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DüSSELDORF (KOBINET) Der Sozialverband Deutschland in Nordrhein-Westfalen (SoVD NRW) hat am 1. August seine Kampagne "Ich bin nicht behindert, ich WERDE behindert" gestartet. Ziel ist es, den Handlungsdruck auf die Landespolitik zu erhöhen, damit diese das Tempo bei der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention endlich erhöht und für einen zügigen Abbau der zahlreichen Barrieren sorgt, unter denen die insgesamt 2,8 Millionen Menschen mit einer Behinderung in Nordrhein-Westfalen täglich zu leiden haben.
„Viele Menschen haben gelernt, mit ihren Beeinträchtigungen zu leben, werden aber durch unnötige und vermeidbare Barrieren von ihrem Recht auf Teilhabe abgeschnitten und ausgegrenzt“, so Franz Schrewe, der NRW-Landesvorsitzende des Verbands: „Wir haben kein Verständnis dafür, dass die Politik sich nicht mit voller Energie, Tatendrang und Entschlossenheit um die Belange dieser vielen, vielen Menschen kümmert“, so Schrewe weiter: „Sieben Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention müssten wir in NRW längst weiter sein. Als Sprachrohr und Anwalt der vielen Betroffenen müssen wir feststellen, dass die Landesregierung die klaren Vorgaben der UN-BRK durch eigene Gesetzgebung verwässert und klein redet, statt sie durch klare Regeln und entsprechende Sanktionen bei Verstößen zu zementieren. Stattdessen scheint die Devise zu sein: Kosten vermeiden und Konflikten aus dem Weg gehen.“ Wer beim Bau gegen Vorgaben zur Barrierefreiheit verstoße, begehe nach geltendem Recht nicht mal eine Ordnungswidrigkeit. Wer trotz der Beschäftigungspflichtquote keine Behinderten einstelle, könne sich als Arbeitgeber günstig mit einer Ausgleichsabgabe frei kaufen. Und wer als Schüler mit Förderbedarf in der „falschen“ Gegend wohne, dem bleibe nur die Sonderschule – weil Alternativen dazu gar nicht angeboten würden, so der Landesvorsitzende.
„Das ist kein Zustand“, sagt Dr. Michael Spörke, Leiter der Abteilung Sozialpolitk im SoVD NRW, „und deshalb wollen wir die Landespolitik sensibilisieren und mit dieser Kampagne deutlich machen, dass es das Recht auf Teilhabe nicht zum Nulltarif gibt – und bis zum Sankt-Nimmerleinstag warten wollen wir auf die Umsetzung auch nicht.“ Viele Menschen mit Behinderungen fühlten sich von der Politk nicht ernst genommen und wünschten sich mehr Unterstützung, sagt Spörke, der selbst Rollstuhl-Nutzer ist: „Alles, was behinderte Menschen von der Teilhabe ausschließt, ist eine Barriere. Und in diesem Sinne verstehen wir auch unsere Kampagne und das provokante Motto. Es ist wirklich so: Die Leute fühlen sich durch vermeidbare Barrieren behindert und erwarten deshalb zurecht von der Politik Lösungen statt Beschwichtigungen.“
Christine, Betty, Jessy, Paula, Anthony und Miriana sind sechs Menschen aus NRW, die genau das unterschreiben würden. Sie haben sich die Zeit für ein professionelles Shooting genommen und sind gewissermaßen die offiziellen „Gesichter“ der SoVD-Kampagne. Ihre Geschichten kann man sich in Form von Interviews auf der Kampagnen-Homepage www.ich-werde-behindert.de anhören bzw. anschauen, denn Christine und Jessy sind zum Beispiel gehörlos. Und bei Paula, die das Down-Syndrom hat, hat „Mama“ uns die Situation geschildert. Sie alle unterstützen die Forderungen des SoVD NRW und sie alle haben uns erzählt, auf welche Barrieren sie tagtäglich stoßen, ob auf dem Weg zum Arzt, im Lebensmittelgeschäft, in der Bank oder etwa der Uni, heißt es in einer Presseinformation des SoVD NRW.
„Bundesweit gerechnet ist die Behinderung bei gerade mal vier Prozent aller Betroffenen angeboren. Ungleich häufiger sind Unfälle und Erkrankungen die Ursache für eine Behinderung. Es sind Schicksalsschläge, die jeden treffen können, egal welchen Alters, egal welcher Herkunft. Wir hoffen daher auf eine breite Unterstützung unserer Kampagne. Damit Teilhabe kein Versprechen bleibt, sondern ein Zustand wird“, so der SoVD NRW.