuhr, ist nun auf barrierefreiebahn.de zu lesen.Unglaublich!

Und ich sagte noch: Die Blase drückt! Ich brauche ein Klo, sonst pinkle ich in den Zug. Doch das (einzige!) Universal WC ist – wie so oft – defekt. Es prangt ein gelbes Hinweisschild an der Tür. Der Zugchef: Der Kollege kommt gleich! Doch der Kollege kommt nicht. Stattdessen – nach einer halben Stunde – eine nichts ahnende Kollegin.

Sie läuft an mir vorbei. Ich zu ihr im Vorbeigehen: Entschuldigen Sie, ich müßte mal! Bitte schauen Sie nach, ob das WC für mich ausnahmsweise zu nutzen ist. Doch als sie zurückkommt – nachdem sie quer durch den Zug ist, um mit dem Zugchef zu sprechen und sich zu vergewissern – rüttelt sie nur kurz an der Tür, um dann zu sagen: Defekt. Hier kommen Sie nicht rein!

Ich sage, das weiß ich. Sie brauchen einen Schlüssel, um die gesperrte Tür für mich zu öffnen. Sie wieder los. Nach einer Ewigkeit – ich kann kaum mehr an mich halten – drücke ich den SOS Knopf. Den gibt es an den barrierefreien Plätzen, um nach Hilfe zu rufen. Das Signal ertönt. Genau zwei Mal. Dann hört es auf. Der Zugchef hat es aus der Ferne ausgeschaltet, kommt aber nicht zurück.

Notgedrungen lasse ich meinen Worten Taten folgen und schiffe in den Türeingang. Dort bin ich halbwegs vor Blicken geschützt. Mal abgesehen von dem mobilen Bistrowagen der sich an mir vorbeizwängt und dann noch der gewissenhaften Kollegin, die just in diesem Moment mein Ticket sehen will. Zurück am Platz kann die Kontrolle ordnungsgemäß durchgeführt werden. Die Verunreinigung wird mit einem lapidaren Schulterzucken quittiert.

Lesermeinungen

Bitte beachten Sie unsere Regeln in der Netiquette, unsere Nutzungsbestimmungen und unsere Datenschutzhinweise.

Sie müssen angemeldet sein, um eine Lesermeinung verfassen zu können. Sie können sich mit einem bereits existierenden Disqus-, Facebook-, Google-, Twitter-, Microsoft- oder Youtube-Account schnell und einfach anmelden. Oder Sie registrieren sich bei uns, dazu können Sie folgende Anleitung lesen: Link
7 Lesermeinungen
Neueste
Älteste
Inline Feedbacks
Alle Lesermeinungen ansehen
Ralph Milewski
11.12.2019 10:51

Für den Fall der Fälle… Uribag!

Michael Günter
Antwort auf  Ralph Milewski
12.12.2019 19:38

Na,
das ist aber mal eine exklusive Denke!
Mit nem Uribag, kann sich der helfen, der sich noch helfen kann – was machen eigentlich die anderen „Behinderten“?
Ich weiß gar nicht, welcher Ort mir am besten in Erinnerung blieb, als ich mal Klienten die verkotete Windel wechseln musste – ganz oben stehen da auf jeden Fall die Behindertentoilette in Straßburg, auf die mein Behinderten-WC-Schlüssel „Made in Germany“ nicht passte (also musste es auf dem Rücksitz eines VW-Touran „passieren“, viedoüberwacht versteht sich! – Danke EU für die „Angleichung“!) oder die Toilette der als barrierefrei angepriesenen Orthopädenpraxis (die Damentoilette, also deren Fußboden, war immerhin räumlich soweit ausreichend, dass ich mein „Werk“ – also eigentlich jenes meiner Begleiterin – entsorgen konnte. Handschuhe war halt dort nicht, aber man kennt sich ja…Wechselmaterial hatte ich dabei, nur mein Vorwechsler hatte offentsichtlich die Handschuhe aufgebraucht…).
Wohl dem, dem es nur um Uribags geht – ganz ehrlich, ich bin ja nicht (noch nicht) betroffen, aber in jedem fu..ing Park hängen zumindest Mülltüten für Hundekot rum…
Oder ganz vulgär: Pissen und Scheißen ist Menschenrecht, zumindest an den Orten sollte es das sein, wo man sich länger als 2 Stunden aufhält!

Ralph Milewski
Antwort auf  Michael Günter
13.12.2019 15:19

Ich rede nicht von allen oder irgend einem
Behinderten. Hier im ganz konkreten Fall wäre der jenige offensichtlich fähig gewesen davon gebrauch machen zu können, anstatt in den Türeingang zu urinieren.

Michael Günter
Antwort auf  Ralph Milewski
13.12.2019 19:27

Hallo Herr Milewski,
im konkreten Fall war derjenige wenigstens in der Lage auf seine Lage aufmerksam zu machen UND er stellt sein Handeln unter genau dem Aspekt zur Schau (statt sich in die Hose zu pinkeln).
Dies ist m.E. ein politischer Akt, wirklich repräsentativ – genau wie es unsere Demokratie auch ist!
Franz Christoph hätte Bundespräsident Carstens ja auch nicht seine Krücke überziehen müssen, er hätte lieb „Guten Tag“ sagen können und sich am besten noch dafür entschuldigt, dass er mit Carstens aufgrund „seiner“ Behinderung leider nicht durch die Lande wandern könne…
Swantje Köbsell hat auch niemand gezwungen sich an die Bremer Bürgerschaft zu ketten…

Arnd Hellinger
10.12.2019 16:36

Hmm, wenn der Defekt nun aber tatsächlich so schwerwiegend war, dass auch eine „ausnahmsweise“ Öffnung keinen Sinn gemacht hätte? Die Zugbegleiter oder Techniker sperren die WCs ja nicht grundlos…

Ich hätte in einem solchen Fall das Zugteam gebeten, mir am nächsten Bahnhof den Ausstieg und die aufpreisfreie Weiterfahrt im nächsten Takt zu organisieren. Man muss doch wirklich nicht immer gleich auf Konfrontationskurs gehen, oder?

Peter Hecker
Antwort auf  Arnd Hellinger
11.12.2019 15:45

Doch Arnd Hellinger, dass muss man!

Arnd Hellinger
Antwort auf  Peter Hecker
12.12.2019 00:32

Nein, Peter Hecker, muss man nicht. Denn wie wollen wir von den Regierungen erwarten, die Konflikte und Probleme dieser Welt friedlich zu lösen, wenn wir selbst im Kleinen nicht zu Dialog und Kompromiss (hier Fahrtunterbrechung oder Nutzung eines Uribag) in der Lage sind???

Natürlich ist eine nicht nutzbare barrierefreie Zugtoilette sehr unschön, aber die DB sperrt sie nicht, um irgendwen zu ärgern, sondern weil es im konkreten Fall eben nicht anders geht.