Bremen (kobinet)
Am 23. März 2025 berichtete das Fernsehen buten un binnen von Radio Bremen über Janne Schmidmann.
Sie ist 17 Jahre alt.
Sie setzt sich für echte Inklusion in den Schulen ein.
Dafür spricht und streitet sie mit Lehrern und Politikern.
Sie hält auch Reden vor vielen Menschen.
Bei einer Demonstration in Bremen hat sie vor 30.000 Menschen gesprochen.
Sie hat gesagt: Wir wollen und brauchen ein Bildungs-System, das alle mit einbezieht und niemanden diskriminiert.
Der kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul hat mit Janne Schmidmann ein Interview gemacht.
In dem Interview hat sie gesagt: Menschen mit Behinderung dürfen nicht länger übersehen werden.
Besonders junge Menschen mit Behinderung müssen gehört werden.
Sie hat auch gesagt: Wir haben eine Stimme, wir haben Erfahrungen, wir haben eigene Blickwinkel.
Wir wollen mit-entscheiden.
Das ist besonders wichtig wegen dem Rechts-Ruck und Parteien wie der AfD.
Diese Parteien stellen unsere Rechte in Frage.
Wir müssen laut und sichtbar bleiben.
Wir fordern Mit-Sprache auf Augenhöhe, und zwar jetzt.
Denn: Nichts über uns – ohne uns!
Sie sind 17 Jahre alt und engagieren sich intensiv für Inklusion.
Wie kam es dazu?
Ich habe eine Behinderung wegen einer Knochen-Erkrankung.
Ich erlebe in meinem Alltag immer wieder Barrieren.
Besonders in der Schule.
Das erleben auch meine Freunde und Geschwister mit Behinderung.
Irgendwann bin ich sauer geworden.
Immer wieder Barrieren erleben, immer wieder die eigene Behinderung erklären und immer am Rand sitzen.
Das hat dazu geführt, dass ich etwas tun wollte.
Ich habe angefangen, mich mit anderen auszutauschen, zu informieren und mitzureden.
Ich bin auch laut geworden.
Es war ein Prozess.
Jetzt ist es für mich selbstverständlich, mich für Inklusion einzusetzen.
Ich setze mich seit etwa zwei Jahren bei der Bildungswende JETZT! ein.
Dort kämpfe ich für bessere, zukunftsfähige und inklusive Bildung.
Die Bildungswende war der Start-Punkt meines Engagements.
Warum ist Ihnen die schulische Inklusion so wichtig?
Die schulische Inklusion und Inklusion in der Kita sind mir besonders wichtig.
Das sind die ersten Schritte zur gesellschaftlichen Teilhabe.
Andere und ich stoßen immer wieder an Grenzen.
Nur weil wir eine Behinderung haben.
Schule sollte ein Ort sein, an dem alle Kinder und Jugendlichen gleichberechtigt lernen können.
Aber das ist heute noch nicht die Wirklichkeit.
Deshalb ist es mir wichtig, dass sich das ändert.
In Zukunft sollen Schüler mit Behinderung in die Schule gehen können ohne Angst vor Diskriminierung.
Und Kitas sollten ein Ort sein, wo Kinder gemeinsam spielen und lernen können.
Ohne dass schon dort erste Stempel aufgedrückt werden.
Kita und Schule sind ideale Orte, um inklusives Leben zu vermitteln und zu üben.
Wenn dort Begegnungen stattfinden können und gemeinsames Lernen möglich ist, hoffe ich, dass dies im gesellschaftlichen Leben weitergeht.
Das führt zur Akzeptanz und Normalität von Vielfalt.
Und das brauchen wir ganz dringend auf allen Ebenen angesichts des Rechtsrucks.
Sie hatten schon die Möglichkeit vor vielen Menschen bei Demonstrationen und Kundgebungen zum Thema Inklusion zu sprechen.
Wo war das und wie war das für Sie?
Das war schon ganz häufig.
Meine erste Rede habe ich im September 2023 auf einer Pressekonferenz der Bildungswende JETZT! in Berlin gehalten.
Ich erinnere mich noch genau daran, wie unfassbar nervös ich war.
Kurze Zeit später habe ich zum ersten Mal vor tausenden Menschen gesprochen.
