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Polizeieinsatz in Kasseler Straßenbahn

Uwe Frevert
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KASSEL (KOBINET) Für Uwe Frevert begann der heutige Tag etwas anders als gedacht - und für die Kasseler Verkehrsgesellschaft auch. Was harmlos begann, endete heute Morgen mit einem Polizeieinsatz in einer Kasseler Straßenbahn. Denn Uwe Frevert, der mit seinem Elektrorollstuhl zur Arbeit fuhr, weigerte sich, die Straßenbahn wieder zu verlassen, nachdem der Fahrer ihn aufgrund der neuen Beförderungsregeln der Kasseler Verkehrsgesellschaft (KVG) aufgefordert hatte, dies zu tun Ein Polizeieinsatz, ein Hausverbot und ein klopfendes Herz mit Magengrummeln waren einige Ergebnisse dieser Kasseler Posse.

Doch von Anfang an: Seit Monaten sorgen die Kasseler Verkehrsbetriebe für Schlagzeilen und enormen Ärger bei den Betroffenen, weil diese im Windschatten der E-Scooter Debatte neue Beförderungsregeln eingeführt haben, wonach u.a. nur ein Rollstuhlnutzer die Bahn und Busse nutzen darf. Am 5. Mai wurde bereits gegen diese Regelung protestiert, der Behindertenbeirat diskutiert heftig darüber mit der KVG und es gab schon einige Probleme und Diskussionen an den Haltestellen.

Link zu einem Bericht der Hessisch Niedersächsischen Allgemeine (HNA) über die Proteste am 5. Mai

Doch die Eskalation heute Morgen bildet den bisherigen Höhepunkt der Auseinandersetzung. Uwe Frevert rollte wie jeden Morgen seiner Arbeitstage zur Straßenbahnhaltestelle Teichstraße in Kassel. Der Fahrer klappt die Rampe wie gewohnt herunter, Uwe Frevert rollt mit seinem Elektrorollstuhl hinein und ist auch der einzige Rollstuhlnutzer in der Straßenbahn. Soweit so gut. Doch dann wird Uwe Frevert vom Fahrer aufgefordert, die Bahn wieder zu verlassen, weil die neuen Beförderungsrichtlinien seine Mitfahrt mit seinem Elektrorollstuhl nicht zulassen. Uwe Frevert muss zur Arbeit und dort pünktlich die Hotline zum Persönlichen Budget beim Verein zur Förderung der Autonomie Behinderter (fab) besetzen und sieht diese Benachteiligung auch nicht ein. Es kommt wie es kommen muss, der Fahrer telefoniert mit der Leitstelle der KVG, die Polizei wird benachrichtigt und rückt an, während die Bahn nicht weiterfährt. Mitten drin in der wachsenden Unruhe auch der anderen Fahrgäste ist Uwe Frevert, der wie die anderen, auch zur Arbeit muss.

Die Polizei fordert Uwe Frevert auf, die Straßenbahn zu verlassen, was dieser verweigert. Sie droht an, ihn aus der Bahn mit seinem Elektrorollstuhl hinauszutragen, was sich diese dann aber noch einmal überlegt. Uwe Frevert zeigt seine Wertmarke, seinen Schwerbehindertenausweis, was ihn zur Mitfahrt berechtigt. Dies muss auch die Polizei anerkennen und die ihn nun in der Bahn belässt. Der Zuständige der Kasseler Verkehrsgesellschaft, der mittlerweile auch eingetroffen war, erteilt Uwe Frevert daraufhin Hausverbot für die Nutzung der KVG, lässt aber die Bahn mit ihm weiterfahren. Mit über einer halben Stunde später kommt Uwe Frevert dann bei seiner Arbeitsstelle an und harrt nun der Dinge, welche disziplinarischen Konsequenzen sein Zu-Spät-Kommen für ihn nun vonseiten seines Arbeitgebers drohen. Wie er heute Nachmittag zurück nach Hause kommt, das weiß Uwe Frevert noch nicht genau, er will aber wohl die Straßenbahn nutzen.

„Ich bin ja schon viele Jahre behindertenpolitisch auch auf Bundesebene als Vorstandsmitglied der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) aktiv und habe so manche Aktionen mitgemacht. Aber der Stress heute Morgen hat mir doch kräftig auf Herz und Magen geschlagen. Ich möchte niemanden solche Situationen, in denen man für sich allein und unter solchem Druck ist, zumuten“, so das Resümée von Uwe Frevert, der hofft, dass das „unwürdige Theater“ um die Beförderungsbeschränkungen für behinderte Menschen in einer eigentlich sehr weltoffenen Stadt wie Kassel bald ein Ende hat. In wenigen Wochen beginnt dort die documenta und die Welt ist zu Gast in Kassel. „Solche Signale wie heute Morgen dürfen doch nicht in die Welt hinausgetragen werden – nicht im Zeitalter der UN-Behindertenrechtskonvention“, ist Uwe Frevert überzeugt und harrt nun der Dinge die da kommen. Schließlich hat er damals schon in den 80er Jahren in München für den barrierefreien Nahverkehr und später in Kassel mitgekämpft. Schlecht sei aber, dass er derzeit keine Rechtsschutzversicherung habe, darum wollte er sich eigentlich nächste Woche kümmern.