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Mit dem Rollstuhl skaten?

David in Aktion
David in Aktion
Foto: Privat

HAMBURG (KOBINET) David Lebuser ist ein vielseitig interessierter Extremsportler. Der 32-Jährige will seinen im vergangenen Jahr errungenen Titel als Deutscher Meister im Rollstuhl-Skaten verteidigen, wenn am 18. Mai in Berlin die 2. Internationale Deutsche Meisterschaft in dieser Disziplin ausgetragen wird. Lebuser hat sich kürzlich zur Situation von Bahnreisenden im Rolli geäußert (kobinet 10.2.19). In seiner ersten Kolumne für diesen Nachrichtendienst schreibt er heute über das Skaten. sch

Ich hatte einen Unfall, Diagnose Querschnitt, Rollstuhl und so weiter. Viele von euch kennen das und ihr wisst, jeder geht damit anders um. Ich für meinen Teil fand es schlimm, im Bett zu hocken und nicht selbstständig irgendwo hinzukommen. Der Rollstuhl brachte mir diese Möglichkeit wieder und so begann ich diesen ausgiebig zu testen. Ich war begeistert dabei mit dem neuen Gerät Kanten, Treppen und Rampen zu probieren, Wege zu finden, wo andere keine sahen.

Als ich dann ein Video auf YouTube sah, von einem Ami namens Aaron Fotheringham, war ich infiziert. Ein Rollstuhlfahrer machte Tricks im Skatepark. Das wollte ich auch und so begann ich mit meinem Rollstuhl durch die Skateparks zu fahren. Ich empfand das als Spielwiese in denen ich immer wieder neues probieren kann. Diese Skills halfen dann auch im Alltag, denn im Skatepark konnte ich so einige knifflige Situationen üben.

Als ich vor 10 Jahren anfing, hätte ich mir nicht vorstellen können, dass ich selbst mal Tricks schaffe, an die damals noch nicht mal zu denken war. Man fängt irgendwo an und man kommt immer ein Stück weiter – wird besser. Viele Leute denken, meine Tricks wären super gefährlich oder ich wäre lebensmüde.  Aber man kennt seine Fähigkeiten und man weiß was man sich zutrauen kann. Am Ende habe ich mich nicht öfter verletzt als die meisten Basket- oder Fußballer. Man lernt eben auch das Fallen und damit auch das Aufstehen und diese Fähigkeiten sind am Ende wieder wichtig, um Risiken zu minimieren, auch im Alltag.

Nun ist aus dem Rollstuhl Skaten, anfangs hieß es Chairskating, ein echter Sport geworden. Heute heißt es weltweit Wheelchair Motocross oder eben kurz WCMX. Ein verwirrender Name, denn es gibt ja gar keinen Motor, aber angelehnt an die Sportart BMX, macht das dann doch wieder irgendwie Sinn. Mittlerweile gibt es weltweit einige Wettbewerbe, hier und da mal mehr und mal weniger aktive Skater mit Rollstuhl. Es wird aber immer beliebter und vor allem bei Kindern und Jugendlichen ist es eine schöne Alternative, um den Rollstuhl spielerisch beherrschen zu lernen. Es ist auch etwas, dass man mit seinen nicht behinderten Freunden machen kann, einer fährt BMX, ein anderer Skateboard und einer eben Rollstuhl – WCMX! Wenn das mal nicht beispielhafte Inklusion ist.

Natürlich ist nicht alles Gold was glänzt, nicht jeder Skateparkplaner hat auf dem Schirm, dass auch Skateparks möglichst barrierefrei zugänglich sein sollten, das es rollstuhlgerechte Toiletten in der Nähe geben sollte oder gar Behindertenparkplätze. Und deswegen sollte diese Bereicherung des Sportangebots für Rollstuhlfahrer bekannter werden, damit auch die letzten Stadtplaner, Skateparkbauer und Landschaftsarchitekten verstehen, dass einfach alles zugänglich gemacht werden muss!

Also ich hoffe wir sehen uns am 18. Mai in der Skatehalle Berlin oder wir lesen uns wieder hier!

Euer David Lebuser