
Foto: Els Bobkov
UNBEKANNT (KOBINET) Von seiner Teilnahme an einer Pressereise durch Estland berichtet heute kobinet-Korrespondent Hartmut Smikac über die traditionsreiche Universitätsstadt Tartu und gibt Tipps für Touristen, wie sie hier mit dem Rollstuhl Sehenswürdigkeiten erfahren können. Die mittelalterliche Johanniskirche, ein gotischer Backsteinbau mit kunsthistorischen Terrakottafiguren, wird gegenwärtig rekonstruiert, ist aber für Besucher im Rollstuhl schon zugänglich.
Tartu (kobinet) Tartu ist die älteste Universitätsstadt Estlands und jetzt vor allem eine junge Stadt, denn ein Fünftel der Bevölkerung der Stadt sind Studenten. Mit dem Rollstuhl in der Altstadt von Tartu unterwegs zu sein, verlangt, mit vielen verschiedenen Straßenbelag zurecht zu kommen. Es gibt sowohl Wegabschnitte mit grobem Kopfsteinpflaster wie auch mit gut befahrbarem Straßenbelag. Die Altstadt erstreckt sich östlich und unterhalb des Dombergs. Die Wege auf diesen Berg sind nur mit kräftiger Schiebehilfe oder einem Elektrorollstuhl zu schaffen. Auch in der Altstadt gibt es Straßen auf denen wahrscheinlich Schiebehilfe erforderlich wird. Zugleich gibt es an vielen Straßenstellen abgeschrägte Bordsteinkanten.
Die neuen Einkaufszentren sind mittels Rollstuhl alle gut befahrbar. Bei einer relativ großen Zahl von Sehenswürdigkeiten wurden im Zuge inzwischen vorgenommener Modernisierungen auch barrierefreie Zugänge geschaffen. In mehreren Gaststätten gibt es Fahrstühle sowie auch Toiletten für Gäste mit Rollstuhl. So sind Spaziergänge um das Rathaus und über den Rathauslatz auch mit Rollstuhl gut und entspannt zu genießen.
Als traditionsreiche Universitätsstadt mit ihren insgesamt 12 Hochschulen und 25 Museen versteht sich Tartu als „Stadt des Wissens und der großen Ideen“. Dementsprechend sind auch das klassizistische Universitätshauptgebäude einschließlich eines historischen Vorlesungsraumes sowie des Kunstmuseums der Universität, das älteste Museum Estlands, und einigen Räumen für Ausstellungen ebenerdig zugänglich.
Weithin sichtbar ist die mittelalterliche Johanniskirche, ein gotischer Backsteinbau mit kunsthistorischen Terrakottafiguren. Obwohl der Zugang zur Kirche durch Kopfsteinpflaster etwas schwierig ist, gibt es am Eingang dann außen und innen je eine Schräge, über welche man problemlos in die Kirche gelangen kann. Das insgesamt schlicht wirkende Kirchenschiff wird rekonstruiert und ist deshalb einerseits noch in „ungepflegtem“ Zustand sowie andererseits in seiner ganzen historischen Schönheit zu sehen.
Für des Besuch des Dombergs sollte man sich dafür entscheiden, den Berg mit einem Auto zu erklimmen. Die Steigung wie auch das Kopfsteinpflaster der Wege hinauf verlangen von einem Besucher mit Rollstuhl größere Anstrengungen. Dieser Stadtberg hatte lange als Festung gedient und wurde später von der Universität genutzt. An der Stelle der alten Bischofsfestung steht heutzutage eine Sternwarte und in der früheren Domkirche befindet sich jetzt das Geschichtsmuseum der Universität Tartu. Hier gibt es einen Teil der historischen Bibliothek der Universität sowie viele historische Instrumente und Lehrmittel, die man kennen lernen kann. Das gesamte Museum ist mittels eines Lifts auf allen Ebenen und in allen Räumen auch Besuchern mit Rollstuhl zugänglich. Den Bewohnern Tartus gleich sollte man sich letztlich auch Zeit für einen kurzen Spaziergang entlang der romantischen Ruinen auf dem Domberg nehmen sowie die Teufelsbrücke und die Engelsbrücke einmal gesehen haben.
Vor allem wer selbst neugierig oder mit Kindern unterwegs ist, sollte auch einen Besuch des wissenschaftlichen AHAA-Zentrums, des einzigen auf dem Baltikum, fest in das Besuchsprogramm aufnehmen. Auf 10.000 mit Rollstuhl zugänglichen Quadratmetern finden hier Besucher ein Planetarium sowie viele Exponate und Versuchsanordnungen vor, mit denen man viel über die Natur mit ihren physikalischen und chemischen Vorgängen lernen kann.
Zum festen Besuchsprogramm sollte schließlich ebenso ein Spaziergang entlang des Emajögi zählen. Er gehört zu den längsten Flüssen Estlands und schlängelt sich durch Tartu. Zwar hat er nun nicht mehr die gleiche Bedeutung wie im Mittelalter, seine Ufer sind jedoch gut ausgebaut und so werden die Wege häufig von Spaziergängern und Radfahrern genutzt – gute Bedingungen also, um hier auch einmal mit Rollstuhl entlang zu fahren.