Fladungen (kobinet)
Inklusion lebt vom Gespräch.
Inklusion lebt nicht davon, dass man immer zustimmt.
Wer andere Menschen zum Nach-denken bringen will, muss auch mit ihnen sprechen.
Dieser Text ist kritisch.
Der Text spricht über Inklusion.
Der Text nennt keine Namen.
Aber der Text hat eine klare Botschaft: Inklusion beginnt, wenn wir nicht mehr zwischen "wir" und "die anderen" unterscheiden.
Zwischen Wunsch und Wirklichkeit
"Wir" gegen "die anderen" - so haben früher Menschen geredet, die gegen Inklusion waren.
Heute reden auch Menschen so, die für Inklusion sind.
Menschen, die sich für gleiche Rechte, Teil-habe und Barriere-freiheit einsetzen, benutzen oft Worte, die trennen statt verbinden.
Der Wunsch nach Inklusion wird so zu einer Methode der Trennung.
Nicht weil die Anliegen falsch sind.
Nicht weil die Wut nicht berechtigt ist.
Sondern weil der Umgang mit der Wut oft das Gespräch schwer macht.
Wut ist in Ordnung - Trennung nicht
Es gibt genug Gründe, wütend zu sein.
Wer Barrieren erlebt, kennt dieses Gefühl.
Wer Diskriminierung erlebt, kennt dieses Gefühl.
Diese Wut braucht Platz.
Aber Wut darf nicht das letzte Wort sein.
Wenn die Wut dazu führt, dass man alle Menschen in 2 Gruppen teilt: "Menschen mit Behinderung" und "Menschen ohne Behinderung", dann entsteht genau das, was Inklusion verhindern soll: Ausschluss.
Wer sagt: "Ihr habt doch die ganze Zeit, die wir nicht haben", der meint: Es gibt eine Gruppe von "Nicht-behinderten", die diese Zeit automatisch haben.
Das ist zu einfach gedacht.
Das ist eine neue Grenze.
Die Verantwortung nach der Provokation
Provokation kann gut sein, um auf Probleme aufmerksam zu machen.
Sie kann zum Nach-denken bringen.
Aber wer provoziert, trägt auch Verantwortung für das, was danach kommt.
Wer etwas Provokatives sagt, muss bereit sein, danach weiter zu reden.
Wer Menschen heraus-fordert, darf sie nicht allein lassen.
Aber genau das passiert oft: Die Person, die provoziert hat, zieht sich zurück.
Kein Gespräch, keine Erklärung.
Die Menschen, die die Provokation bekommen haben, bleiben allein.
Sie müssen selbst verstehen, was gemeint war.
Sie müssen selbst mit den schwierigen Gedanken umgehen.
Das ist keine Teil-habe.
Das ist das Gegenteil von Verantwortung.
Ein inklusives Gespräch muss geführt werden.
Es verlangt, dass man bereit ist zu reden, auch wenn es unbequem wird.
Es verlangt, dass wir nicht nur reden, sondern auch zuhören.
Sonst bleibt am Ende nur die Trennung.
Echo-kammern und geschlossene Räume
Wer die Kontrolle über ein Gespräch behält, schafft oft unbewusst eine Echo-kammer.
Eine Echo-kammer ist ein Ort, wo man nur Zustimmung hört.
Dort ist Zustimmung wichtiger als Auseinander-setzung.
Widerspruch ist nur erlaubt, wenn er nicht zu stark ist.
Tiefe Konflikte gibt es nicht.
Das ist bequem.
Aber es ist nicht inklusiv.
Teil-habe darf kein teures Produkt sein
Immer öfter muss man Bedingungen erfüllen, um an Gesprächen teilzunehmen: Mitgliedschaften, besondere Räume, Geld-Beiträge.
Natürlich muss Engagement bezahlt werden.
Aber wenn der Zugang zu wichtigen Gesprächen ein Privileg wird, wird Inklusion zur Ware.
Das widerspricht echter Inklusion.