Das war ein unglaubliches Gefühl.
Seitdem habe ich viele Reden gehalten, besonders in Bremen, meiner Heimatstadt, aber auch in Berlin und Hamburg.
Ich habe auch schon bei Online-Pressekonferenzen mitgemacht.
Meine Reden waren zu verschiedenen Themen.
Meistens zur Inklusion in Schule, zu Rechten von Menschen mit Behinderung, zur Teilhabe von uns jungen Menschen mit Behinderung oder zu Mitbestimmung von Schülern.
Ich rede auch darüber, warum nachhaltige Bildung für den Klimaschutz wichtig ist.
Vor jeder Rede frage ich mich immer noch, warum ich mir das antue.
Aber ich glaube, ein bisschen Nervosität gehört einfach dazu.
Und ich weiß ja, warum ich das mache.
Haben Sie das Gefühl, dass junge Menschen mit Behinderungen gehört werden bzw. dass sich etwas bewegt?
Das ist eine schwierige Frage, finde ich.
Ich denke, dass junge Menschen mit Behinderung im Allgemeinen noch viel zu wenig gehört werden.
Es bewegt sich gerade viel bei den Rechten von uns Menschen mit Behinderung.
Aber es entwickelt sich unterschiedlich – auch in verschiedene Richtungen.
In Entscheidungsprozessen gehen besonders wir jungen Menschen mit Behinderung immer wieder unter.
Es wird Zeit, dass uns zugehört wird und wir mit einbezogen werden.
Im politischen Bereich, besonders beim aktuellen Rechtsruck, würde ich sagen, dass es sich eher rückwärts bewegt.
Der Rechtsruck, auch durch die AfD, ist gefährlich für uns Menschen mit Behinderung.
Menschenfeindliche Meinungen, wie von dieser Partei, stellen oft unsere Rechte, unsere Teilhabe und unser gleichwertiges Dasein in der Gesellschaft in Frage.
Ein anderes Beispiel aus der Schule: In Bremen gibt es fast keine Förderschulen mehr.
Aber dieser Fakt führt nicht automatisch zur Inklusion in den Regelschulen.
Es fehlt an Personal sowie an Räumen und Strukturen, um in der Schule echte Inklusion zu verwirklichen.
So sind die Schüler zwar nicht mehr auf einer Förderschule.
Aber sie sitzen häufig auch an Regelschulen in getrennten Klassen.
Sie haben nur Kunst oder Musik gemeinsam mit den anderen.
Das ist keine INKLUSION!
Wenn Sie zwei Wünsche frei hätten, welche wären dies?
Wenn ich zwei Wünsche frei hätte, würde ich mir als Erstes wünschen, dass Inklusion in Schule und Gesellschaft nicht länger nur ein schönes Wort bleibt.
Es soll endlich gelebte Wirklichkeit werden.
Das bedeutet, dass wirklich alle Kinder und Jugendlichen gemeinsam lernen, spielen und aufwachsen können.
Egal, ob sie eine Behinderung haben oder nicht.
Barrieren müssen abgebaut werden – in Köpfen, in Gebäuden, in Systemen.
Und niemand darf mehr an den Rand gedrängt werden.
Inklusion darf kein Kompromiss sein, sondern muss ein Menschenrecht sein, das endlich konsequent umgesetzt wird!
Mein zweiter Wunsch wäre, dass Menschen mit Behinderung nicht länger übersehen oder übergangen werden.
Besonders wir jungen Menschen mit Behinderung müssen gehört werden.
Wir haben eine Stimme, wir haben Erfahrungen, wir haben eigene Blickwinkel – und wir wollen mitentscheiden.
Gerade in Zeiten wie diesen, mit dem Rechtsruck und Parteien wie der AfD, die unsere Rechte in Frage stellen, ist es wichtiger denn je, dass wir laut bleiben.
Wir müssen sichtbar sein und ernst genommen werden.
Wir fordern Mitsprache auf Augenhöhe, und zwar jetzt.
Denn: Nichts über uns – ohne uns!
Und wie geht es für Sie persönlich weiter?
Was haben Sie vor?
Ich freue mich sehr auf alles, was kommt!
Aktuell unterstütze ich in Bremen die Organisation der Demo am 5. Mai zum Europäischen Protesttag für die Rechte von Menschen mit Behinderung.
