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Jürgen Markus Preis in Marburg verliehen

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MARBURG (KOBINET) Die Barrierefreiheit in der Universitätsstadt Marburg verbessern und Menschen mit Behinderungen ein selbstbestimmtes Leben und eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen - für dieses Ziel hat sich Jürgen Markus zeit seines Lebens engagiert und Projekte mit diesem Ziel sollen nach seinem Tod mit einem Preis in seinem Namen gefördert werden. Deshalb hat die Universitätsstadt Marburg 2012 den Jürgen-Markus-Preis gestiftet, der nun zum zweiten Mal verliehen wurde. Vier Initiativen erhalten in diesem Jahr die Auszeichnung und teilen sich das Preisgeld von insgesamt 20.000 Euro.

Ein Fahrrad und ein Angelplatz, ein Inklusionsprojekt und ein inklusives psychomotorisches Betreuungsangebot – wie unterschiedlich ein Ansatz aussehen kann, um die Teilhabe von behinderten Menschen in den verschiedensten Lebensbereichen zu erreichen, illustrieren die Gewinner des diesjährigen Jürgen-Markus-Preises. Aus acht Bewerbungen hatte das 15-köpfige Kuratorium seine Wahl zu treffen. Dabei gilt es unter anderem zu berücksichtigen, wie der Inklusionsgedanke innerhalb des jeweiligen Projekts verwirklich werden soll, wie neu und kreativ der Ansatz ist und wie seine Wirkung eingeschätzt werden kann. Zwei Anbieter aus dem sozialen Bereich haben das Kuratorium in diesem Jahr mit neuen Ideen besonders überzeugt und zwei Initiativen aufgrund ihrer Alltäglichkeit, erklärte Susanne Holz, die Lebensgefährtin von Jürgen Markus.

Jörg Fretter hat sich unter dem Motto „Teilhabe und Inklusion durch Rad-Rad-Radfahren“ beworben: Er möchte mit der Anschaffung eines Dreirads mit Elektroantrieb Behinderten eine Teilhabe im Bereich Fahrradfahren ermöglichen. Das Dreirad, das mit einer Rampe ausgestattet und für den Transport eines Rollstuhls geeignet ist, soll im nächsten Jahr im Fahrradverleih des Ufercafés ausgeliehen werden können. Gerade durch die Konkretheit sei die Idee äußerst kreativ, lobte Susanne Holz. Dafür erhält Jörg Fretter 10.000 Euro des Preisgeldes.

Ebenfalls ganz konkret war das Projekt des Fischereivereins Marburg und Umgebung: Der Verein hat einen barrierefreien Angelplatz bauen lassen und gibt damit behinderten Menschen die Möglichkeit, trotz ihres Handicaps angeln zu gehen oder zu lernen. Außerdem kann der Zugang von den Schülern der Marburger Blindenstudienanstalt genutzt werden, die dort ihren Einstieg zum Kanufahren haben. Dafür gibt es 5.000 Euro Preisgeld.

„Inklusion bewegt“ ist der Titel eines Projekts von JUKO (Jugendkonflikthilfe / Jugenkompetenznetzwerk), fib (Verein zur Förderung der Inklusion behinderter Menschen) und bsj (Verein zur Förderung bewegungs- und sportorientierter Jugendsozialarbeit), mit dem Kinder und Jugendliche gleichberechtigt Freizeit und kulturelle Angebote erleben können sollen. Bereits seit 2009 arbeiten über 20 Partner in einem Netzwerk zusammen, um ein gelebtes Miteinander zu unterstützen. Es werden konkrete Projekte vor Ort gefördert (zum Beispiel die Durchführung der Ferienspiele im Stadtwald unter Berücksichtigung des Inklusionsgedankens) und in diesem Ansatz sieht das Kuratorium des Jürgen-Markus-Preises die „umfassendste Perspektive“ und dass man eine besonders nachhaltige Verankerung im lokalen Handeln erreichen will. Das Projekt wird durch die „Aktion Mensch“ gefördert und bekommt nun ein Preisgeld von 2.500 Euro.

