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Foto: unDraw.co
BENSHEIM (KOBINET) Es gibt nur wenige verlässliche Daten zu den Lebensbedingungen von behinderten Menschen in Entwicklungsländern. In einer aktuellen Studie hat die London School of Hygiene and Tropical Medicine die Situation von Menschen mit Behinderungen in Indien und Kamerun untersucht und stellt eine neue Methode zur Datenerfassung vor.
In Auftrag gegeben wurde die wissenschaftliche Studie von der Christoffel-Blindenmission (CBM). Denn obwohl die Weltgesundheitsorganisation den Anteil behinderter Menschen in der Weltbevölkerung auf rund 15 Prozent schätzt, wird in nationalen Statistiken bis heute oft nur ein Bruchteil davon erfasst. CBM-Geschäftsführer Dr. Rainer Brockhaus erklärte dazu: „Wir müssen Menschen mit Behinderungen und ihre Ausgrenzung sichtbar machen, sonst werden sie bei Entwicklungsprogrammen vergessen.“
Die neue Methode setzt die Selbsteinschätzung der Menschen mit Behinderungen in den Fokus der Datenerhebung. Die Betroffenen werden gefragt, ob sie sich selbst als beeinträchtigt einschätzen und geben zusätzlich an, inwieweit sie sich durch äußere Barrieren eingeschränkt fühlen und nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. In Fällen, bei denen die Selbsteinschätzung nicht eindeutig ist, wird durch medizinische Untersuchungen die objektive Beeinträchtigung ergänzt. In bisherigen Erhebungen wurden soziale Einschränkungen – also die Ausgrenzung aus dem gesellschaftlichen Leben – nicht berücksichtigt.
Die Studie zeigt in den Untersuchungsländern Indien und Kamerun die Ausgrenzung der Menschen mit Behinderungen in allen Lebensbereichen, schreibt die CBM in einer Presseinformation. Dazu gehört ganz konkret die Schulbildung von Kindern: Selbst in einem Schwellenland wie Indien besuchen nur 51 Prozent der Kinder mit Behinderungen eine Schule, verglichen mit 91 Prozent der Kinder ohne Behinderungen.
„Eine verlässliche Datenerhebung von Menschen mit Behinderungen ist die Basis für eine langfristige Verbesserung ihrer Lebensbedingungen“, so Rainer Brockhaus. Im September 2015 wird die neue Entwicklungsagenda – die Post-2015-Agenda – für die nächsten 20 Jahre verabschiedet. „Um die neue Agenda zu einem Erfolg werden zu lassen, muss Entwicklungsminister Müller sicherstellen, dass die Datenerfassung von Menschen mit Behinderungen Bestandteil der neuen Agenda wird. Nur so ist es möglich, dass auch sie von den neuen Entwicklungszielen profitieren. Mit unserer Untersuchung haben wir gezeigt, dass diese verfeinerte Datenerhebung möglich ist und wichtige Ergebnisse liefert.“