Im Sommer werde ich mit der Bildungswende auf einem Festival einen Vortrag über Inklusion in der Schule halten.
Im September organisiere ich zusammen mit dem Schülerrat der Inklusion Bremen einen Fachtag.
Der Fachtag hat den Titel: Gesehen werden – Inklusion fängt bei mir an.
Auch weitere Aktionen sind in Planung, aber teilweise noch nicht öffentlichkeitsbereit.
Ansonsten werde ich auf jeden Fall weiterhin bei der Bildungswende JETZT! aktiv sein.
Dort setze ich mich für bessere inklusive Bildung ein.
Vielen Dank für das Interview.
Link zum Bericht von buten un binnen vom 23. März 2025 https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/lieblingsmensch-janne-inklusion-104.html

Foto: privat
Bremen (kobinet) Am 23. März 2025 berichtete das Fernsehmagazin buten un binnen von Radio Bremen über das Engagement der 17jährigen Janne Schmidmann, die sich für eine echte Inklusion in der Schulen einsetzt. Um dieses Ziel zu erreichen spricht und streitet sie mit Lehrer*innen und Politiker*innen und hält Reden vor Tausenden von Menschen. "Wir wollen und wir brauchen ein Bildungssystem, das alle mit einbezieht und niemanden diskriminiert", hatte sie beispielsweise vor kurzem bei einer Demonstration vor 30.000 Teilnehmenden in Bremen verkündet. kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul führte mit der jungen engagierten Frau ein Interview, in dem sie u.a. betonte, dass Menschen mit Behinderung – besonders die jungen – nicht länger übersehen, übergangen oder nur symbolisch einbezogen werden dürfen. "Wir haben eine Stimme, wir haben Erfahrungen, wir haben Perspektiven – und wir wollen mitentscheiden. Gerade in Zeiten wie diesen, mit dem wachsenden Rechtsruck und Parteien wie der AfD, die unsere Rechte infrage stellen, ist es wichtiger denn je, dass wir laut bleiben, sichtbar sind und ernst genommen werden. Wir fordern Mitsprache auf Augenhöhe, und zwar jetzt. Denn: Nichts über uns – ohne uns!", betonte Janne Schmidmann im kobinet-Interview.
kobinet-nachrichten: Sie sind 17 Jahre alt und engagieren sich intensiv für Inklusion. Wie kam es dazu?
Janne Schmidmann: Ich habe aufgrund einer Knochenerkrankung eine Behinderung und erlebe in meinem Alltag, aber auch im Alltag meiner Freund*innen oder Geschwister, die auch eine Behinderung haben, immer wieder Barrieren – besonders in der Schule. Irgendwann bin ich sauer geworden, die ständigen Barrieren, das ständige Erklären von der eigenen Behinderung und das ständige am Rand Sitzen, hat dazu geführt, dass ich was tun wollte. Ich habe angefangen, mich mit anderen auszutauschen, zu informieren, mitzureden – und schließlich auch laut zu werden. Es war irgendwie ein Prozess, aber inzwischen ist es für mich völlig selbstverständlich, mich für Inklusion einzusetzen. Und mittlerweile brenne ich wirklich für das Recht auf eine inklusive Gesellschaft und die Chancen, die ich darin sehe. Auch engagiere ich mich intensiv seit ungefähr zwei Jahren bei der Bildungswende JETZT! wo ich für bessere, zukunftsfähige und inklusive Bildung kämpfe, die Bildungswende war so ein bisschen der Startpunkt meines Engagements.
kobinet-nachrichten: Warum ist Ihnen die schulische Inklusion so wichtig?
