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Stuttgart (kobinet) Simone Fischer tritt bei der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 für Bündnis 90/Die Grünen als Bundestagskandidatin für den Wahlkreis Stuttgart I an und hat auf der Landesliste der Grünen einen aussichtsreichen Listenplatz inne. Hauptberuflich ist sie derzeit Landesbehindertenbeauftragte von Baden-Württemberg, ehrenamtlich wirkt sie u.a. als Stadträtin der Landeshauptstadt Stuttgart für die Grünen und ist dabei Mitglied im Verwaltungsausschuss, Sozial- und Gesundheitsausschuss, Sportausschuss und Personalbeirat der Stadt. Zudem ist sie Mitglied im Aufsichtsrat der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft mbH und der volkshochschule stuttgart sowie Betreuungsstadträtin Stuttgart-Mitte. kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul sprach mit der engagierten Frau darüber, wie sie zur Kandidatur für den Bundestag kam und wie der Wahlkampf läuft.
kobinet-nachrichten: Der Bundestagswahlkampf ist in die Zielgerade eingebogen. Sie kandidieren für Bündnis 90/Die Grünen in Stuttgart für ein Direktmandat und auf der Landesliste Baden-Württemberg für den Bundestag. Wie kam es dazu, und wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, in den nächsten Bundestag gewählt zu werden?
Simone Fischer: Es gibt Entscheidungen im Leben, die man sich nicht leicht macht. Eine Kandidatur für den Bundestag gehört definitiv dazu – gerade in Zeiten wie diesen, in denen viel von Politiker*innen und Parteien erwartet wird und gesellschaftlicher Fortschritt zunehmend unter Druck gerät. Und besonders in einem Wahlkreis wie meinem, der mit Cem Özdemir so einen herausragenden „Vorgänger“ hat. Aber das kann auch ein besonderer Ansporn sein. Und ich habe mir diese Entscheidung tatsächlich nicht leicht gemacht – aber sie ist mir leichtgefallen. Weil mich so viele bestärkt haben, aber vor allem, weil dieser Schritt für mich eine konsequente Weiterführung meines jahrelangen beruflichen und gesellschaftlichen Engagements für soziale Gerechtigkeit, Gesundheit und Pflege ist. In Stuttgart und Baden-Württemberg setze ich mich seit Langem für diese Themen ein und gestalte Verbesserungen mit. Dass ich nun als Kandidatin für den Bundestag antrete, sehe ich als Privileg, große Verantwortung und Chance, diese Themen auf Bundesebene noch stärker voranzubringen.
Die Platzierung auf der Landesliste ist vielversprechend. Doch unser Ziel bleibt klar: Wir wollen in Stuttgart das Direktmandat verteidigen. Die enge Bindung zu meiner Stadt und diesem einzigartigen Wahlkreis ist für mich von großer Bedeutung und prägt mein ganzes Engagement – mit den Menschen vor Ort.
kobinet-nachrichten: Auf Facebook kann man verfolgen, wo Sie überall im Wahlkampf unterwegs sind und welche Themen Sie umtreiben. Wie läuft der Winterwahlkampf für Sie?
Simone Fischer: Der Wahlkampf ist kurz und intensiv, aber genau jetzt ist die Zeit, in der ich den direkten Austausch mit den Menschen ganz besonders schätze. Die politische Lage ist herausfordernd, aber ich erlebe viel Rückhalt und Motivation, die mich antreiben. Ich will jetzt handeln, für eine gesunde Zukunft. Ich setze mich für ein Miteinander ein, das Lust auf Zukunft macht. Die Gespräche mit den Menschen an den Infoständen, bei Veranstaltungen, in sozialen Einrichtungen oder bei Vereinen und gesellschaftlichen Initiativen bestärken mich in meinem Einsatz. Gerade Themen wie Gesundheit, Pflege und unser Zusammenhalt, die oft weniger Beachtung finden, stoßen in diesen Begegnungen auf viel Resonanz. Dass ich trotz Kälte und hektischem Terminkalender so viel Ermutigung erfahre, gibt mir Energie. Der Wahlkampf bereitet mir dann vor allem auch Freude.
kobinet-nachrichten: Gibt es Highlights im bisherigen Wahlkampf für Sie?
Simone Fischer: Ein besonderes Highlight sind für mich immer die Begegnungen mit Menschen, die sich mit Herz und Engagement für unsere Stadt und eine gerechtere Gesellschaft einsetzen. Ob es der Besuch in einer Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz oder im Kinderhospiz war, meine Gespräche mit der Krankenhausgesellschaft oder im Pflegeheim, wo ich mich für bessere Arbeitsbedingungen einsetze, oder der Austausch mit Menschen im Handwerk, in Gesundheitsberufen und pflegenden Angehörigen, die mir eindrücklich schildern, wo der Schuh drückt, oder eigene Formate – wenn ich mit Ricarda Lang zum Frühstück eingeladen habe und wir mit zig Bürger*innen ins Gespräch zu Klima und Bildung kamen, das die Menschen bewegt oder die Einladungen zu Küchengesprächen bei Stuttgarter*innen zuhause oder während der Demo mit 44.000 Menschen auf unserem Schlossplatz in Stuttgart – viele Momente zeigen mir, dass es sich lohnt, beharrlich für den Erfolg zu arbeiten und zuversichtlich zu sein.
