Berlin (kobinet)
Menschen mit psychischen Behinderungen sollen registriert werden.
Das ist ein neuer Plan von der Politik.
Thomas Künneke ist dagegen.
Er sagt: Das führt zu Gewalt.
Die Registrierung von Menschen mit psychischen Behinderungen führt zu Gewalt
Kommentar von Thomas Künneke
Mein Name ist Thomas Künneke.
Ich habe eine psychische Behinderung.
Viele Menschen sagen dazu: psychisch krank.
Ich mag diese Bezeichnung nicht.
Bei anderen Behinderungen sagt man auch nicht:
- geh-krank
- geistes-krank
- seh-krank
Ich bin ein Mensch mit psychischen Behinderungen.
Das ist der richtige Begriff.
Ich helfe anderen Menschen mit psychischen Behinderungen.
Deshalb verfolge ich die Diskussion genau.
Es gibt Pläne für eine Registrierung.
Das macht mir große Sorgen.
Die Politik sagt: Das ist zum Schutz.
Aber das stimmt nicht.
Es ist ein Schritt zur Diskriminierung.
Menschen werden manchmal schlecht behandelt, weil sie anders sind.
Das ist unfair und nicht richtig.
Es ist ein Schritt zur Ausgrenzung.
Was plant die Politik?
Es gab einige Gewalt-Taten.
Die Täter hatten psychische Diagnosen.
Deshalb will die Politik die Regeln verschärfen.
Der Bremer Innen-Senator hat einen Plan:
- Medizinische Erkenntnisse sollen gesammelt werden
- Sicherheits-Behörden sollen die Erkenntnisse bekommen
- Die Polizei soll Zugang zu den Informationen haben
Warum ist das gefährlich?
Ich kann Menschen in Krisen bald nicht mehr raten:
Geht zum Arzt oder ins Krankenhaus.
Warum nicht?
Weil dann die Lebens-Geschichte registriert wird.
Weil die Informationen gespeichert werden.
Weil die Informationen gegen einen verwendet werden können.
Menschen mit psychischen Krisen werden dann keine Hilfe holen.
Das kann schlimme Folgen haben.
Das kann zu Zwang führen.
Noch mehr Pläne
Die Innen-Minister haben weitere Pläne:
Menschen mit psychischen Behinderungen sollen dazu gezwungen werden:
- Medikamente zu nehmen
- Eine Therapie zu machen
Die Länder müssen dafür ihre Gesetze ändern.
Was sagt die UN-Behinderten-Rechts-Konvention?
Die UN-Behinderten-Rechts-Konvention ist gegen Zwang.
Menschen mit und ohne Behinderung sollen die gleichen Rechte haben.
Das steht in einem wichtigen Vertrag, den viele Länder unterschrieben haben.
Sie sagt: Menschen mit Behinderungen sollen nicht gezwungen werden.
Sie sagt: Menschen mit Behinderungen sollen nicht weggesperrt werden.
Nur wegen ihrer Behinderung.
Wer bin ich?
Ich bin nicht nur ein Mensch mit psychischen Behinderungen.
Ich bin auch:
- Sozial-Arbeiter
- Vater von 2 Söhnen
- Groß-Vater
- Leidenschaftlicher Karten-Spieler
Manchmal habe ich psychische Krisen.
Aber ich habe ein Leben.
Mein Leben ist bunt.
Mein Leben ist wertvoll.
Das Problem mit der Registrierung
Vielleicht werde ich mal gewalttätig.
Vielleicht aus sozialen Gründen.
Vielleicht aus anderen Gründen.
Aber dann fordert niemand:
Registriert alle Groß-Väter.
Registriert alle Karten-Spieler.
Menschen, die Gewalt ausüben, müssen erfasst werden.
Aber nicht unter dem Label: psychisch krank.
Und nicht generell alle.
Das ist zu einfach.
Das ist falsch.
Studien zeigen:
Menschen mit psychischen Behinderungen sind nicht gewalt-bereiter.
