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Foto: Andrea Schatz
UNBEKANNT (KOBINET) Margot Pietsch und Andrea Schatz, die heute für kobinet berichtet, haben als Vertreterinnen der Polio-Selbsthilfe an einer Veranstaltung über den Kampf gegen Kinderlähmung in Pakistan teilgenommen. Das mit knapp 200 Millionen Einwohnern sechstgrösste Land der Welt begann 1993 mit Massenimpfungen. Doch seit die Taliban mit Waffengewalt die Kampagnen aufhalten, kehrt die alte Krankheit mit neuer Macht zurück. 2014 wurden 306 neue Fälle gemeldet. Von der Botschaft Pakistans in Deutschland schilderte Ameer Khurram Rathore den erbitterten Widerstand islamistischer Rebellen und Ultra-Religiöser gegen die flächendeckenden Impfungen.
Berlin (kobinet) Am 16. Juni 2015 veranstaltete die Botschaft der Vereinigten Arabischen Emirate in Berlin im Rahmen ihres Programms zur humanitären Hilfe für Kinder in Pakistan eine Podiumsdiskussion über Kinderlähmung (Polio) in Pakistan. Begleitend wurden Ausschnitte aus dem Dokumentarfilm „Every last Child“ von Tom Roberts gezeigt. Er erzählt die Geschichte von fünf Personen, die an Kinderlähmung erkrankt sind und thematisiert den Schmerz, die Entschlossenheit und die Aufopferung, die Pakistanis aufbringen, um ihre Kinder vor der Krankheit zu schützen. Aber auch die Gefahr, das Misstrauen und den Zynismus, die den Helferinnen und Helfern tagtäglich in ihre Arbeit begegnen.
Die Podiumsdiskussion fand im Rahmen einer Reihe ähnlicher Veranstaltungen in europäischen Städten statt, wie z. B. in Genf zur Weltimpfwoche und in Brüssel im Europäischen Parlament. Damit soll das Bewusstsein geschärft werden, dass die Krankheit Polio noch nicht besiegt ist. Pakistan steht dabei besonders im Fokus, denn 2014 traten 85 % aller weltweiten Polioerkrankungen in Pakistan auf.
Das Ziel der weltweiten Ausrottung der Krankheit ist greifbar nahe. Angeführt von der Weltgesundheitsorganisation WHO, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF und der Dachorganisation Rotary International begannen 1988 weltweite Impfkampagnen. Sie sorgten dafür, dass die Zahl der weltweit registrierten Polio-Fälle von 350.000 Erkrankungen in 125 Ländern auf 340 Erkrankungen (davon 306 in Pakistan) im Jahr 2014 sank.
Auch Pakistan schien zunächst auf gutem Wege. Das mit knapp 200 Millionen Einwohnern sechstgrösste Land der Welt begann 1993 mit Massenimpfungen. Doch seit die Taliban mit Waffengewalt die Kampagnen aufhalten, kehrt die alte Krankheit mit neuer Macht zurück. 2014 wurden 306 neue Fälle gemeldet – das war ein Anstieg von 93 % gegenüber 2013 und die höchste Zahl seit 14 Jahren.
Von der Botschaft Pakistans in Deutschland schilderte Ameer Khurram Rathore den erbitterten Widerstand islamistischer Rebellen und Ultra-Religiöser gegen die flächendeckenden Impfungen. Sie werfen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Impfkampagne vor, Spione im Auftrag der Regierung zu sein. Sie behaupten, die Impfungen seien eine Verschwörung des Westens, um muslimische Männer unfruchtbar und Kinder krank zu machen. Sie verbreiten Gerüchte, der Impfstoff enthielte Alkohol und Schweineprodukte, die für Muslime tabu sind. Besonders die Stammesgebiete im Norden Pakistans seien zum „Epizentrum des Poliovirus“ geworden.
Wajiha Kanwal, die Kommunikationsberaterin des 2015 ausgeweiteten Impfprogramms berichtete über die enormen Anstrengungen der pakistanischen Regierung das Polio-Virus einzudämmen. Ein umfassendes Erfassungs- und Kontrollsystem wurde entwickelt, die Gemeindevertretungen einbezogen, Aufklärungskampagnen gestartet, Polizei und Militär zum Schutz der Impfarbeiterinnen und -arbeiter mobilisiert. Dabei greift die Regierung auch zu drastischen Maßnahmen. Sie droht Impfverweigerern mit Gefängnis und erlässt Haftbefehle gegen Eltern, die sich weigern, ihre Kinder impfen zu lassen.
Die Maßnahmen zeigen Erfolg. Bis Juni 2015 wurden nur 25 Poliofälle registriert.
Pakistans stille Helden sind die Ärztinnen und Ärzte, Impfarbeiterinnen und -arbeiter. Regisseur Tom Roberts erzählte, wie sie ihr Leben riskieren, um Kinder vor Polio zu schützen. 60 von ihnen wurden bislang von Extremisten schwer verletzt, 80 wurden getötet. Dazu gehört auch die Schwester von Gulnaz, eine der Zehntausenden Helferinnen. Der Film „Every last Child“ zeigt Gulnaz, wie sie von Haus zu Haus geht, um Kindern die Schluckimpfung zu geben und zeigt die Einschusslöcher der Kugeln, die ihre Schwester töteten, als sie an eine Tür klopfte.
Hildegard Dressino, 2013 von Rotary International zur „National Advocacy Advisors“ für Deutschland ernannt, setzt sich dafür ein, verstärkt auf den Kampf gegen Polio aufmerksam zu machen. Der Rotary Service-Club hatte weltweit die Initiative „End Polio Now“ ins Leben gerufen und sammelte seit 1985 1,3 Milliarden US-Dollar. „Rotary ist damit ein Vorbild für die Zusammenarbeit des öffentlichen und des privaten Sektors bei der Umsetzung humanitärer Vorhaben“, so Dressino.
Die Hoffnung war groß, Polio im Jahr 2000 besiegt zu haben. Doch diese Prognose war zu früh gestellt. Jetzt peilt die Weltgesundheitsorganisation das Jahr 2018 als das endgültige Ende von Polio an. Dr. Fabian Feil vom Robert Koch Institut bezeichnete das Ziel als „realistisch, aber nicht sicher“. Zunehmende Sorge bereite der Bürgerkrieg in Syrien, wo neue Poliofälle registriert wurden.