Der Raum für echtes Gespräch
Inklusion heißt, Räume zu schaffen, in denen alle Stimmen gehört werden.
Auch die kritischen.
Auch die unbequemen.
Es geht nicht darum, Wut zu verbieten.
Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen, wenn wir sie öffentlich zeigen.
Wer Debatten beginnt, darf sich nicht zurück-ziehen.
Wer Trennung kritisiert, darf sie nicht selbst machen.
Inklusion beginnt dort, wo wir aufhören, "wir" und "die anderen" zu sagen.
PS: Dieser Text ist für alle Menschen, die Verantwortung für ihre Worte übernehmen wollen.
Wer sich angesprochen fühlt, ist gemeint.

Foto: Ralph Milewski
Fladungen (kobinet) Inklusion lebt vom Dialog – nicht von der Bestätigung. Doch wer provoziert, muss sich dem Diskurs stellen. Der folgende Text setzt sich kritisch mit dem Auseinanderdriften zwischen aktivistischer Rhetorik und tatsächlicher Teilhabe auseinander – ohne Namen zu nennen, aber mit klarer Botschaft: Inklusion beginnt dort, wo wir aufhören, zwischen "wir" und "die anderen" zu unterscheiden.
Zwischen Anspruch und Wirklichkeit
„Wir“ gegen „die anderen“ – diese Rhetorik war lange das Markenzeichen jener, die sich gegen Inklusion stellten. Heute begegnet sie uns immer häufiger bei denen, die sich als ihre Verfechter:innen verstehen. Menschen, die sich für Gleichberechtigung, Teilhabe und Barrierefreiheit einsetzen, greifen zunehmend zu Worten, die nicht verbinden, sondern trennen.
Der Wunsch nach Inklusion verkommt so zur Strategie der Abgrenzung.
Nicht, weil die Anliegen falsch wären.
Nicht, weil die Wut nicht berechtigt wäre.
Sondern, weil die Art des Umgangs mit dieser Wut eine Trennlinie zieht, die den Dialog erschwert – oder unmöglich macht.
Wut ist legitim – Spaltung nicht
Es gibt genug Gründe, wütend zu sein. Wer Barrieren erlebt, wer auf Diskriminierung stößt, wer immer wieder um das kämpfen muss, was anderen selbstverständlich zusteht, kennt das Gefühl. Diese Wut braucht Raum.
Aber Wut darf nicht das letzte Wort sein.
Wenn die Wut in Rhetorik mündet, die pauschalisiert, die zwischen „Menschen mit Behinderung“ und „Menschen ohne Behinderung“ unterscheidet, als gäbe es nur zwei klar abgegrenzte Gruppen, dann entsteht genau das, was Inklusion verhindern soll: Ausschluss.
Wer sagt: „Ihr habt doch all die Zeit, die wir nicht haben“, suggeriert, dass es ein privilegiertes Kollektiv der „Nichtbehinderten“ gäbe, dem diese Zeit selbstverständlich gehöre.
Das ist eine Verkürzung.
Das ist eine neue Grenze.
Die Verantwortung nach der Provokation
Provokation kann ein legitimes Mittel sein, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Sie kann irritieren, zum Nachdenken bringen, Auseinandersetzungen anstoßen. Doch wer provoziert, trägt auch Verantwortung für das, was danach kommt.
Wer eine scharfe These in den Raum stellt, muss bereit sein, den daraus entstehenden Diskurs zu begleiten. Wer Menschen herausfordert, darf sie nicht allein lassen.
Doch genau das passiert immer wieder:
Der Provokateur zieht sich zurück.
Kein Dialog, keine Einordnung, keine Moderation.
Die Empfänger der Provokation bleiben allein. Sie müssen mit der Unsicherheit umgehen, was eigentlich gemeint war. Sie tragen die Last der Auseinandersetzung.
Das ist keine Teilhabe.
Das ist das Gegenteil von Verantwortung.