Sie sind nicht gefährlicher als andere Menschen.
Ein Vorschlag
Wenn wir Risiko-Gruppen erfassen wollen:
Warum nicht dort, wo es wirklich auffällt?
Die meisten Gewalt-Taten werden von Männern begangen.
Vielleicht sollten wir alle Männer registrieren.
Von den 17 Innen-Ministern sind 13 Männer.
Was wäre besser?
Experten fordern ein anderes System:
- Frühe Hilfe für Menschen mit psychischen Behinderungen
- Umfassende Hilfe
- Koordinierte Hilfe
Das jetzige System ist überfordert.
Es gibt zu wenig Geld.
Es gibt rechtliche Probleme.
Es gibt strukturelle Probleme.
Ein solches System führt zu Gewalt.
Nicht die Menschen.
Quelle:
Taz, Schärfere Gesetze für psychisch Kranke, https://taz.de/Schaerfere-Gesetze-fuer-psychisch-Kranke/!6092865/, abgerufen 2.07.2025

Foto: privat
Berlin (kobinet) Die Registrierung von Menschen mit psychischen Behinderungen führt nach Ansicht von Thomas Künneke zu Gewalt. Angesichts der aktuellen Diskussion um eine mögliche Registrierung von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen hat Thomas Künneke, der sich seit vielen Jahren für die Menschenrechte behinderter Menschen und besonders von Menschen mit psychischen Hindernissen stark macht, folgenden Kommentar für die kobinet-nachrichten verfasst:
Die Registrierung von Menschen mit psychischen Behinderungen führt zu Gewalt
Kommentar von Thomas Künneke
Vorweg: Mein Name ist Thomas Künneke, und ich gehöre – so sagt man – zur Gruppe der „Psychisch Kranken“. Ich verwehre mich gegen diese Bezeichnung. Schließlich nennt man Menschen mit anderen Beeinträchtigungen auch nicht „Gehkrank, Geisteskrank oder Sehkrank“. Ich bin ein Mensch mit psychischen Behinderungen.
Ich begleite und berate Menschen, die sich in einer ähnlichen Lebenslage befinden wie ich. Und gerade deshalb verfolge ich die Diskussion um die Registrierung von Menschen mit psychischen Behinderungen mit wachsender Sorge – und wachsendem Unmut. Denn was als Schutzmaßnahme verkauft wird, ist in Wahrheit ein weiterer Schritt in Richtung Diskriminierung und Ausgrenzung.
Zitat aus der Taz vom 26.05.2025 (*1)
- Doch die Politik will angesichts einer Reihe von Gewalttaten, die Personen mit psychiatrischen Diagnosen angelastet werden, die Regeln verschärfen. Laut einer Pressemitteilung des Bremer Innensenators sollen künftig „medizinische und sicherheitsbehördliche Erkenntnisse“ zusammengebracht und „relevante Erkenntnisse zu psychischen Erkrankungenden zuständigen Behörden, das heißt eben auch der Polizei, zugänglich“ gemacht werden.
Ganz ehrlich: Ich werde bald niemandem in psychischen Krisen mehr ruhigen Gewissens empfehlen können, sich an Ärzt*innen, Krankenhäuser oder andere medizinisch-therapeutische Einrichtungen zu wenden – nicht, wenn im Gegenzug die eigene Lebensgeschichte registriert, gespeichert und womöglich gegen einen verwendet wird. Menschen mit Krisenerfahrungen werden unter solchen Bedingungen notwendige Hilfen nicht annehmen. Die Folgen für die persönliche Lebensplanung können enorm sein, bis hin zu menschenrechtsverletzendem Zwang.
Zitat aus der Taz vom 26.05.2025 (*1)
- Der Beschluss der Innenministerkonferenzsieht darüber hinaus vor, dass potentiell gefährliche psychisch Kranke verpflichtet werden können, Medikamente zu nehmen oder eine Therapie anzufangen. Dazu müssen die entsprechenden Landesgesetze geändert werden.
