Tischtennis-Champ sucht Sponsoren

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UNBEKANNT (KOBINET) Hartmut Freund aus Bietigheim-Bissingen, Deutscher Tischtennis-Meister des Deutschen Behindertensportverbands (DBS) in der Startklasse 11 (geistige Behinderung), ist seit diesem Sommer auch nationaler Champion des Verbands Special Olympics Deutschland (SOD). Für seine Teilnahme an den Europameisterschaften im Oktober in Tschechien sucht er noch Sponsoren. Das geht aus einem Bericht hervor, den Norbert Freund, der gesetzliche Betreuer seines Bruders, für kobinet schrieb.  

Bietigheim-Bissingen (kobinet) Im allgemeinen geht es bei Sportlern, die die 30 überschritten haben, leistungsmäßig abwärts. Nicht so bei Hartmut Freund, dem Deutschen Tischtennis-Meister in der Startklasse 11 (geistige Behinderung). Der 46-Jährige aus Bietigheim-Bissingen bei Stuttgart befindet sich in der Form seines Lebens. Kürzlich sorgte er bei den baden-württembergischen Meisterschaften im Behindertensport für Furore. In Aichwald bei Esslingen holte er in der Konkurrenz mit den stärksten körperbehinderten Sportlern des Landes sowohl im Einzel als auch im Doppel Bronze.

Ungewöhnlich an dem geistig behinderten Sportler aus Württemberg ist darüber hinaus, dass er Tischtennis als Leistungssport betreibt: Er trainiert fünf- bis sechmal pro Woche. Bemerkenswert auch seine breite Verankerung im Nichtbehindertensport: Er ist Mitglied in nicht weniger als fünf Vereinen. Nicht nur auf dem Papier, sondern er trainiert dort auch regelmäßig mit Nichtbehinderten. Spielberechtigt ist er für den TTC Bietigheim-Bissingen. Daneben ist er aber auch Mitglied der KSG Gerlingen, des TSV Korntal, des TSV Schmiden und des TV Tamm. Der Ruf nach Inklusion und einer „Öffnung des organisierten Sports und der Vereine“ für Menschen mit geistiger Behinderung – unlängst erhoben vom Präsidenten von Special Olympics Deutschland, Gernot Mittler, ist im Fall des Bietigheimer Sportlers längst Realität geworden. Darüber hinaus trainiert er auch bei der ehemaligen Bundesligaspielerin und ungarischen Nationalspielerin Szilvia Kahn.

Die vielbeschworene Inklusion funktioniert, obwohl Freund als der Sportler mit der schwersten geistigen Behinderung in der Weltspitze gilt. Er weiß zum Beispiel im Wettkampf nie den Spielstand und wer Aufschlag hat. Doch im Training spielt das keine Rolle. Vielmehr ergibt sich dort ein „Win-Win-Effekt“, wie Heinrich Schullerer vom TSV Schmiden in der Vereinszeitschrift „Muskelkater“ schreibt: „Hartmut hat die Fähigkeit wie kein anderer Spieler, sich individuell auf das Spielniveau seines Gegenübers an der Platte einzulassen, sodass er zu einem wertvollen Trainingspartner wird. Die Anerkennung und Leistung seiner Trainingspartner überträgt sich positiv auf Hartmut, der diese Wertschätzung feinfühlig wahrnimmt, was ihn leistungssteigernd motiviert.“

Bei internationalen Turnieren hat es Freund fast nur mit lernbehinderten Gegnern zu tun, die – im Gegensatz zu ihm – oft über Fremdsprachenkenntnisse verfügen und den Führerschein haben. Trotz dieses Nachteils hat er es in diesem Jahr geschafft, sich für die WM des Tischtennis-Weltverbands ITTF im September in Peking zu qualifizieren, bei der die Startklasse 11 erstmals ausgetragen wird. Zwar wird der Schwabe nicht dabei sein, weil er vom Deutschen Behindertensportverband (DBS) nicht nominiert wurde, der ausschließlich körperbehinderte Sportler nach China entsandte. Doch vor einigen Wochen wurde Freund überraschend von INAS, dem Weltverband für geistig behinderte Leistungssportler, zu dessen Europameisterschaft im Oktober in Tschechien eingeladen. Die Freude darüber war groß, denn er hatte schon in der Vergangenheit – damals mit finanzieller Unterstützung des DBS – an Welt- und Europameisterschaften von INAS teilgenommen.

Der Wermutstropfen: Die Kosten nicht nur für Freund selbst, sondern auch für seine Betreuer bei der EM muss seine Familie mangels einer Nominierung durch den deutschen Verband selbst tragen. Daher wird nun nach weiteren Sponsoren und Geldgebern gesucht, um die nicht einkalkulierten Mehrausgaben abzudecken. Freund wird bisher vor allem vom Tischtennis-Ausrüster andro und den Stadtwerken Bietigheim-Bissingen (SWBB) unterstützt. Ohne diese Sponsoren wäre schon in der Vergangenheit die Teilnahme an so manchem Turnier nicht möglich gewesen. 

Video-Clip mit Hartmut Freund