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Berlin (kobinet) Im Berliner Sommer 1945 kam Robert Capa nach Berlin zurück. Für das "Life"-Magazin fotografierte der Bildreporter in der befreiten zertrümmerten Stadt. Noch nie zuvor wie jetzt wurden 120 seiner Fotos aus diesen Tagen in einer Ausstellung wie der im Centrum Judaicum gezeigt, der Synagoge in der Oranienburger Sraße.
Vor den Nazis war der ungarisch-jüdische Fotograf (1913-1954) aus Berlin nach Paris geflohen und hatte dann mit seiner Kamera von Europas Kriegsschauplätzen berichtet. Im August und September 1945 kehrte er zurück in die Stadt, wo er das Fotografieren erlernt hat.
„Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, warst du nicht nah genug dran“, wird gern eine „goldene Regel“ Capas zitiert. Und in „Berlin Sommer/Summer 1945“ ist er ganz dicht dran an den Menschen, die inmitten der Ruinen eine neue Existenz aufbauen mussten.
Am 9. September war er bei der ersten antifaschistischen Kundgebung in der Neuköllner Werner-Seelenbinder-Kampfbahn dabei, wo sich Tausende Überlebende aus den Konzentrationslagern und aus dem Exil heimgekehrte Widerstandskämpfer versammelten.
Am selben Tag fotografierte er in der mit Hilfe der US-Army wieder aufgebauten Synagoge am heutigen Kreuzberger Fraenkelufer. Zum ersten Mal seit 1938 in Berlin wurde das Neujahrsfest Rosch ha-Schana gefeiert. Zwei russische Offiziere waren auch gekommen, notierte Capa.
Sowjetische Soldaten vor der Siegessäule im Tiergarten mit der französischen Tricolore, Schwarzmarkt am zerstörten Reichstag, Militärs der Alliierten mit flirtenden „Fräuleins“ in der Schöneberger „Femina“, Suche nach Vermissten an einer Tafel vor dem zerbombten Café Kranzler am Kurfürstendamm …
„Die Wahrheit ist das beste Bild“, so Capa, der durch eine Landmine im Indochina-Krieg ums Leben kam. Seine fast vergessenen Fotos zogen mich vor dem Tag der Deutschen Einheit mal wieder zu einem Besuch der Synagoge. Die Capa-Ausstellung wird noch bis zum 9. Mai 2021 gezeigt.