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Kein Sozialschmarotzer

Ottmar Miles-Paul
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MüNCHEN (KOBINET) Erst sollten es 3,5 Millionen sein, dann waren es plötzlich 18,5 Millionen, gestern schon 27,2 Millionen Euro - die Frage ist, wieviel sind es heute an Steuern, die Uli Hoeneß hinterzogen hat. kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul beschäftigt sich in seinem Kommentar zu den Entwicklungen im Prozess von Uli Hoeneß, der explizit erklärte, dass er "kein Sozialschmarotzer" ist, mit den kleinen Unterschieden in unserer Gesellschaft.

Wäre man es mittlerweile nicht schon zu Genüge gewohnt, dass es bei der Behandlung von denjenigen, die in unserer Gesellschaft mehr Geld, mehr Ruhm bzw. besseres Vitamin B haben, im Vergleich zu denjenigen, die keine guten Anwälte bezahlen können und nicht die Sympathie der Schönen und Reichen genießen, gewisse Unterschiede gibt, ja dann könnte man sich in diesen Tagen die Augen reiben und fragen, wo leben wir denn eigentlich? Seit über einem Jahr ist klar, dass der Präsident des FC Bayern München, also des Vereins, der seit Monaten in Deutschland, Europa und sogar weltweit nur noch auf der Gewinnerstraße ist und Vorbildcharakter für viele Fans hat, den deutschen Staat und damit auch dessen Bürgerinnen und Bürger kräftig beschissen hat, weil er über Jahre hinweg Steuern hinterzogen hat. Seit dieser Zeit hat dieser Saubermann, wie er sich gerne immer wieder selbst darstellte, und dessen Umfeld es strikt abgelehnt, persönliche Reue dadurch zu zeigen, indem er sein Amt niederlegt. Sollte der Sport in unserer Gesellschaft also wirklich eine Vorbildfunktion haben, wurden im Laufe des letzten Jahres eine Reihe von Lehren vermittelt, die hoffentlich nicht Schule machen.

Nun, da endlich der Prozess von Uli Hoeneß begonnen hat, glaubt man den täglichen Schlagzeilen kaum. Lange Zeit war von einer Steuerhinterziehungssumme von 3,5 Millionen Euro die Rede. Zum Auftakt des Prozesses, waren es dann plötzlich 18,5 Millionen Euro, die Uli Hoeneß dem deutschen Staat an Steuern vorenthalten hat. Das gab er unumwunden zu. Gestern überschlugen sich dann die Zahlen förmlich und landeten schließlich bei 27,2 Millionen Euro. Man darf also gespannt sein, was heute noch so alles rauskommt. Während Uli Hoeneß sich einerseits als reuiger Sünder präsentiert, sitzt er abends beim Championsleague-Spiel wieder im Stadion und damit wie wenn nichts wäre wieder mitten in der Öffentlichkeit. Von Rücktritt angesichts dieser Verfehlungen ist von ihm nach wie vor nicht die Rede. Auch wenn der Druck langsam wächst, scheint er beim FC Bayern München auch nach wie vor vollen Rückhalt zu haben. Wäre so etwas in der Politik passiert, wäre ein Rücktritt schon lange fällig gewesen – und das wäre auch richtig so.

Dem Faß schlägt es aber den Boden aus, wenn sich Uli Hoeneß, wie beim Prozessbeginn hinstellt und kundtut, dass er „kein Sozialschmarotzer“ sei. „Hohes Gericht, die mir in der Anklage zur Last gelegten Steuerstraftaten habe ich begangen“, sagte er. „Ich bin aber kein Sozialschmarotzer, ich habe 5 Millionen an soziale Einrichtungen gegeben, 50 Millionen Steuern gezahlt. Ich will damit nicht angeben, ich will nur reinen Tisch machen.“ Zehn Millionen Euro hat er schon beim Finanzamt hinterlegt, zur Aussetzung seines Haftbefehls 5 Millionen Euro gezahlt, berichtete die Hessisch Niedersächsische Allgemeine.

Hier wirft sich die Frage auf, was Uli Hoeneß unter Sozialschmarotzern versteht. Allein schon, dass er diesen Begriff benutzt, entwürdigt diejenigen, die häufig unter Generalverdacht gestellt werden, den Staat zu betrügen, nur weil sie auf Hilfen angewiesen sind. Damit zeigt Uli Hoeneß nicht im geringsten Demut, sondern versucht Steuerhinterziehungen als Bagatelldelikt im Gegensatz zum vermeintlichen Sozialbetrug darzustellen, indem er diejenigen diskriminiert, die auf Sozialleistungen angewiesen sind.

Vergleicht man die Situation von Uli Hoeneß und den vielen millionenschweren Zehntausenden von Steuerhinterziehern in Deutschland, die in den letzten Jahren Selbstanzeige erstattet haben, mit denjenigen behinderten Menschen und ihren Angehörigen, die sich tagtäglich vor dem Sozialamt ausziehen und ihre gesamten Finanzen offen legen müssen, um die dringend nötige behinderungsbedingte Unterstützung zu bekommen, spricht dies Hohn. Deshalb ist es nun endlich an der Zeit, dass die Steuerfahndung personell gestärkt und auf der anderen Seite bürokratische Hürden in den Sozialämtern durch die Schaffung einkommens- und vermögensunabhängiger Leistungen für behinderte Menschen in einem Bundesteilhabegesetz abgebaut werden. Bereits 1973 hat die CDU/CSU Bundestagsfraktion schon einen entsprechenden Antrag in den Bundestag eingebracht, vielleicht kann dieser Schritt ja nun über 40 Jahre danach, endlich vollzogen werden.