Ein inklusiver Diskurs muss geführt werden. Er verlangt Gesprächsbereitschaft, auch wenn es unbequem wird. Er verlangt, dass wir nicht nur senden, sondern auch zuhören – nicht nur provozieren, sondern begleiten. Sonst bleibt am Ende nur die Spaltung.
Echokammern und geschlossene Räume
Wer Kontrolle über den Diskurs behält, schafft oft unbewusst eine Echokammer. Dort, wo Zustimmung wichtiger wird als Auseinandersetzung, geht die Offenheit verloren.
Widerspruch ist nur noch geduldet, wenn er „wohltemperiert“ bleibt.
Tiefe Kontroversen, echte Konflikte? Fehlanzeige.
Das ist bequem.
Aber es ist nicht inklusiv.
Teilhabe darf kein Premiumprodukt sein
Immer häufiger wird Teilhabe an bestimmten Diskursen an Bedingungen geknüpft: Mitgliedschaften, exklusive Räume, finanzielle Beiträge.
Natürlich muss Engagement finanziert werden – das ist keine Frage. Aber wenn Zugang zu kritischem Austausch zum Privileg wird, verschiebt sich die Logik: Inklusion wird zur Ware, Teilhabe zur Mitgliedschaft.
Das widerspricht allem, was echte Inklusion ausmacht.
Der Raum für echten Dialog
Inklusion heißt, Räume zu schaffen, in denen alle Stimmen gehört werden. Auch die kritischen. Auch die unbequemen.
Es geht nicht darum, Wut zu verbieten.
Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen, wenn wir sie öffentlich machen.
Wer Debatten lostritt, darf sich nicht aus der Affäre ziehen.
Wer Spaltung kritisiert, darf sie nicht selbst betreiben.
Inklusion beginnt dort, wo wir aufhören, „wir“ und „die anderen“ zu sagen.
PS: Dieser Text richtet sich an all jene, die Verantwortung für ihre Worte übernehmen wollen.
Wer sich angesprochen fühlt, ist gemeint.

Foto: Ralph Milewski
Fladungen (kobinet) Inklusion lebt vom Dialog – nicht von der Bestätigung. Doch wer provoziert, muss sich dem Diskurs stellen. Der folgende Text setzt sich kritisch mit dem Auseinanderdriften zwischen aktivistischer Rhetorik und tatsächlicher Teilhabe auseinander – ohne Namen zu nennen, aber mit klarer Botschaft: Inklusion beginnt dort, wo wir aufhören, zwischen "wir" und "die anderen" zu unterscheiden.
Zwischen Anspruch und Wirklichkeit
„Wir“ gegen „die anderen“ – diese Rhetorik war lange das Markenzeichen jener, die sich gegen Inklusion stellten. Heute begegnet sie uns immer häufiger bei denen, die sich als ihre Verfechter:innen verstehen. Menschen, die sich für Gleichberechtigung, Teilhabe und Barrierefreiheit einsetzen, greifen zunehmend zu Worten, die nicht verbinden, sondern trennen.
Der Wunsch nach Inklusion verkommt so zur Strategie der Abgrenzung.
Nicht, weil die Anliegen falsch wären.
Nicht, weil die Wut nicht berechtigt wäre.
Sondern, weil die Art des Umgangs mit dieser Wut eine Trennlinie zieht, die den Dialog erschwert – oder unmöglich macht.
Wut ist legitim – Spaltung nicht
Es gibt genug Gründe, wütend zu sein. Wer Barrieren erlebt, wer auf Diskriminierung stößt, wer immer wieder um das kämpfen muss, was anderen selbstverständlich zusteht, kennt das Gefühl. Diese Wut braucht Raum.
Aber Wut darf nicht das letzte Wort sein.
Wenn die Wut in Rhetorik mündet, die pauschalisiert, die zwischen „Menschen mit Behinderung“ und „Menschen ohne Behinderung“ unterscheidet, als gäbe es nur zwei klar abgegrenzte Gruppen, dann entsteht genau das, was Inklusion verhindern soll: Ausschluss.