Die Unterstützung von so vielen Menschen auf der Straße und in den digitalen Medien gibt mir Rückenwind. In meinem Wahlkreis habe ich großartige Unterstützung durch die Mitglieder in den grünen Ortsverbänden – von den Infoständen bis zum Haustürwahlkampf und bei Veranstaltungen, die wir organisieren und die auf großes Interesse stoßen. Unsere Partei wächst in Stuttgart täglich – wir haben gerade den Eintritt unseres 2.000. Mitglieds gefeiert. In Baden-Württemberg sind wir jetzt über 22.000 Mitglieder.
kobinet-nachrichten: Was nervt Sie bzw. fordert Sie kräftig heraus?
Simone Fischer: Die schrillen und unversöhnlichen politischen Debatten zu verfolgen, sind eine echte Herausforderung. Besonders der politische Wort- und Tabubruch in der letzten Januarwoche im Bundestag hat mich fassungslos und wütend gemacht. Wenn die CDU sagt, „das Richtige wird nicht falsch, nur weil die Falschen zustimmen“, dann ist das eine moralische Bankrotterklärung. Das ist Basta-Politik von Friedrich Merz, die auch vor Erpressung nicht zurückschreckt. Das ist nicht staatsmännisch – das ist unanständig.
Mit Robert Habeck erleben wir hingegen einen Kanzlerkandidaten, der für Zukunft, Zuverlässigkeit und Verlässlichkeit steht. Ich habe selbst in Stuttgart erlebt, wie viele Menschen genau das anspricht. Und in vielen Städten in ganz Deutschland zeigt sich: Es gibt eben doch sehr viele Menschen, die nach vorne blicken. Die wissen, dass man im Rückwärtsgang nicht schneller in die Zukunft kommt. Die erkennen, dass in unserem Land nicht alles gut ist – aber auch, dass platte Parolen und Vorurteilspolitik noch nie eine Lösung gebracht haben. Menschen, die an das Wir glauben – statt an Spaltung und Ausgrenzung.
Dafür werde ich mich weiter stark machen: für eine Gesellschaft, die Unterschiede respektiert und Chancen eröffnet. Ich will in einem Land leben, in dem wir gut miteinander umgehen und uns aufeinander verlassen können. Für ein leistungsfähiges und modernes Land – mit dem Blick nach vorn. Unsere Demokratie, Gerechtigkeit und Zuversicht sind die besten Antworten, um gemeinsam die besten Lösungen für unser Land zu finden.
kobinet-nachrichten: Als Landesbehindertenbeauftragte von Baden-Württemberg ist Ihnen die Behindertenpolitik sicherlich ein großes Anliegen. Ist im Wahlkampf für solche Themen Platz bzw. konnten Sie dazu einige Akzente setzen?
Simone Fischer: Auf jeden Fall. Mir ist es wichtig, dass diese Themen nicht als Nischenthemen behandelt werden, sondern selbstverständlich zur politischen Agenda gehören. Das mache ich sichtbar. In meinen Gesprächen vor Ort, in meinen Beiträgen in den digitalen Medien und auf Podiumsdiskussionen setze ich immer wieder Impulse für eine Gesellschaft, in der alle Menschen selbstbestimmt leben können. Dafür gibt es noch viel zu tun. Ich werde als Politikerin mit Behinderung einen wichtigen Teil dazu beitragen und gleichzeitig stehe ich im Bundestag in erster Linie für meine Schwerpunktthemen Gesundheit und Pflege.
kobinet-nachrichten: Wenn Sie den Einzug in den Deutschen Bundestag schaffen, gibt es einen Ausschuss bzw. ein Themenfeld, in dem Sie gerne intensiver wirken könnten?
Simone Fischer: Mein Herzensthema ist soziale Gerechtigkeit – mit dem Schwerpunkt auf der Gesundheits- und Pflegepolitik. Ich würde mich daher gerne im Gesundheitsausschuss engagieren, um bessere Bedingungen in der Pflege, eine Gesundheitsversorgung, die für alle zugänglich ist und eine gerechtere Finanzierung des Gesundheitswesens voranzutreiben. Hier kann ich auch die Expertise der Sozialpolitik einbringen, weil dort viele Weichen für eine inklusive Gesellschaft gestellt werden. Wichtig ist mir dabei immer der enge Austausch mit den Menschen vor Ort – denn gute Politik entsteht nicht am Schreibtisch, sondern im direkten Dialog.
kobinet-nachrichten: Vielen Dank für das Interview.
Link zu weiteren Infos zum Engagement von Simone Fischer auf ihrer Homepage: