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Aktion Mensch: Moderner Ablasshandel statt echter Inklusion

roter Schriftzug
Ein Los für das gute Gewissen
Foto: Ralph Milewski

Fladungen (kobinet) Ein Los für das gute Gewissen Seit Jahrzehnten wirbt die Aktion Mensch mit ihrer Lotterie um Teilnehmer*innen, die durch den Kauf eines Loses soziale Projekte unterstützen und gleichzeitig die Chance auf Gewinne erhalten. Die Botschaft ist klar: Wer mitspielt, tut Gutes und unterstützt Inklusion. Doch bei genauer Betrachtung wird deutlich: Dieses System ist weniger ein Weg zur Inklusion als ein moderner Ablasshandel, der der Gesellschaft ein gutes Gewissen verschafft, ohne echte Veränderungen zu bewirken.

Von der Exklusion zur bequemen Spende

Historisch gesehen diente der Ablasshandel dazu, sich durch Spenden von sündigem Verhalten freizukaufen. Heute hat sich dieses Prinzip in anderer Form erhalten: Die Gesellschaft muss sich nicht mit den realen Barrieren für Menschen mit Behinderung auseinandersetzen, solange sie ein Lotterielos kauft. Der Gedanke dahinter: „Ich habe gespendet, also habe ich meinen Teil getan.“

Doch diese Spenden finanzieren nicht etwa eine tiefgreifende Veränderung der gesellschaftlichen Strukturen, sondern oft nur die Verbesserung bestehender Sonderwelten, in denen Menschen mit Behinderung weiterhin getrennt von der Mehrheitsgesellschaft agieren. Anstatt die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Inklusion selbstverständlich wird, schafft Aktion Mensch bequeme Alternativen, die das eigentliche Problem verschleiern.

Die perfide Logik der „Vielfalt“

Ein Blick auf die geförderten Projekte zeigt ein immer wiederkehrendes Muster: Menschen mit Behinderung, sozial Benachteiligte und Menschen mit Migrationshintergrund werden zusammengebracht und diese Konstellation wird dann als „Vielfalt“ verkauft. Das klingt zunächst positiv, bedeutet aber in der Praxis, dass verschiedene ausgegrenzte Gruppen unter sich bleiben, ohne dass sich an den strukturellen Ausschlüssen etwas ändert.

Hier wird „Vielfalt“ als Euphemismus benutzt, um die fortgesetzte Segregation zu bemänteln. Diese Projekte sind keine echten Schritte in Richtung gesellschaftlicher Teilhabe, sondern bloß buntere Parallelwelten. Inklusion würde bedeuten, dass Menschen mit Behinderung, egal welchen sozialen oder kulturellen Hintergrunds, selbstverständlich in bestehenden Strukturen arbeiten, lernen und leben – nicht in separaten „inklusiven“ Projekten.

Sonderwelten statt echter Teilhabe

Die von Aktion Mensch geförderten Projekte erschaffen oft keine nachhaltigen Veränderungen, sondern verbessern lediglich die Bedingungen der Exklusion. Beispiele dafür sind:

  • Inklusive Werkstätten und Cafés, in denen Menschen mit Behinderung unter sich bleiben, statt in reguläre Betriebe integriert zu werden.
  • Sonder-Fußballprojekte für sozial Benachteiligte und Kinder mit Behinderung, anstatt sie in bestehenden Vereinen willkommen zu heißen.
  • Kurzfristige soziale Projekte, die nur mit temporären Fördergeldern existieren und danach wieder verschwinden, ohne nachhaltige Strukturen zu schaffen.
  • Wohnprojekte, die scheinbar Selbstbestimmung fördern, aber oft nur betreutes Wohnen in neuem Gewand sind.
  • Freizeitangebote, die oft nicht in reguläre Sport- oder Kulturvereine integriert sind, sondern als Parallelwelt für Menschen mit Behinderung existieren.
  • Beratungsangebote, die zwar individuelle Unterstützung bieten, aber keine strukturellen rechtlichen Verbesserungen bewirken.

Diese Projekte dürfen existieren – aber sie dürfen niemals als echte Inklusion verkauft werden.

Notmaßnahmen sind kein Ersatz für strukturelle Veränderungen

Ja, diese Projekte geben einzelnen Menschen kurzfristige Verbesserungen. Ja, für manche ist es „besser als nichts“. Doch genau das ist das Problem: Diese Projekte sind keine Lösung, sie sind ein Zeichen dafür, dass es keine Lösung gibt. Sie entstehen nicht aus Wahlfreiheit, sondern aus Verzweiflung – weil die Gesellschaft es nicht schafft, echte Inklusion umzusetzen.

Deshalb muss jede Förderung, jede PR-Kampagne, jede öffentliche Kommunikation immer und immer wieder betonen:

  • „Wir machen das nicht, weil es eine gute Lösung ist – sondern weil es ohne das noch schlimmer wäre.“
  • „Diese Projekte sind nur Krücken, weil echte Inklusion nicht umgesetzt wird.“
  • „Wir fordern: Macht endlich echte Inklusion!“

Symbolpolitik statt echter Strukturveränderung

Die Aktion Mensch investiert Millionenbeträge in diese Projekte. Doch was fehlt, ist eine Strategie, die darauf abzielt, sich selbst überflüssig zu machen. In einer wirklich inklusiven Gesellschaft bräuchte es keine speziell geförderten „inklusiven Werkstätten“ oder „inklusive Sportprojekte“, weil Menschen mit Behinderung selbstverständlich in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens integriert wären.

Doch genau hier liegt der Knackpunkt: Würden diese Sonderprojekte verschwinden, würde auch das gesamte System der Aktion Mensch in Frage gestellt. Ein Lotteriekonzern, der sich damit finanziert, dass Menschen ihr Gewissen beruhigen, hat kein Interesse daran, die Notwendigkeit dieser Lotterie langfristig abzuschaffen.

Fazit: Viel Geld für wenig Inklusion

Aktion Mensch bietet keine Lösung für gesellschaftliche Exklusion, sondern erleichtert sie. Die Organisation funktioniert als moderner Ablasshandel, bei dem man sich mit einem Los von echter Verantwortung freikaufen kann. Statt strukturelle Barrieren zu beseitigen, wird eine Alibi-Inklusion geschaffen, die das eigentliche Problem nur verschleiert.

Eine tiefere Recherche wäre nur sinnvoll, wenn es darum ginge, belastbare Zahlen und Belege für diese Mechanismen zu sammeln. Doch eigentlich ist das System bereits klar: Aktion Mensch verändert nichts an den gesellschaftlichen Strukturen, sondern sorgt lediglich für besser ausgestattete Sonderwelten.

Deshalb muss bei jedem dieser Projekte klar gesagt werden:

  • „Ja, es hilft kurzfristig, aber es ist keine Lösung.“
  • „Ja, es gibt Verbesserungen, aber es ändert nichts an den Strukturen.“
  • „Echte Inklusion bedeutet, dass diese Projekte gar nicht mehr nötig wären.“

Echte Inklusion würde bedeuten, dass Menschen mit Behinderung selbstverständlich Teil der Gesellschaft sind, ohne auf Sonderstrukturen angewiesen zu sein. Solange sich Aktion Mensch jedoch auf das Schaffen solcher Strukturen konzentriert, bleibt ihre „Inklusion“ nichts weiter als ein Verkauf von gutem Gewissen an eine Gesellschaft, die sich nicht wirklich mit dem Thema auseinandersetzen will. Es ist Zeit, die eigentliche Aufgabe von Aktion Mensch kritisch zu hinterfragen – und echte Inklusion nicht länger durch gutgemeinte Parallelwelten zu ersetzen.

Lesermeinungen

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nico Wunderle
04.02.2025 13:46

Lieber Ralph,

Endlich komme ich dazu, dir auf deinen spannenden Bericht zu antworten. Ich finde es toll, dass du diesem Thema einen Raum gibst. Ich empfinde diesen Artikel als sehr meinungsstark und er bekräftigt, dass du komplett für Inklusion brennst und voller Tatendrang alles daran setzt, etwas zu verändern. Deine Gedankengänge fand ich sehr spannend, möchte aber in einem Teil widersprechen und auch etwas ergänzen. Ich arbeite im Bereich der Jugendarbeit und nutze schon länger eine Förderung von Aktion Mensch.Sie ermöglicht vielen Organisationen, die sonst noch nie/ wenig Kontakt zum Thema Inklusion hatten, die Zielgruppe Menschen mit Behinderung für sich neu anzusprechen. Leider fällt mir da immer wieder auf, dass da Strukturen der Jugendarbeit und Strukturen der Behindertenhilfe jahrzehntelang vor sich hin gearbeitet haben ohne nach Möglichkeiten der Vernetzung zu suchen. Hier hat Aktion Mensch meiner Meinung nach Großes bewirkt und einen Grundstein ins Rollen gebracht. Mein Projekt möchte zum Beispiel mit Hilfe von Icons und Publikationen Barrierefreiheit in der Jugendarbeit sichtbar machen und über die Themen Inklusion, Behinderung und Barrierefreiheit aufklären und so einerseits junge Menschen mit Behinderung empowern, dass sie in der Jugendarbeit genau richtig sind und andersrum jungen Menschen ohne Behinderungen die Unsicherheit und Scheuklappen rundum die Inklusionsthematik zu nehmen.

Das Grundproblem – was du schon richtig sagst – ist, dass Projekte nur der Anfang sind, es aber auf die Verstetigung ankommt. Ich finde es grundsätzlich gut, wenn Millionen von Euro, die durch Glücksspiel verdient werden, zu einem hohen Teil in sozialen Projekten ankommt. Das ist mir viel lieber als die Option, dass sich ein paar wenige dadurch die Taschen vollstopfen können. Ich glaube, Aktion Mensch hat schon viele spannende Projekte angeschoben, die sonst nie möglich gewwesen wären. Leider haben sie de facto ein Fördermonopol, da keine andere Organisation in so großem Stil Projekte fördert. Es gibt dann die Möglichkeiten Aktion Mensch-Förderung oder keine Inklusion. Und keine Inklusion ist immer die schlechteste Alternative.

Hier ein paar tolle, wirklich inklusive Projekte, die ohne Aktion Mensch nicht denkbar wären.

https://mission-inklusion.de/netzwerk/
https://www.inklusiver-garten.de/
und noch viele mehr https://www.aktion-mensch.de/dafuer-stehen-wir/das-bewirken-wir/foerderprojekte

Wichtig ist generell – unabhängig von Aktion Mensch -, Nicht überall, wo Inklusion drauf steht, ist auch Inklusion drin und da braucht es ganz dringend unsere mahnenden Zeigefinger!

Uwe N.
31.01.2025 14:01

Toller Artikel!!!!!! Voll gepackt mit Spekulationen und Dingen die man sich denkt, sie aber niemals bewiesen bekommt………
Meine ganz persönliche Meinung: Hierin diesem Artikel wird ziemliche Hetze betrieben, was ich als schade empfinde.

Ralph Milewski
Antwort auf  Uwe N.
31.01.2025 15:20

Hallo Uwe,

du kritisierst meinen Artikel als „Spekulation“ und „Hetze“ und forderst Beweise. Lassen wir mal die Emotionen beiseite und schauen uns die Sache sachlich an.

Zunächst einmal ist es nicht meine Aufgabe, zu beweisen, dass etwas keine Inklusion ist. Wer behauptet, inklusiv zu handeln, muss das auch belegen können. Aktion Mensch stellt sich selbst als Treiber der Inklusion dar. Also muss sie nachweisen, dass ihre Förderprojekte tatsächlich zu einer inklusiven Gesellschaft führen – und nicht nur zu besser ausgestatteten Sonderstrukturen.
Man muss sich nur die Mühe machen, die geförderten Projekte näher anzuschauen. Die Liste ist öffentlich einsehbar. Wer sich die Zeit nimmt, merkt schnell, dass ein Großteil der Mittel in Sonderwelten fließt:

  • „Inklusive“ Werkstätten statt regulärer Arbeitsplätze
  • „Inklusive“ Cafés statt Anstellung in normalen Betrieben
  • „Inklusive“ Sportangebote statt Teilhabe in bestehenden Vereinen
  • „Inklusive“ Wohnprojekte, die oft nur betreutes Wohnen in neuer Verpackung sind
  • Kurzfristige Förderprojekte, die nach Ablauf der Gelder einfach verschwinden

Die entscheidende Frage ist: Warum existieren diese Strukturen überhaupt noch, wenn Aktion Mensch seit Jahrzehnten angeblich für Inklusion sorgt?

Beweislast liegt bei Aktion Mensch
Ich drehe die Frage mal um:

  • Wo ist der Nachweis, dass die Förderprojekte langfristig echte gesellschaftliche Teilhabe schaffen?
  • Wo sind die Studien, die zeigen, dass die Barrieren für Menschen mit Behinderung durch diese Maßnahmen wirklich verschwinden?
  • Warum sind so viele behinderte Menschen nach wie vor in Sonderwelten isoliert, wenn doch angeblich so viel für Inklusion getan wird?

Inklusion bedeutet nicht „bessere Exklusion“
Ein Café, in dem nur Menschen mit Behinderung arbeiten, ist nicht inklusiv. Es ist nur eine eigene Welt für sie. Eine Werkstatt, in der die Bedingungen etwas verbessert wurden, bleibt eine Werkstatt – getrennt vom regulären Arbeitsmarkt. Ein Fußballprojekt für „Benachteiligte“ ist kein Schritt in den Breitensport, sondern nur eine separate Nische.

Das heißt nicht, dass solche Projekte nichts bewirken. Natürlich verbessern sie kurzfristig die Lebensrealität einzelner Menschen. Aber das ist keine Inklusion, sondern ein Ersatz dafür.

Fazit
Wenn du den Begriff „Hetze“ verwenden willst, dann frage ich dich: Wo ist die Hetze? Ich kritisiere ein System, das sich Inklusion auf die Fahnen schreibt, aber in Wahrheit die bestehenden Sonderstrukturen nur komfortabler macht.

Wer behauptet, echte Inklusion zu fördern, muss das auch beweisen. Ich habe meine Argumente offengelegt – wo sind die Gegenbeweise?

Lass uns gerne weiter diskutieren – aber bitte mit Fakten.

Wenn du mit dieser Scheininklusion zufrieden bist, ist das deine Sache. Ich bin es nicht. Und genau deshalb werde ich diese Art von Pseudo-Inklusion weiterhin öffentlich kritisieren.

Uwe N.
Antwort auf  Ralph Milewski
04.02.2025 14:20

Hallo Ralph.

Alles was du sagst ist schon richtig…… Ich finde deinen Artikel (siehe Satz 1) ja auch wirklich toll!!! das war durchaus ernst gemeint.
Du hast ja auch mit allem recht was du sagst. Ich stelle und stellte das auch nie in frage.
Jedoch:
Da gibt es ja noch ganz andere wesentlich größere Institutionen, die meiner Meinung nach das gleiche „Spielchen“ machen….
Stichwort Lebenshilfe:
Die schreiben sich auf die Fahne für „ihre“ Kinder mit behinderung immer da zu sein und alles zu tun, damit eben diese gut Leben können.
Bauen ein „Inklusives Haus“, in dem sie sogar einen Aufzug verbauen….. erst mal schön!!
Man darf halt nur nicht genau hinschauen, weil man sonst sähe das eben dieser Aufzug KEIN PERSONENAUFZUG sonder ein LASTENAUFZUG ist…… Zum besseren Verständniss: Ein Lastenaufzug darf nur verbaut werden, wenn man damit LASTEN Transportiert. Will heißen: MENSCHEN dürfen per Gesetz damit nicht transportiert werden! Bedeutet das die Menschen mit Rollstuhl in die Oberen Stockwerke (davon gibt es drei an der zahl) gar nicht Betreten können, denn passiert auf dem Weg dahin etwas innerhalb des Aufzuges, wird das keine Versicherung übernehmen…….F A K T ! ! !

Da gäbe es viele beispiele die man jetzt anbringen könnte!!!
und:
NEIN, ich bin Selbstverständlich nicht mit „Scheininklusion“ zufrieden, was im übrigen ein Toller Begriff ist!!

Nochmal: Ich wollte dich mit meiner Antwort nicht angreifen, dafür möchte ich mich gerne Entschuldigen.
Im Prinzip sehe ich das wie du auch, habe aber meine eigene Meinung dazu. Ich finde das auch völli Legitim!

Ralph Milewski
Antwort auf  Uwe N.
04.02.2025 18:15

Hallo Uwe,

alles gut – ich habe deine erste Antwort nicht als Angriff verstanden, sondern als Kritik, die ich ernst nehme. Ich finde es gut, dass du die Problematik nochmal von einer anderen Seite beleuchtest. Dein Beispiel mit der Lebenshilfe zeigt genau das, was ich meine: Es wird etwas als „inklusiv“ verkauft (siehe Leserkommentar), das bei genauerem Hinsehen gar keine echte Inklusion ermöglicht. Ein Lastenaufzug anstelle eines richtigen Personenaufzugs in einem angeblich inklusiven Gebäude ist dafür ein ziemlich krasses Beispiel.

Und du hast völlig recht – Aktion Mensch ist nicht die einzige Organisation, die dieses „Spielchen“ betreibt. Die gesamte Struktur der Behindertenhilfe ist oft eher auf Verwaltung von Behinderung als auf tatsächliche Integration ausgerichtet. Die Frage ist: Wer profitiert davon, dass Inklusion nicht vollständig umgesetzt wird? Dass Organisationen wie die Lebenshilfe (siehe Leserkommentar) oder Aktion Mensch sich selbst überflüssig machen müssten, wenn sie echte Inklusion erreichen würden, liegt auf der Hand.

Danke für deinen Beitrag, ich denke, wir sind uns im Kern ziemlich einig.

