
Foto: Irina Tischer
Düsseldorf (kobinet) Im Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales des nordrhein-westfälischen Landtags debattierten die Abgeordneten am Mittwoch, den 20. Januar, auch über Ermittlungen in der Diakonischen Stiftung Wittekindshof in Bad Oeynhausen, die bundesweit durch die Presse gingen. In einem Verfahren wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung sowie der gefährlichen Körperverletzung gegenüber Bewohnerinnen und Bewohnern einer Behinderteneinrichtung des Wittekindshof in Bad Oeynhausen ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen 145 Beschuldigte.
Kommentar von kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul
Einem Bericht der Neuen Westfälischen zufolge stellten gleich mehrere Politiker die Frage, ob die Betreuung von Menschen mit besonders herausforderndem Verhalten in Nordrhein-Westfalen womöglich neu organisiert werden müsse.
Link zum Bericht in der Neue Westfälische zur Ausschussdiskussion
Hubert Hüppe, der die Debatte im Landtagsausschuss online verfolgt hat, kommentiert die Diskussion auf seiner Facebookseite sehr treffend wie folgt: „Fast 150 Mitarbeiter, Ärzte und Pfleger stehen im Verdacht über Jahre Menschen mit Behinderungen geschlagen, mit Tränengas besprüht, erniedrigt und festgebunden zu haben. Zu meinem Erschrecken spielten die Opfer in der Diskussion des Ausschusses kaum eine Rolle. Statt dessen sollen sich die Mitarbeiter sicher fühlen ( ich finde, das sollten sie nicht). Viel Zeit wurde für die Überlegung verwandt, dass man eine neue Form der Behandlung finden müsste, die näher an den forensischen Kliniken wäre. Während das Ministerium den Eindruck macht, wirklich für Aufklärung zu sorgen, hatte ich diesen Eindruck bei den Abgeordneten nicht. Liegt es vielleicht daran, dass mehrere ehemalige und aktuelle Landtagsabgeordnete aus fast allen Fraktionen im Kuratorium und im Stiftungsrat der Stiftung Wittekindshof sind?“
Link zum Facebookeintrag von Hubert Hüppe in Sachen Debatte zu den Ermittlungen im Wittekindshof
Und in der Tat lohnt ein Blick auf die Liste der Mitglieder des Kuratoriums der Diakonischen Stiftung Wittekindshof mit dem in diesem Zusammenhang äusserst zynischen Untertitel „“Menschenwürde gestalten“ wirklich. Denn hier, wie auch bei vielen anderen Angeboten der sogenannten Behindertenhilfe zeigt sich die tiefe Verquickung politischer Akteur*innen mit ihren meist aussondernden Angeboten für behinderte Menschen äusserst deutlich. Daher dürfte es auch niemanden verwundern, wenn die Herzen so mancher Abgeordneten mehr für die sogenannten Betreuer, gegen die nun von der Staatsanwaltschaft ermittelt wird, und für entsprechende Angebote zum Erhalt solcher aussondernden Einrichtungen schlägt, als für die Opfer von Gewalt.
Link zu den Mitgliedern des Kuratoriums der Stiftung Wittekindshof