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Erfolge und Herausforderungen in der Beratung in Dortmund

Team der EUTB von Mobile Dortmund
EUTB Mobile Dortmund
Foto: EUTB von Mobilie Dortmund

DORTMUND (KOBINET) Die ergänzende unbabhängige Teilhabeberatungsstelle (EUTB) von Mobile Selbstbestimmt Leben Behinderter in Dortmund kann bereits auf eine Reihe von Erfolgen blicken, so dass die Ratsuchenden einiges erreichen konnten. Ein großes Problem ist jedoch die mangelnde Angebotsstruktur. Die vergebliche Suche nach Assistenz- und Pflegediensten oder eigenen Mitarbeitenden hindert die Ratsuchenden häufig an der Umsetzung von Assistenz- oder Pflegeleistungen, wie kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul im Inverview mit Nicole Andres vom Team der EUTB in Dortmund erfuhr.

kobinet-nachrichten: Ihre ergänzende unabhängige Teilhabeberatung arbeitet nun ja schon geraume Zeit. Wann haben Sie genau angefangen und wie sind Ihre ersten Erfahrungen? 

Nicole Andres:  Angefangen haben wir im Januar 2018 mit zwei Beraterinnen. Im Laufe des Jahres kamen weitere Beraterinnen hinzu. Unser Team ist nun komplett. 

Unsere ersten Erfahrungen sind sehr positiv. Das Beratungsangebot wird von Menschen mit unterschiedlichen Anliegen genutzt. Rückmeldungen der Ratsuchenden zeigen, dass das Angebot der EUTB zu lange gefehlt hat. 

kobinet-nachrichten: Welche Highlights gab es für Sie in der Beratung? Konnten schon Erfolge für die Ratsuchenden erreicht werden? 

Nicole Andres: Unser Highlight ist, dass wir den ratsuchenden Menschen eine feste Anlaufstelle bieten können, an welche sie sich stets wenden können. Als Peers können wir unsere Erfahrungen mit Behinderung mit anderen Menschen teilen und voneinander lernen. Highlights erleben wir immer dann, wenn wir ein Ziel gemeinsam mit den Ratsuchenden erreichen.

Erfolge sind es immer dann, wenn die Menschen ihre Wünsche erkennen, ansprechen und mit unserer Hilfe umsetzen können. Ein Ratsuchender hat es zum Beispiel geschafft, den Pflegegrad 2 zu bekommen, obwohl er vorher nicht bewilligt wurde, er ihn jedoch zwingend brauchte, um seinen Alltag selbstbestimmt zu gestalten.

Häufig haben wir auch Erfolge bei der Beantragung von Assistenzleistungen. Viele Ratsuchende möchten in ihrer Freizeit oder bei der Arbeit selbstständig und selbstbestimmt handeln. Um dieses Ziel zu erreichen, unterstützen wir die Betroffenen zum Beispiel bei der Stellung von Anträgen auf Eingliederungshilfe für Arbeits- oder Freizeitassistenz. Viele Menschen nutzen dafür das persönliche Budget. Damit können sie ein Stück weit flexibler und unabhängiger arbeiten und leben. Dadurch können die Ratsuchenden ihrem Ziel der Selbstbestimmung einen Schritt näherkommen. 

kobinet-nachrichten: Welche Rückmeldungen bekommen Sie auf Ihr Angebot von den Kund*innen bzw. anderen Institutionen? 

Nicole Andres::  Die Rückmeldungen der Ratsuchenden und anderer Institutionen sind positiv. Viele Menschen sind sehr erleichtert, dass sie endlich jemanden gefunden haben, der sich um ihr Anliegen kümmert. Die Ratsuchenden kommen oft mit der Erfahrung, dass sie immer wieder an andere Stellen weitervermittelt werden. Bei uns finden sie eine Stelle, bei der jeder Mensch willkommen ist und frei über sein Anliegen sprechen kann. Wir begleiten die Personen bei allen Schritten und tun dies bei Bedarf auch mit anderen Menschen oder Institutionen gemeinsam. Die Menschen schätzen unsere Offenheit und Verantwortungsbereitschaft. Viele sind besonders froh darüber, dass sie in Austausch mit Menschen kommen, die selbst von Behinderung betroffen sind und ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

Auch der Kontakt zu anderen Institutionen ist positiv. Die anderen KollegInnen sind froh darüber, dass wir so eng mit ihnen zusammenarbeiten und uns fachlich austauschen. So können wir Ratsuchende gemeinsam bestmöglich auf ihrem Weg unterstützen. 

kobinet-nachrichten: Wo hapert es zuweilen, bzw. wo sind Themen oder Punkte, wo die Betroffenen noch nicht zu ihrem Recht auf Teilhabe kommen?

Nicole Andres:  Es gibt Situationen, in welchen die Betroffenen noch nicht zu ihrem Recht auf Teilhabe kommen. Ein großes Problem ist die vorhandene Angebotsstruktur. Die vergebliche Suche nach Assistenz- und Pflegediensten oder eigenen Mitarbeitenden hindert die Ratsuchenden an der Umsetzung von Assistenz- oder Pflegeleistungen. Diese Notlage bringt uns in der Beratung oft an Grenzen. Schwierig ist auch, dass sie zum Beispiel durch die Arbeitszeiten der Assistenzdienste eingeschränkt sind. Hinzu kommt, dass viele Menschen ihre Rechte noch nicht kennen und deswegen erst gar nicht umsetzen können. Es fehlen zugängliche Informationen über die Rechte und Möglichkeiten für Menschen mit Beeinträchtigungen.

kobinet-nachrichten: Wenn Sie zwei Wünsche für die EUTB frei hätten, welche wären das? 

Nicole Andres: Unser größter Wunsch ist die Weiterbewilligung der EUTB-Angebote, damit Ratsuchende auch in Zukunft kostenfrei und unabhängig beraten werden können. Ein weiterer großer Wunsch ist eine Veränderung der Angebotsstrukturen – nur so können die Menschen auch nach der Beratung selbstbestimmt entscheiden und leben. Wir wünschen uns, dass die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung weiterhin Früchte tragen wird. 

kobinet-nachrichten: Vielen Dank für das Interview!

Kontakt: Teilhabeberatung Selbstbestimmt Leben Dortmund, Träger: MOBILE – Selbstbestimmtes Leben Behinderter e.V., Roseggerstr. 36, 44137 Dortmund – Internet: www.eutb-dortmund.de