Wer sagt: „Ihr habt doch all die Zeit, die wir nicht haben“, suggeriert, dass es ein privilegiertes Kollektiv der „Nichtbehinderten“ gäbe, dem diese Zeit selbstverständlich gehöre.
Das ist eine Verkürzung.
Das ist eine neue Grenze.
Die Verantwortung nach der Provokation
Provokation kann ein legitimes Mittel sein, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Sie kann irritieren, zum Nachdenken bringen, Auseinandersetzungen anstoßen. Doch wer provoziert, trägt auch Verantwortung für das, was danach kommt.
Wer eine scharfe These in den Raum stellt, muss bereit sein, den daraus entstehenden Diskurs zu begleiten. Wer Menschen herausfordert, darf sie nicht allein lassen.
Doch genau das passiert immer wieder:
Der Provokateur zieht sich zurück.
Kein Dialog, keine Einordnung, keine Moderation.
Die Empfänger der Provokation bleiben allein. Sie müssen mit der Unsicherheit umgehen, was eigentlich gemeint war. Sie tragen die Last der Auseinandersetzung.
Das ist keine Teilhabe.
Das ist das Gegenteil von Verantwortung.
Ein inklusiver Diskurs muss geführt werden. Er verlangt Gesprächsbereitschaft, auch wenn es unbequem wird. Er verlangt, dass wir nicht nur senden, sondern auch zuhören – nicht nur provozieren, sondern begleiten. Sonst bleibt am Ende nur die Spaltung.
Echokammern und geschlossene Räume
Wer Kontrolle über den Diskurs behält, schafft oft unbewusst eine Echokammer. Dort, wo Zustimmung wichtiger wird als Auseinandersetzung, geht die Offenheit verloren.
Widerspruch ist nur noch geduldet, wenn er „wohltemperiert“ bleibt.
Tiefe Kontroversen, echte Konflikte? Fehlanzeige.
Das ist bequem.
Aber es ist nicht inklusiv.
Teilhabe darf kein Premiumprodukt sein
Immer häufiger wird Teilhabe an bestimmten Diskursen an Bedingungen geknüpft: Mitgliedschaften, exklusive Räume, finanzielle Beiträge.
Natürlich muss Engagement finanziert werden – das ist keine Frage. Aber wenn Zugang zu kritischem Austausch zum Privileg wird, verschiebt sich die Logik: Inklusion wird zur Ware, Teilhabe zur Mitgliedschaft.
Das widerspricht allem, was echte Inklusion ausmacht.
Der Raum für echten Dialog
Inklusion heißt, Räume zu schaffen, in denen alle Stimmen gehört werden. Auch die kritischen. Auch die unbequemen.
Es geht nicht darum, Wut zu verbieten.
Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen, wenn wir sie öffentlich machen.
Wer Debatten lostritt, darf sich nicht aus der Affäre ziehen.
Wer Spaltung kritisiert, darf sie nicht selbst betreiben.
Inklusion beginnt dort, wo wir aufhören, „wir“ und „die anderen“ zu sagen.
PS: Dieser Text richtet sich an all jene, die Verantwortung für ihre Worte übernehmen wollen.
Wer sich angesprochen fühlt, ist gemeint.
Hallo Ralph, alle Achtung! Scharf beobachtet und das Beobachtete stilistisch raffiniert in der Schwebe diskreter Abstraktion gehalten. Dadurch freilich auch enigmatisch, also Rätsel aufgebend,
vemute ich für einige LeserInnen. Bei demjenigen, der da identitätspolitisch „wir gegen die“ praktiziert, dabei Wut ablässt und sich beständig dem Dialog entzieht – jetzt rate ich mal, denkst Du an Raul Krauthausen auf Instagram? Wenn einer eine „Debatte lostrete“, sagst du, müsse er sich dieser auch stellen. Raul tritt aber keine Debatte los und diskreditiert community-interne Kritik als wörtlich „angekackt werden“. Eine Wagenburg-Mentalität, die Dialog und Debatte ausschließt.
I.A. Hans-Willi Weis