Die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) betont die Vermeidung von Zwang für Menschen mit Behinderungen, insbesondere in Bezug auf Unterbringung und Behandlung. Die Konvention fordert eine menschenrechtsbasierte, zwangsfreie Unterstützung und sieht vor, dass Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund ihrer Behinderung ihrer Freiheit beraubt werden dürfen.
Ach ja: Ich bin übrigens nicht nur psychisch krank – wer ist das schon „nur“? Ich bin Sozialarbeiter, Vater von zwei Söhnen, Großvater, leidenschaftlicher Kartenspieler und habe manchmal psychische Krisen. Ich habe ein Leben – bunt, widersprüchlich, wertvoll. Und wenn ich gewalttätig werden sollte, vielleicht aus Gründen einer schwierigen sozialen Lebenssituation oder anderer Gründe, gibt es keine Forderung einer Registrierung von Großvätern oder Kartenspielern. Diejenigen, die Gewalt ausüben, müssen erfasst und beobachtet werden. Aber bitte – nicht unter dem Label „psychisch krank“ und generell. Das ist zu einfach und falsch. Menschen mit psychischen Erkrankungen sind laut Studien nicht grundsätzlich gewaltbereiter als andere.
Wenn wir schon anfangen, Risikogruppen zu erfassen – warum dann nicht dort, wo es statistisch wirklich auffällt? Die meisten Gewalttaten werden von Männern begangen. Vielleicht sollten wir also einfach mal alle Männer registrieren. Von den 17 Innenminister*innen der Länder und des Bundes sind 13 Männer.
Statt auf repressive Maßnahmen wie Register zu setzen, fordern Experten ein frühes, umfassendes und koordiniertes Hilfesystem für Menschen mit psychischen Behinderungen. Das derzeitige System ist aus finanziellen, rechtlichen und strukturellen Gründen jedoch überfordert. Ein solches System führt zu Gewalt.
(*1) Taz, Schärfere Gesetze für psychisch Kranke, Gegen Depression und Vorurteile auf Tour, https://taz.de/Schaerfere-Gesetze-fuer-psychisch-Kranke/!6092865/, abgerufen 2.07.2025

Foto: privat
Berlin (kobinet) Die Registrierung von Menschen mit psychischen Behinderungen führt nach Ansicht von Thomas Künneke zu Gewalt. Angesichts der aktuellen Diskussion um eine mögliche Registrierung von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen hat Thomas Künneke, der sich seit vielen Jahren für die Menschenrechte behinderter Menschen und besonders von Menschen mit psychischen Hindernissen stark macht, folgenden Kommentar für die kobinet-nachrichten verfasst:
Die Registrierung von Menschen mit psychischen Behinderungen führt zu Gewalt
Kommentar von Thomas Künneke
Vorweg: Mein Name ist Thomas Künneke, und ich gehöre – so sagt man – zur Gruppe der „Psychisch Kranken“. Ich verwehre mich gegen diese Bezeichnung. Schließlich nennt man Menschen mit anderen Beeinträchtigungen auch nicht „Gehkrank, Geisteskrank oder Sehkrank“. Ich bin ein Mensch mit psychischen Behinderungen.
Ich begleite und berate Menschen, die sich in einer ähnlichen Lebenslage befinden wie ich. Und gerade deshalb verfolge ich die Diskussion um die Registrierung von Menschen mit psychischen Behinderungen mit wachsender Sorge – und wachsendem Unmut. Denn was als Schutzmaßnahme verkauft wird, ist in Wahrheit ein weiterer Schritt in Richtung Diskriminierung und Ausgrenzung.
Zitat aus der Taz vom 26.05.2025 (*1)
- Doch die Politik will angesichts einer Reihe von Gewalttaten, die Personen mit psychiatrischen Diagnosen angelastet werden, die Regeln verschärfen. Laut einer Pressemitteilung des Bremer Innensenators sollen künftig „medizinische und sicherheitsbehördliche Erkenntnisse“ zusammengebracht und „relevante Erkenntnisse zu psychischen Erkrankungenden zuständigen Behörden, das heißt eben auch der Polizei, zugänglich“ gemacht werden.