Ralph Milewski
Antwort auf  Ralph Milewski
04.02.2025 18:38

sorry paywall, dann eben hier der Leserkommetar:

Ralph Milewski (ID: 62ad9f)  – am 19.12.2024

Augenwischerei ! Die Behauptung, „Mensch inklusive“ habe in 10 Jahren 100 Menschen erfolgreich in den allgemeinen Arbeitsmarkt integriert, ist mehr als fragwürdig. Die Realität zeigt: Viele dieser „Arbeitsverhältnisse“ bleiben an Werkstätten für behinderte Menschen gebunden, oft handelt es sich um Praktika oder befristete Einsätze – keine echten, unabhängigen Jobs. Diese Verschleierung hat mit Inklusion nichts zu tun.

Integration bedeutet, Menschen mit Behinderung gleichberechtigt und ohne Sonderstrukturen in den Arbeitsmarkt einzubinden. Was hier als Erfolg gefeiert wird, ist die Fortführung von Abhängigkeiten unter einem neuen Etikett. Wenn Unternehmen weiterhin sozial vergünstigte Arbeitskräfte mit Werkstattbindung erhalten, verfestigt das bestehende Strukturen statt sie aufzubrechen. Inklusion ist kein PR-Schlagwort. Sie bedeutet echte Gleichberechtigung – und die braucht keine Werkstatt im Hintergrund. Solange das nicht passiert, bleibt das Programm Etikettenschwindel!

Uwe N.
Antwort auf  Ralph Milewski
05.02.2025 07:52

Hallo Ralph.

Ich denke, das beide benannten Organisationen wirklich das Beste wollen….. Ähnlich wie alle anderen die in der Behindertenhilfe etwas machen. Haken dabei: Sie Informoieren sich nicht bei den Menschen mit Behinderung, die hier die Experten wären. Sie berufen sich eher darauf, dass sie wissen was wir (Die Menschen mit Behinderung) WIRKLICH wollen oder brauchen. Es ist wie so oft: Die falschen Menschen sind in Positionen die wichtig sind…..

Ja, ich denke auch, dass wir uns im kern einig sind!!

Viele grüße
Uwe Nussbaum

Johanne van der med
31.01.2025 09:37

Ein kritischer Beitrag zur Aktion Mensch, dass ich das mit 80 noch erleben darf. Leider wahr. Die Aktion Mensch war immer besser darin, Anderen zu sagen, was sie zu tun haben statt es selber zu tun. Die Beschäftigungsquote von behinderten Menschen ist nicht hoch genug, keine behinderte Person in der Geschäftsführung, die Barrierefreiheit der Website und des Onlineshops wird nicht angegangen. Schön reden und Hochglanzkampagnen kann die Aktion Mensch.
Es geht darum, sich unentberhlich zu machen, nicht sich überflüssig zu machen.

Sabrina Mevis
Antwort auf  Johanne van der med
31.01.2025 16:16

Ich glaube, die Aktion Mensch möchte das Richtige tun, ist aber in den eigenen Iddeen, Strukturen und Paradigmen gefangen. Sie können z.B. nichts tun, ohne dass die Wohlfahrtsverbände, ihre Mitglieder, die Obermacker der Integration“ grünes Licht geben. Das Fehlen an Kritik liegt daran, dass man bei der Aktion Mensch keine Einrichtungen fördert, die Kritik an ihr üben, sihe Sozialehelden und Herr Krauthausen, der ja sonst alles und jeden kritisiert, aber kein wort über die Aktion Mensch verliert.
Zu Ihrer anderen Bemerkung: Die Aktion Mensch hat schlicht 1. kein Interesse und 2. keine Kompetenz in Sachen digitale Barrierefreiheit, siehe den tod der BIENE und Einfach für alle. Dass sie dann eine Zeitlang Overlays gefördert haben und selbst einsetzen, siehe dazu deren Kontaktseite, zeigt glaube ich, dass man da keine Fähigkeiten mehr hat.

Daniela Melzner
Antwort auf  Sabrina Mevis
31.01.2025 17:31

Mit dem Weggang von Herrn Caspers ist auch die digitale Barrierefreiheit gegangen, leider. Da hat auch niemand die Lücke gefüllt wie die Stiftung digitale Chancen. Es blbieben nur noch diese albernen Auswertungen der barrierefreiesten Onlineshops, eine verkappte Förderung für die Pfennigparade und PR für Google und die Aktion Mensch. Und die Katastrophe des Jahres 2024, der Atlas digitale Barrierefreiheit, der von der AM sechsstellig gefördert wurde. Nee, BF-Kompetenz ist da nicht mehr, traurig, traurig.

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