Janne Schmidmann: Die schulische Inklusion und Inklusion in der Kita ist mir besonders wichtig, weil es ja eigentlich die ersten Schritte zur gesellschaftlichen Teilhabe sind. Andere und ich stoßen immer wieder an Grenzen – einfach nur, weil wir eine Behinderung haben. Schule sollte ein Ort sein, an dem alle Kinder und Jugendlichen gleichberechtigt lernen können. Aber das ist heute leider noch nicht die Realität. Deshalb ist es mir ein großes Anliegen, dass sich das ändert. Dass zukünftig irgendwann Schüler*innen mit Behinderung in die Schule gehen können ohne Angst vor Diskriminierung haben zu müssen. Und Kitas sollten ein Ort sein, wo Kinder gemeinsam spielen und lernen können, ohne dass schon dort erste Stempel aufgedrückt werden. Kita und Schule ist der ideale Ort, um inklusives Leben zu vermitteln und zu üben. Wenn dort Begegnungen stattfinden können und gemeinsames Lernen möglich ist, hoffe ich, dass sich dies im gesellschaftlichen Leben fortsetzt und zur Akzeptanz und Normalität von Vielfältigkeit führt. Und dies brauchen wir ganz ganz dringend auf allen Ebenen angesichts des momentanen Rechtsrucks.
kobinet-nachrichten: Sie hatten schon die Möglichkeit vor vielen Menschen bei Demonstrationen und Kundgebungen zum Thema Inklusion zu sprechen. Wo war das und wie war das für Sie?
Janne Schmidmann: Mittlerweile war das schon ganz häufig. Meine erste Rede habe ich im September 2023 auf einer Pressekonferenz der Bildungswende JETZT! in Berlin gehalten. Ich erinnere mich noch genau daran, wie unfassbar nervös ich war. Ich glaube, ich habe meine Reisebegleitung damals echt in den Wahnsinn getrieben. Nur kurze Zeit später habe ich dann zum ersten Mal vor tausenden Menschen gesprochen – das war ein unglaubliches Gefühl. Seitdem habe ich viele Reden gehalten, besonders hier in Bremen, meiner Heimatstadt, aber auch in Berlin und Hamburg. Auch bei Online-Pressekonferenzen war ich schon dabei. Meine Reden waren dabei zu ganz verschiedenen Themen, meistens zur Inklusion in Schule, zu Rechten von Menschen mit Behinderung, zur Teilhabe von uns jungen Menschen mit Behinderung, oder zu Mitbestimmung von Schüler*innen und auch warum nachhaltige Bildung für den Klimaschutz so wichtig ist. Vor jeder Rede frage ich mich ehrlich gesagt immer noch, warum ich mir das antue – aber ich glaube, ein bisschen Nervosität gehört einfach dazu. Und ich weiß ja, warum ich das mache.
kobinet-nachrichten: Haben Sie das Gefühl, dass junge Menschen mit Behinderungen gehört werden bzw. dass sich etwas bewegt?
Janne Schmidmann: Das ist eine sehr schwierige Frage, finde ich. Ich persönlich bin der Meinung, dass junge Menschen mit Behinderung im Allgemeinen noch viel zu wenig gehört werden. Es bewegt sich gerade viel, wenn man sich die Rechte von uns Menschen mit Behinderung anschaut, doch ich würde auch hier sagen, dass es sich sehr unterschiedlich entwickelt – und zwar auch in verschiedene Richtungen. In Entscheidungsprozessen gehen vor allem wir jungen Menschen mit Behinderung immer wieder unter. Es wird Zeit, dass uns zugehört wird und wir mit einbezogen werden.
Im politischen Bereich, zum Beispiel im Zusammenhang mit dem aktuell so akuten Rechtsruck, würde ich sagen, dass es sich dort eher rückwärts bewegt. Der aktuelle Rechtsruck, auch durch die AfD, ist gefährlich für uns Menschen mit Behinderung, da menschenfeindliche Ideologien, wie sie von dieser Partei vertreten werden, oft mit einem ausgrenzenden Menschenbild einhergehen, das unsere Rechte, unsere Teilhabe und unsere Existenz als gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft infrage stellt.
Ein anderes Beispiel, bezogen auf Schule: In meiner Heimatstadt Bremen gibt es fast gar keine Förderschulen mehr. Doch dieser Fakt führt nicht automatisch zur Inklusion in den sogenannten Regelschulen. Es fehlt an Personal sowie an räumlichen und strukturellen Möglichkeiten, um in der Schule echte Inklusion zu verwirklichen. Somit sind die Schüler*innen zwar nicht mehr auf einer Förderschule, sitzen aber häufig auch an Regelschulen in getrennten Klassenräumen und haben nur Kunst oder Musik gemeinsam mit den anderen. Das ist keine INKLUSION!
kobinet-nachrichten: Wenn Sie zwei Wünsche frei hätten, welche wären dies?
