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Alle in einen Zug: Peer Counselor*innen testeten die Bahn

Voller Bahnsteig in Uder am 5.5.23
Voller Bahnsteig in Uder am 5.5.23
Foto: Jenny Bießmann

Uder (kobinet) Die Peer Counseling-Weiterbildungen des Bildungs- und Forschungsinstituts zum selbstbestimmten Leben Behinderter (bifos) sind von sich aus schon sehr praktisch ausgerichtet. Aber so nah war der Sprung von der Theorie in die Praxis selten wie am 5. Mai, dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung behinderter Menschen. Morgens sprachen die Teilnehmer*innen noch mit Zeitzeugen der Behindertenbewegung über deren jahrzehntelange Erfahrungen und Tipps. Nach dem Mittagessen zogen 21 Menschen mit verschiedenen Behinderungen und einige Assistent*innen los und beteiligten sich am Protesttag mit einer Bahn-Aktion frei nach dem Motto "Alle in einen Zug". Der Bahnsteig im beschaulichen Uder war wohl selten so voll wie am 5. Mai.



„Wir sind um 13:50 Uhr von Uder nach Heilbad Heiligenstadt gefahren. Es waren insgesamt 21 Menschen dabei mit unterschiedlichen Behinderungen. Sechs Menschen waren Rollstuhlfahrende In dem ersten Zug von Uder nach Heilbad Heiligenstadt war es absolut voll aber der Schaffner war ganz entspannt und hat uns alle nacheinander in den Zug gelassen und wir mussten aktiv die Menschen aus dem Fahrradabteil vertreiben. Es gab auch viele Interessierte an der Aktion. Bei der Rückfahrt von Heilbad Heiligenstadt nach Uder ist der Zug erst defekt gewesen, aber konnte dann doch genutzt werden, dadurch hatten wir einen relativ leeren Zug. Im ersten Zug standen wir aber in Reih und Glied, da natürlich nicht genug Platz für so viele Menschen ist“, schildert Jenny Bießmann den Verlauf der Aktion.

Die Aktion der Peer Counselor*innen war vor allem auch im Hinblick auf die am 1. Mai erfolgte Einführung des Deutschlandtickets interessant, denn hierbei wird die Praxis zeigen müssen, wie behinderte Menschen nun in sicherlich vollere Züge kommen und sich die verschiedenen Fahrgäste sortieren. Die dreimonatige Testphase des 9-Euro-Tickets im Sommer 2022 hatte bereits gezeigt, dass gerade behinderte Menschen viel Selbstbewusstsein und zum Teil auch Durchsetzungskraft brauchen, um sich auf vollen Bahnsteigen und in vollen Zügen behaupten zu können.

Menschen mit ganz unterschiedlichen Behinderungen waren am 5. Mai nach einem Aufruf der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) mit der Bahn unterwegs und haben diese auf ihre Barrierefreiheit getestet und dabei zum Teil kräftig herausgefordert.

Link zum tagesschau-Bericht über die Bahn-Aktionen und die Demo in Berlin vom 5. Mai 2023

tagesschau-Bericht zum Protesttag am 5.5.2023