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Verachtet werden, kann man sich im Heim nicht leisten

Martin Hackl
Martin Hackl
Foto: Susanne Göbel

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Martin Hackl
Foto: Susanne Göbel

BERLIN (KOBINET) "verachtet werden, kann man sich im heim nicht leisten", so bringt Martin Hackl seine Erfahrungen als Mensch mit sehr hohem Unterstützungsbedarf auf den Punkt. Für die abschließende Podiumsdiskussion der Fachtagung "Mehr Teilhabechancen für Menschen mit geistiger Behinderung und komplexem Unterstützungsbedarf - Anforderungen an ein modernes Teilhaberecht", die am 29. und 30. Januar in Berlin stattfand, hatte Martin Hackl Texte der letzten Jahre vorbereitet.



Leider war es Martin Hackl bei der gemeinsamen Fachtagung der Deutschen Heilpädagogischen Gesellschaft (DHG) und der Deutschen Gesellschaft für Seelische Gesundheit bei Menschen mit geistiger Behinderung (DGSGB) nicht wie ursprünglich geplant selbst möglich, an der Tagung teilzunehmen. Er macht derzeit eine Reha nach schweren gesundheitlichen Problemen. So trug Susanne Göbel, die ihn bei der Podiumsdiskussion unterstützen sollte, die mit Unterstützter Kommunikation erstellten Texte von Martin Hackl vor.

Im September 2014 hatte Martin Hackl, der im Projekt „Mut zur Inklusion machen“ von Mensch zuerst mitmacht, bei einem zu seiner Sicht über die UN-Behindertenrechtskonvention, die er in der Einrichtung, in der er über 40 Jahre gelebt hat, im Rahmen des Projektes organisiert hatte, geschrieben: „bedenkt alle was passiert wenn ich jemandem nicht erlaube zu mir zu kommen. ich muss es erlauben sonst hassen sie mich als arrogant und stur. verachtet werden kann man sich im heim nicht leisten. ich bin nicht überall dabei. ich möchte öfter dabei sein wenn die mitarbeiter diskutieren. es geht um mein leben hier.“

Im Mai 2014 hat Martin Hackl zur Inklusion geschrieben: „nicht suchen muss man die vielfalt sondern wahrnehmen und akzeptieren. das ist inklusion. jedem zuteilen was ihn glücklich macht. kennenlernen ändert die fremdheit aber nicht das anderssein. mit genügend respekt angesprochen werden. ich sage einer der behindert aussieht ist genauso wichtig wie angela merkel.“ Und weiter: „monate sind hier wie jahre. ich teste was. lohnt sich es anzufangen oder nicht. ich beginne immer neu. ohne zuversicht ist leben eine tagesgeschichte und muss darum stets fordernd sein. werten hat keinen sinn für mich. ich kann nur jeden tag meine gefühle abends abhaken. herrlich bereit sein ist meine aufgabe im leben und den augenblick nutzen.“

Im März 2014 schrieb Martin Hackl: „wer hier lebt erlebt auch den stress. ich beobachte gut wieviel last die [Mitarbeiter] täglich haben. die last ist intern. man möchte entlasten. meine lösung ist mathematisch. mehr personen mehr arbeit. ich versuche arbeit zu ersparen.“

Bereits während des Sommercamps für ein selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen im Jahr 2006 hatte Martin Hackl seine Situation mit der Überschrift „morgen packe ich mich wieder in die einrichtungswundertüte“ geschrieben:

„morgen packe ich mich wieder in die einrichtungswundertüte. das heisst leben mit zwei lange entstandenen ichs. ein ich lebt die pläne die für mich geschrieben sind. ein ich benutzt die pausen um die fehler auszubessern die mich verändern. deshalb sind die langen leeren zeiten wichtig.

ich rechne

4 stunden täglich damit ich überlebe – essen und pflege

1 stunde täglich mit schweigsamen wgbewohnern – ich stehe irgendwo zufällig rum

1 stunde fördern was meinem körper gut tun soll – ich liege irgendwie herum

1 stunde täglich bildung durch fernsehroulette und alte zeitungen– zufall heisst was mir die mitarbeiter wie lange überlassen

20 minuten täglich direkt angesprochen sein – das tust du, man fragt mich ohne chance auf antwort.

der rest ???

ein kalendertag hat 24 stunden.

meine arbeit passiert in den leeren zeiten – ich denke, ich plane lebensmöglichkeiten, ich träume. im leben draussen werden viele menschen genau dafür hoch bezahlt. ich bringe die ergebnisse nie gewinnbringend ein keiner hat etwas davon für den sozialstaat bin ich ein minusposten.

ich lebe gerne sogar in der einrichtung und ich liebe die mitarbeiter die sich um mich sorgen. heimat ist ein grosser begriff. ich bin im heim zuhause.

für mich sorge ich wenn ich denke plane und träume. ich brauche neuen denkstoff. dafür könnten menschen draussen sorgen.

immer nur einrichtung setzt ständig das gleiche gedankenkarussell in bewegung. ein volksfest mit nur einem karussell ist langweilig oder? achterbahn riesenrad schiessbuden und schiffschaukeln nicht zu vergessen geisterbahn und spiegelkabinett geben einem volksfest die richtige stimmung. in bayern braucht es auch das bierzelt unbedingt.“

Mit der gemeinsamen Fachtagung beschäftigte sich die DHG und die DGSGB mit der notwendigen Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe zu einem modernen Teilhaberecht und vor allem mit den fachlichen und konzeptionellen Herausforderungen für ein Bundesteilhabegesetz.