Janne Schmidmann: Wenn ich zwei Wünsche frei hätte, dann würde ich mir als Erstes wünschen, dass Inklusion in Schule und Gesellschaft nicht länger nur ein schönes Wort oder ein politisches Schlagwort bleibt – sondern endlich gelebte Realität wird. Dass wirklich alle Kinder und Jugendlichen gemeinsam lernen, spielen und aufwachsen können – unabhängig davon, ob sie eine Behinderung haben oder nicht. Dass Barrieren abgebaut werden – in Köpfen, in Gebäuden, in Systemen – und dass niemand mehr an den Rand gedrängt wird. Inklusion darf kein Kompromiss sein, sondern muss ein Menschenrecht sein, das endlich konsequent umgesetzt wird!
Mein zweiter Wunsch wäre, dass Menschen mit Behinderung – besonders wir jungen – nicht länger übersehen, übergangen oder nur symbolisch einbezogen werden. Wir haben eine Stimme, wir haben Erfahrungen, wir haben Perspektiven – und wir wollen mitentscheiden. Gerade in Zeiten wie diesen, mit dem wachsenden Rechtsruck und Parteien wie der AfD, die unsere Rechte infrage stellen, ist es wichtiger denn je, dass wir laut bleiben, sichtbar sind und ernst genommen werden. Wir fordern Mitsprache auf Augenhöhe, und zwar jetzt. Denn: Nichts über uns – ohne uns!
kobinet-nachrichten: Und wie geht es für Sie persönlich weiter? Was haben Sie vor?
Janne Schmidmann: Ich freue mich sehr auf alles, was kommt! Aktuell unterstütze ich in Bremen die Organisation der Demo am 5. Mai zum Europäischen Protesttag für die Rechte von Menschen mit Behinderung. Im Sommer werde ich gemeinsam mit der Bildungswende auf einem Festival einen Vortrag über Inklusion in der Schule halten.
Im September organisiere ich zusammen mit dem Schüler*innenrat der Inklusion Bremen einen Fachtag zum Thema „Gesehen werden – Inklusion fängt bei mir an“. Auch weitere Aktionen sind in Planung, aber teilweise noch nicht öffentlichkeitsbereit. Ansonsten werde ich auf jeden Fall weiterhin bei der Bildungswende JETZT! aktiv sein und mich dort für bessere inklusive Bildung einsetzen.
kobinet-nachrichten: Vielen Dank für das Interview.

Foto: privat
Bremen (kobinet) Am 23. März 2025 berichtete das Fernsehmagazin buten un binnen von Radio Bremen über das Engagement der 17jährigen Janne Schmidmann, die sich für eine echte Inklusion in der Schulen einsetzt. Um dieses Ziel zu erreichen spricht und streitet sie mit Lehrer*innen und Politiker*innen und hält Reden vor Tausenden von Menschen. "Wir wollen und wir brauchen ein Bildungssystem, das alle mit einbezieht und niemanden diskriminiert", hatte sie beispielsweise vor kurzem bei einer Demonstration vor 30.000 Teilnehmenden in Bremen verkündet. kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul führte mit der jungen engagierten Frau ein Interview, in dem sie u.a. betonte, dass Menschen mit Behinderung – besonders die jungen – nicht länger übersehen, übergangen oder nur symbolisch einbezogen werden dürfen. "Wir haben eine Stimme, wir haben Erfahrungen, wir haben Perspektiven – und wir wollen mitentscheiden. Gerade in Zeiten wie diesen, mit dem wachsenden Rechtsruck und Parteien wie der AfD, die unsere Rechte infrage stellen, ist es wichtiger denn je, dass wir laut bleiben, sichtbar sind und ernst genommen werden. Wir fordern Mitsprache auf Augenhöhe, und zwar jetzt. Denn: Nichts über uns – ohne uns!", betonte Janne Schmidmann im kobinet-Interview.
kobinet-nachrichten: Sie sind 17 Jahre alt und engagieren sich intensiv für Inklusion. Wie kam es dazu?
Janne Schmidmann: Ich habe aufgrund einer Knochenerkrankung eine Behinderung und erlebe in meinem Alltag, aber auch im Alltag meiner Freund*innen oder Geschwister, die auch eine Behinderung haben, immer wieder Barrieren – besonders in der Schule. Irgendwann bin ich sauer geworden, die ständigen Barrieren, das ständige Erklären von der eigenen Behinderung und das ständige am Rand Sitzen, hat dazu geführt, dass ich was tun wollte. Ich habe angefangen, mich mit anderen auszutauschen, zu informieren, mitzureden – und schließlich auch laut zu werden. Es war irgendwie ein Prozess, aber inzwischen ist es für mich völlig selbstverständlich, mich für Inklusion einzusetzen. Und mittlerweile brenne ich wirklich für das Recht auf eine inklusive Gesellschaft und die Chancen, die ich darin sehe. Auch engagiere ich mich intensiv seit ungefähr zwei Jahren bei der Bildungswende JETZT! wo ich für bessere, zukunftsfähige und inklusive Bildung kämpfe, die Bildungswende war so ein bisschen der Startpunkt meines Engagements.
kobinet-nachrichten: Warum ist Ihnen die schulische Inklusion so wichtig?
Janne Schmidmann: Die schulische Inklusion und Inklusion in der Kita ist mir besonders wichtig, weil es ja eigentlich die ersten Schritte zur gesellschaftlichen Teilhabe sind. Andere und ich stoßen immer wieder an Grenzen – einfach nur, weil wir eine Behinderung haben. Schule sollte ein Ort sein, an dem alle Kinder und Jugendlichen gleichberechtigt lernen können. Aber das ist heute leider noch nicht die Realität. Deshalb ist es mir ein großes Anliegen, dass sich das ändert. Dass zukünftig irgendwann Schüler*innen mit Behinderung in die Schule gehen können ohne Angst vor Diskriminierung haben zu müssen. Und Kitas sollten ein Ort sein, wo Kinder gemeinsam spielen und lernen können, ohne dass schon dort erste Stempel aufgedrückt werden. Kita und Schule ist der ideale Ort, um inklusives Leben zu vermitteln und zu üben. Wenn dort Begegnungen stattfinden können und gemeinsames Lernen möglich ist, hoffe ich, dass sich dies im gesellschaftlichen Leben fortsetzt und zur Akzeptanz und Normalität von Vielfältigkeit führt. Und dies brauchen wir ganz ganz dringend auf allen Ebenen angesichts des momentanen Rechtsrucks.
kobinet-nachrichten: Sie hatten schon die Möglichkeit vor vielen Menschen bei Demonstrationen und Kundgebungen zum Thema Inklusion zu sprechen. Wo war das und wie war das für Sie?
Janne Schmidmann: Mittlerweile war das schon ganz häufig. Meine erste Rede habe ich im September 2023 auf einer Pressekonferenz der Bildungswende JETZT! in Berlin gehalten. Ich erinnere mich noch genau daran, wie unfassbar nervös ich war. Ich glaube, ich habe meine Reisebegleitung damals echt in den Wahnsinn getrieben. Nur kurze Zeit später habe ich dann zum ersten Mal vor tausenden Menschen gesprochen – das war ein unglaubliches Gefühl. Seitdem habe ich viele Reden gehalten, besonders hier in Bremen, meiner Heimatstadt, aber auch in Berlin und Hamburg. Auch bei Online-Pressekonferenzen war ich schon dabei. Meine Reden waren dabei zu ganz verschiedenen Themen, meistens zur Inklusion in Schule, zu Rechten von Menschen mit Behinderung, zur Teilhabe von uns jungen Menschen mit Behinderung, oder zu Mitbestimmung von Schüler*innen und auch warum nachhaltige Bildung für den Klimaschutz so wichtig ist. Vor jeder Rede frage ich mich ehrlich gesagt immer noch, warum ich mir das antue – aber ich glaube, ein bisschen Nervosität gehört einfach dazu. Und ich weiß ja, warum ich das mache.
kobinet-nachrichten: Haben Sie das Gefühl, dass junge Menschen mit Behinderungen gehört werden bzw. dass sich etwas bewegt?