Pünktlich zu seinem 30-jährigen Jubiläum erhält auch der Verein zur Bewegungsförderung und Psychomotorik Marburg den Jürgen-Markus-Preis – für sein „Inklusives Psychomotorisches Betreuungsangebot“ für Kinder der Erich-Kästner-Schule. Das Konzept der Psychomotorik, bei dem die Entwicklung insbesondere von Kindern und Jugendlichen ganzheitlich gefördert wird, wird hier in einem neuen Projekt innerhalb einer bereits länger bestehenden Zusammenarbeit umgesetzt. Es geht um ein „gemeinsames Tun bei aller vorhandenen Unterschiedlichkeit“, für die Kinder sowohl der Grundschule wie auch des Ganztagsangebots der Schule mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung. Der Verein bekommt dafür ebenfalls 2.500 Euro.

Man habe bewusst keine Rangfolge unter den Preisträgern vergeben und die Höhe des Preisgeldes daran bemessen, welcher Finanzrahmen zur Finanzierung des jeweiligen Projekts beitragen kann, erklärte Susanne Holz. Sie hätte Jürgen Markus bei der Entscheidungsfindung manches Mal gern um Rat gefragt, sagte Holz. Dass ein Preis in seinem Namen verliehen wird, das halte die Erinnerung an ihn wach. Diesen Gedanken formulierte auch Marburgs Oberbürgermeister Egon Vaupel. Es sei traurig, dass Jürgen Markus nicht mehr unter uns sei. Aber er sei eben doch noch unter uns, indem man sich an ihn als Mensch und Persönlichkeit erinnere, ebenso wie an ihn als Politiker und an die Aufgabe, der er sich verschrieben hatte. „Sein Tod hinterließ eine Lücke, die wir bis heute spüren“, so Egon Vaupel. Der Tag der Preisverleihung wäre der 57. Geburtstag von Jürgen Markus gewesen, der im Februar 2010 verstorben war, nachdem er immer stärker mit gesundheitlichen Problemen in Folge seiner Querschnittslähmung nach einem Unfall bei den Sport-Dies 1982 zu kämpfen gehabt hatte.

„Er beeindruckte alle, die ihn kennenlernen durften, wie er mit seiner Behinderung umging“, sagte Egon Vaupel. Sein Einsatz habe der uneingeschränkten Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in jedem Lebensbereich gegolten. Dazu soll der Preis, der in seinem Namen gestiftet wurde, nun auch andere motivieren. Vaupel betonte auch, dass die Problemstellung oft in der Überzeugung diskutiert werde, dass man damit etwas für die Behinderten täte und dass eine barrierefreie Stadt aber eigentlich ein Gewinn für alle Bürgerinnen und Bürger bedeute. „Manchmal muss der Abbau von Barrieren auch in den Köpfen erfolgen“, so Vaupel. Er ermunterte schon jetzt dazu, sich für den nächsten Jürgen-Markus-Preis zu bewerben, der in zwei Jahren vergeben werden wird.

Bei der diesjährigen Preisverleihung im Historischen Saal des Rathauses, die von Rainer Husel musikalisch umrahmt wurde, waren auch zwei der Preisträger aus dem Jahr 2012 zu Gast, die davon berichteten, was sich seitdem aus ihrem Projekt entwickelt hat. Dr. Theresia Jacobi und Jürgen Hoffmann hatten ein Konzept zu touristischen Angeboten für mobilitätseingeschränkte Personen als Bewerbung eingereicht und konnten mit dem Preisgeld in der Folge den Flyer „Marburg auf leichten Wegen“ entwickeln, der seit wenigen Wochen vorliegt. „Ich persönlich hätte mir nie träumen lassen, dass unsere Belobigung so lange nachwirkt“, erklärte Hoffmann. Genau darum geht es den Initiatoren des Preises – dass Ideen umgesetzt werden können und nachwirken. Und die Beteiligten hoffen, dass durch den Preis weitere Menschen – egal ob Privatpersonen oder Mitglieder von Vereinen oder Angehörige von Institutionen – einen Anstoß bekommen, sich für mehr Barrierefreiheit zu engagieren.