Ganz ehrlich: Ich werde bald niemandem in psychischen Krisen mehr ruhigen Gewissens empfehlen können, sich an Ärzt*innen, Krankenhäuser oder andere medizinisch-therapeutische Einrichtungen zu wenden – nicht, wenn im Gegenzug die eigene Lebensgeschichte registriert, gespeichert und womöglich gegen einen verwendet wird. Menschen mit Krisenerfahrungen werden unter solchen Bedingungen notwendige Hilfen nicht annehmen. Die Folgen für die persönliche Lebensplanung können enorm sein, bis hin zu menschenrechtsverletzendem Zwang.
Zitat aus der Taz vom 26.05.2025 (*1)
- Der Beschluss der Innenministerkonferenzsieht darüber hinaus vor, dass potentiell gefährliche psychisch Kranke verpflichtet werden können, Medikamente zu nehmen oder eine Therapie anzufangen. Dazu müssen die entsprechenden Landesgesetze geändert werden.
Die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) betont die Vermeidung von Zwang für Menschen mit Behinderungen, insbesondere in Bezug auf Unterbringung und Behandlung. Die Konvention fordert eine menschenrechtsbasierte, zwangsfreie Unterstützung und sieht vor, dass Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund ihrer Behinderung ihrer Freiheit beraubt werden dürfen.
Ach ja: Ich bin übrigens nicht nur psychisch krank – wer ist das schon „nur“? Ich bin Sozialarbeiter, Vater von zwei Söhnen, Großvater, leidenschaftlicher Kartenspieler und habe manchmal psychische Krisen. Ich habe ein Leben – bunt, widersprüchlich, wertvoll. Und wenn ich gewalttätig werden sollte, vielleicht aus Gründen einer schwierigen sozialen Lebenssituation oder anderer Gründe, gibt es keine Forderung einer Registrierung von Großvätern oder Kartenspielern. Diejenigen, die Gewalt ausüben, müssen erfasst und beobachtet werden. Aber bitte – nicht unter dem Label „psychisch krank“ und generell. Das ist zu einfach und falsch. Menschen mit psychischen Erkrankungen sind laut Studien nicht grundsätzlich gewaltbereiter als andere.
Wenn wir schon anfangen, Risikogruppen zu erfassen – warum dann nicht dort, wo es statistisch wirklich auffällt? Die meisten Gewalttaten werden von Männern begangen. Vielleicht sollten wir also einfach mal alle Männer registrieren. Von den 17 Innenminister*innen der Länder und des Bundes sind 13 Männer.
Statt auf repressive Maßnahmen wie Register zu setzen, fordern Experten ein frühes, umfassendes und koordiniertes Hilfesystem für Menschen mit psychischen Behinderungen. Das derzeitige System ist aus finanziellen, rechtlichen und strukturellen Gründen jedoch überfordert. Ein solches System führt zu Gewalt.
(*1) Taz, Schärfere Gesetze für psychisch Kranke, Gegen Depression und Vorurteile auf Tour, https://taz.de/Schaerfere-Gesetze-fuer-psychisch-Kranke/!6092865/, abgerufen 2.07.2025
Auch hier – Eine Verzerrung der Forderungen aus der Politik, denn es ging und geht nicht um eine generelle Stigmatisierung, sondern um einen sehr kleinen Personenkreis – Vor dem Kommentar wäre es schön, hier konkreter aufzuklären, die Sachlage zu erörtern, damit der Gesamtsachverhalt von den Leserinnen und Lesern auch eingeordnet werden kann.
So wie jetzt könnte das die Ebene für Proteste darstellen, die nicht mehr im Kontext der eigentlichen „Forderung“ stehen, diese inhaltlich verzerren, was rechte Flügel stärkt und Glaubwürdigkeit herabsinken lässt.