Janne Schmidmann: Das ist eine sehr schwierige Frage, finde ich. Ich persönlich bin der Meinung, dass junge Menschen mit Behinderung im Allgemeinen noch viel zu wenig gehört werden. Es bewegt sich gerade viel, wenn man sich die Rechte von uns Menschen mit Behinderung anschaut, doch ich würde auch hier sagen, dass es sich sehr unterschiedlich entwickelt – und zwar auch in verschiedene Richtungen. In Entscheidungsprozessen gehen vor allem wir jungen Menschen mit Behinderung immer wieder unter. Es wird Zeit, dass uns zugehört wird und wir mit einbezogen werden.
Im politischen Bereich, zum Beispiel im Zusammenhang mit dem aktuell so akuten Rechtsruck, würde ich sagen, dass es sich dort eher rückwärts bewegt. Der aktuelle Rechtsruck, auch durch die AfD, ist gefährlich für uns Menschen mit Behinderung, da menschenfeindliche Ideologien, wie sie von dieser Partei vertreten werden, oft mit einem ausgrenzenden Menschenbild einhergehen, das unsere Rechte, unsere Teilhabe und unsere Existenz als gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft infrage stellt.
Ein anderes Beispiel, bezogen auf Schule: In meiner Heimatstadt Bremen gibt es fast gar keine Förderschulen mehr. Doch dieser Fakt führt nicht automatisch zur Inklusion in den sogenannten Regelschulen. Es fehlt an Personal sowie an räumlichen und strukturellen Möglichkeiten, um in der Schule echte Inklusion zu verwirklichen. Somit sind die Schüler*innen zwar nicht mehr auf einer Förderschule, sitzen aber häufig auch an Regelschulen in getrennten Klassenräumen und haben nur Kunst oder Musik gemeinsam mit den anderen. Das ist keine INKLUSION!
kobinet-nachrichten: Wenn Sie zwei Wünsche frei hätten, welche wären dies?
Janne Schmidmann: Wenn ich zwei Wünsche frei hätte, dann würde ich mir als Erstes wünschen, dass Inklusion in Schule und Gesellschaft nicht länger nur ein schönes Wort oder ein politisches Schlagwort bleibt – sondern endlich gelebte Realität wird. Dass wirklich alle Kinder und Jugendlichen gemeinsam lernen, spielen und aufwachsen können – unabhängig davon, ob sie eine Behinderung haben oder nicht. Dass Barrieren abgebaut werden – in Köpfen, in Gebäuden, in Systemen – und dass niemand mehr an den Rand gedrängt wird. Inklusion darf kein Kompromiss sein, sondern muss ein Menschenrecht sein, das endlich konsequent umgesetzt wird!
Mein zweiter Wunsch wäre, dass Menschen mit Behinderung – besonders wir jungen – nicht länger übersehen, übergangen oder nur symbolisch einbezogen werden. Wir haben eine Stimme, wir haben Erfahrungen, wir haben Perspektiven – und wir wollen mitentscheiden. Gerade in Zeiten wie diesen, mit dem wachsenden Rechtsruck und Parteien wie der AfD, die unsere Rechte infrage stellen, ist es wichtiger denn je, dass wir laut bleiben, sichtbar sind und ernst genommen werden. Wir fordern Mitsprache auf Augenhöhe, und zwar jetzt. Denn: Nichts über uns – ohne uns!
kobinet-nachrichten: Und wie geht es für Sie persönlich weiter? Was haben Sie vor?
Janne Schmidmann: Ich freue mich sehr auf alles, was kommt! Aktuell unterstütze ich in Bremen die Organisation der Demo am 5. Mai zum Europäischen Protesttag für die Rechte von Menschen mit Behinderung. Im Sommer werde ich gemeinsam mit der Bildungswende auf einem Festival einen Vortrag über Inklusion in der Schule halten.
Im September organisiere ich zusammen mit dem Schüler*innenrat der Inklusion Bremen einen Fachtag zum Thema „Gesehen werden – Inklusion fängt bei mir an“. Auch weitere Aktionen sind in Planung, aber teilweise noch nicht öffentlichkeitsbereit. Ansonsten werde ich auf jeden Fall weiterhin bei der Bildungswende JETZT! aktiv sein und mich dort für bessere inklusive Bildung einsetzen.
kobinet-nachrichten: Vielen Dank für das Interview.