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Mehr Herz und Verstand für den barrierefreien Tourismus notwendig

Großes Gebäude mit hohen Säulen an der Vorderfront, vier Türen an den Ecken und einer großen Glaskuppel auf dem Dach
Reichtagsgebäude in Berlin
Foto: H. Smikac

BERLIN (kobinet) Am Rande der ITB, einer Tourismusmesse von Weltrang, findet auch der 13. Tag des barrierefreien Tourismus statt. Ein wichtiges Ereignis, zu dem sich wieder im CityCube der Messehäuser am Funkturm viele Expertinnen und Experten treffen werden, um Erfahrungen auszutauschen sowie sich über die Entwicklungen dieser Seite des Tourismus zu verständigen. Wer zu diesem Treffen fährt, oder online daran teilnimmt hat vermutlich bereits viele Gespräche hinter sich in denen mit Kolleginnen und Kollegen vor Ort über die Entwicklung gesprochen wurde. Unbestreitbar hat sich der barrierefreie Tourismus auch im vergangenen Jahr weiter entwickelt. Weitere barrierefreie Angebote sind auf den Markt gekommen. Zugleich wird in diesen Gesprächen viel Enttäuschung geäußert werden, denn ebenso unbestreitbar ist: Viele Hoffnungen auf ein spürbares Verbessern barrierefreier Angebote haben sich nicht erfüllt. Dieses Bild zeigt sich auch, wenn man das Material der Kleinen Anfrage der Partei "Die Linke" sowie die Antwort der Bundesregierung zu den "Aktivitäten der Bundesregierung zur Entwicklung des barrierefreien Tourismus in Deutschland" gründlicher ansieht.

„Die Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Linken zu den ‚Aktivitäten der Bundesregierung zur Entwicklung des barrierefreien Tourismus in Deutschland‘ (Drs. 20/14911) zeigt sehr deutlich, wie wenig der (noch) für Tourismus zuständige Bundesminister Robert Habeck und sein Tourismusbeauftragter, der Abgeordnete Dieter Janecek (Bündnis 90/ Die Grünen), für die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Tourismus und eine inklusive, barrierefreie touristische Infrastruktur in den vergangenen drei Jahren getan haben. Wir brauchen zukünftig mehr Herz und Verstand und einer wirklichen Einbeziehung der Behindertenorganisationen“, stellt die tourismuspolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, die Abgeordnete Ina Latendorf mit dem Blick auf dieses Material fest.

Auch im Bezug auf die Arbeit mit dem Kennzeichnungs- und Informationssystem „Reisen für Alle“ (RfA) zeigt sich  nach Einschätzung dieser Bundestagsabgeordneten eine verheerende Bilanz. „Immer wieder habe ich hierzu nachgefragt“ stellt Latendorf fest, „denn dieses System mit Informationen über den Stand der Barrierefreiheit in allen touristischen Einrichtungen ist eine wichtige Voraussetzung für die umfassende Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Tourismus“. Enttäuscht erklärt Ina Latendorf aber fest: „Momentan ist RfA ein Geldgrab mit geringer Wirkung. Rund eine Million Euro wurde für den Wechsel des Trägers des Projektes hin zur Bayern Tourist GmbH (BTG) und für Beratungsleistungen durch das Wirtschaftsministerium ausgegeben. Von einer ‚Optimierung der Organisations- und Kostenstruktur sowie des IT-Systems für eine dauerhafte wirtschaftliche Tragfähigkeit und eine größere Verbreitung‘ kann hier keine Rede sein. Die Vorschläge und Expertise aus den Behindertenorganisationen, von den RfA-Erhebern und aus der Tourismuswirtschaft wurden ignoriert. Das ist beschämend.“

Der Vollständigkeit halber ist zu ergänzen, dass gerade an der Weiterführung des Kennzeichnungs- und Informationssystems „Reisen für Alle“ weiterhin gearbeitet wird und gute Ergebnisse so noch nicht unmöglich sind. Alle, die sich jedoch über diese Kleine Anfrage der Bundestagsabgeordneten der Partei  „Die Linke“ sowie die Antwort der Bundesregierung zu den Aktivitäten zur Entwicklung des barrierefreien Tourismus in Deutschland informieren möchten, finden beide Dokumente unter diesem Link.