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Welt durch die Augen eines fast Blinden erleben

Symbol: Mensch mit Blindenstock
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Foto: domain public

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HAMBURG (KOBINET) Stellen Sie sich vor, Sie besuchen eine Arztpraxis und geben der Arzthelferin Ihre Versichertenkarte. Die Arzthelferin möchte Sie zum Behandlungszimmer begleiten. Sie steht auf - nimmt ihren Blindenstock in die Hand - und bittet Sie, ihr zu folgen. Wären Sie überrascht? Würden Sie sich fragen, wie sie zurecht kommt? Würden Sie sich vorstellen können, wie es wäre durch ihre Augen zu sehen? Wie es ist, die Welt eines fast blinden Menschen zu erleben, dieser Frage geht Erdin Ciplak vom Projekt Blindlife nach.

Bericht von Erdin Ciplak

Die Welt erleben durch die Augen eines fast Blinden – ist das überhaupt möglich? Diese Frage habe ich mir schon oft gestellt. Mein Name lautet Erdin Ciplak. Ich habe das Projekt „Blindlife“ ins Leben gerufen. Ein Projekt zur Förderung der Inklusion. Und dieses Projekt entwickelte sich theoretisch schon seit meiner Geburt, denn ich bin seit meiner Geburt stark sehbehindert und habe deshalb schon über 50 Operationen hinter mir.

Nach all den Operationen blieb mir ein Sehrest von unter 2 Prozent. Doch das schreckte mich nicht ab, mich
wie jeder andere auch am Leben zu beteiligen, etwa zu studieren oder Kampfkunst auszuüben. Aber ich merkte schnell, dass ich in gewissen Situationen Hilfsmittel brauchte, wodurch ich auf das breite Angebot der Hilfsmittel aufmerksam wurde. Es gab jedoch kaum die Möglichkeit, die Produkte auszuprobieren oder einen unabhängigen Testbericht zu lesen. Dies war aber wichtig für mich, denn ich wollte, dass mir das Hilfsmittel schnell und gezielt hilft und nicht noch mehr Probleme schafft. Also nahm ich es selbst in die Hand und gründete im Jahr 2014 Blindlife.

Ich begann Hilfsmittelfirmen anzuschreiben, Messen zu besuchen und die Hilfsmittel in meinen Videos zu testen, so dass blinde und sehgeschädigte Menschen sich über die Produkte informieren können, um sich dadurch selbst besser zu inklusieren. Mit der Zeit erkannte ich aber, dass Inklusion aus zwei Richtungen zu geschehen hat. Denn dass ich alleine versuchte, mich zu integrieren war nur ein Schritt in die richtige Richtung. Vielleicht auch gerade dadurch, dass ich mir im Alltag mit Geräten half, die Sehende kaum kennen oder trotz meiner Sehbehinderung an vielen Aktivitäten teilnahm, bei denen fast nur Sehende mitmachten, bemerkte ich, dass die Sehenden oft nicht wussten, wie sie mit mir umzugehen hatten. Aus diesem Grund entschloss ich mich aus Blindlife nicht nur ein Portal für Menschen mit Sehbehinderung und Blindheit zu machen, sondern auch ein Portal für Sehende. Ich wollte aber keine Lehrstunden-Videos, sondern Videos, die man sich auch anschaut, weil sie Spaß machen und unterhalten. Sodann entschied ich mich dazu ein Video-Tagebuch (Vlog) zu beginnen. Dadurch soll meinen Zuschauern ein direkter Einblick in meinen Alltag ermöglicht werden.

Wer also etwas über Hilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte lernen will oder auf unterhaltsame Weise meine täglichen Abenteuer und Reisen miterleben möchte, der ist herzlich eingeladen, mich auf meinem Youtube-Kanal: www.youtube.com/user/blindlifevideos oder über meine Internetseite www.blindlife.de zu besuchen. Denn wenn die Inklusion aus zwei Seiten geschieht, spielt es keine Rolle, ob die Arzthelferin einen Blindenstock hat oder nicht. Aus Ihrer Sicht wird es keinen Unterschied mehr geben.