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Krüppel gegen die Mitte: Nicht wie ein Hasenfuß in der Schlange stehen

Menschen stehen in eine Schlange und warten
Behindertenbewegung in der Warteschlange?
Foto: Ralph Milewski

Fladungen/Villmar (kobinet) Achtung - Satire! Als Ralph Milewski und sein Mitstreiter Stephan Laux zum Schluss kamen, dass es dringend eine Initiative behinderter Menschen gegen die politische Mitte braucht, war ein zentraler Antrieb: Nicht länger das Sozialstaatssterben mit stoischer Sachlichkeit hinzunehmen – sondern endlich aufrecht im Rollstuhl aufbegehren. "Wir können nicht ewig so tun, als ob uns nur die Ränder bedrohen", sagte Ralph Milewski beim ersten Online-Austauschtreffen der Initiative "Krüppel gegen die Mitte", das am 3. Juni 2025 in einem barrierefreien digitalen Raum mit aktivierter Gegenlichtkorrektur stattfand.

Warum die Mitte?

Weil sie lächelt, während sie Leistungen kürzt. Weil sie Gesetze wie das IPReG, das Triage-Gesetz und die Pflege-Deckelung als „unvermeidlich“ etikettiert – natürlich zum Wohl „aller“. Und weil sie mit sanfter Stimme Maßnahmen durchsetzt, die uns in die passive Demut treiben sollen. Die Initiative versteht sich daher als ironische, aber unerbittliche Replik auf eine Politik, die uns unter dem Deckmantel der Vernunft auf das „Weniger“ vorbereitet: weniger Teilhabe, weniger Absicherung, weniger Leben.

Ein Name mit Signalwirkung

„Krüppel gegen die Mitte“ wurde – inspiriert von der historischen Krüppelbewegung – in Kassel beim Festival der Eingemeindeten zum ersten Mal laut ausgesprochen. Viele nickten innerlich. Einige mussten kurz ihre Beatmung anpassen. Doch die Resonanz war deutlich: Über 40 Menschen meldeten sich innerhalb von 48 Stunden, um in den Verteiler aufgenommen zu werden. Der Name sei „radikal gemäßigt“, so eine Teilnehmerin, und bringe die strukturelle Gewalt höflich lächelnder Machtapparate auf den Punkt.

Was ist geplant?

Neben dem Aufbau einer Website (die möglichst schwer auffindbar sein wird, um der Mitte gerecht zu werden), sollen lokale Gruppen gegründet werden, um in Fußgängerzonen höflich, aber bestimmt zu murmeln: „Entschuldigen Sie, Ihre Mitte verletzt mich.“ Geplant sind außerdem Aktionen mit Titeln wie „Pflege ist kein Lifestyle“, „Weg mit dem Bürgergeld – her mit dem Bürgertum!“ und die satirische Kampagne #MerzmirdochdenBuckelrunter.
Auch eine künstlerische Intervention ist angedacht: Eine performative Installation, bei der Menschen mit Behinderung symbolisch in Schubladen geschoben werden, die mit Begriffen wie „Einzelfall“, „Härtefall“ oder „nicht systemrelevant“ beschriftet sind – gefolgt von einem höflichen Applaus aus dem Lautsprecher mit der Stimme von Jens Spahn.

Wie weiter?

Das nächste satirisch-seriöse Online-Treffen findet am 18. Juni 2025 um 12:00 Uhr statt. Interessierte können sich per Mail an: 📧 [email protected]
in den Verteiler eintragen lassen. Die Zugangsdaten werden in der Woche zuvor per Brieftaube oder Fax versendet – für maximale digitale Nachhaltigkeit.

Fazit:

„Rechts ist ein Problem. Aber die Mitte ist das System.“ Denn während der rechte Rand grölt, beschließt die Mitte stillschweigend, wer den Sozialstaat noch betreten darf – und wer auf der Rampe bleiben muss.

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Martin
06.06.2025 06:36

Guten Morgen Ralph Milewski,

Zunächst einmal danke für dieses wieder mal sehr lesenswerte Statement! Ich höre auch die Botschaft und mir fehlt auch nicht allein der Glaube. Aber ein bisschen erinnert mich das ganze hier auch an den Film das Leben des Brian wo sich die palästinesische volksfront und die volksfront Palästina gegenüberstanden und sich gegenseitig als Spalter bezichtigten. Auch eine sehr gelungene Anspielung darauf, dass sich gerade die Linke immer damit schwer tut sich zu vereinigen. In der Sache denke ich auch dass Krüppel gegen rechts ich gerade auch gegen jemanden wendet die sich in den Äußerungen auch unseres neuen Bundeskanzlers Friedrich Merz manifestieren. Insofern hoffe ich dass beide Bündnisse starken Zulauf haben oder noch besser ich im Kampf gegen die Reaktion um mal einen alten kampfbegriff der Linken zu benutzen zueinander finden. In diesem Sinne

Solidarische Grüße von Martin Theben

Ralph Milewski
Antwort auf  Martin
06.06.2025 13:31

Vielen Dank, Martin Theben, für Deine Rückmeldung und die treffende Analogie zu Das Leben des Brian. Dein Hinweis auf die Spaltungstendenzen innerhalb linker Bewegungen trifft einen wunden Punkt – auch im aktuellen Kontext.

Mir geht es allerdings nicht primär um die Frage, wer sich wie gegen rechts positioniert, sondern um etwas Grundsätzlicheres: dass politische Entscheidungen in der Pflege-, Behinderten- und Teilhabepolitik aus der Mitte heraus getroffen werden – ohne rechten Druck. Und genau das ist das Problem: Die strukturelle Exklusion ist kein Reflex auf rechte Hetze, sondern systemimmanent.

Nicht nur rechte Narrative gehören kritisiert, sondern gerade auch die Politik der Mitte – weil sie wirksam ausschließt, während sie Inklusion beschwört.

Aber wenn sich die Behindertenbewegung schon gegen rechts positioniert, warum dann nicht gemeinsam mit Aktion Mensch – einer Organisation, der man sonst so bereitwillig hinterherrennt und deren Narrative von „Inklusion“ man übernimmt? Konsequent wäre es doch, gerade von Aktion Mensch zu erwarten, dass sie sich lautstark gegen rechts positioniert und ihre große Anhängerschaft mitnimmt. Warum gibt es keine Kampagne „Mensch gegen Rechts“?

Stattdessen entstehen Zusammenschlüsse wie „Krüppel gegen Rechts“, die sich vor allem auf Abgrenzung konzentrieren, anstatt gemeinsame Interessen zu bündeln. Wenn linke Bündnisse ihre Energie vor allem auf Differenz statt auf kollektive politische Ziele richten, wird das eigentliche Anliegen geschwächt. Unterschiedliche Schwerpunkte sind legitim – doch Profilierung darf nicht zulasten politischer Wirksamkeit gehen. Gerade angesichts der Zersplitterung und der ungleichen Machtverhältnisse in der Behindertenbewegung ist das fatal.

Solidarische Grüße
Ralph Milewski

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