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Wie es um die inklusive Katastrophenvorsorge steht

Zeichnung eines Feuerwehrmannes in voller Ausrüstug
Retter in der Not schützen Leben
Foto: Mohamed_hassan In neuem Fenster öffnen via Pixabay In neuem Fenster öffnen

STUTTGART (kobinet) In Baden-Württemberg wurde eine Umfrage zu den Zielvorstellungen für einen inklusiveren Katastrophenschutz erfolgreich beendet und wissenschaftlich ausgewertet. Diese Initiative Inklusive Katastrophenvorsorge wurde von der Beauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Simone Fischer, und dem DRK Landesverband initiiert und im Juni dieses Jahres unter Schirmherrschaft von Thomas Strobl, Minister für Inneres, Digitalisierung und Kommunen mit weiteren Partnerinnen und Partnern gegründet. Zu diesem Zweck und um zu erheben, welche konkreten Anforderungen bezüglich der Arbeit der Initiative existieren, wurde eine dreiwöchige Umfrage durchgeführt. Die Umfrage war an Kommunen, Organisationen des Katastrophenschutzes sowie Selbstvertretungen marginalisierter Gruppen und weitere relevante Akteure in Baden-Württemberg gerichtet. Erhoben wurden neben Erwartungen an die Arbeit der Initiative auch vorhandenes Wissen und Maßnahmen im Sinne des inklusiven Katastrophenschutzes sowie konkrete bestehende Lücken.

Die Umfrage wurde mit großem Interesse wahrgenommen. 124 Teilnehmende haben die gestellten fünf Fragen umfangreich beantwortet. Die Umfrage erfasst erstmals in dieser Akteursvielfalt und Breite Erwartungen, Vorwissen und Bedarfe zur Weiterentwicklung des Katastrophenschutzes in einem Bundesland. Diese Resonanz zeigt das große Interesse an der Arbeit der Initiative und betont den Bedarf eines inklusiveren Katastrophenschutzes in Baden-Württemberg. Die Antworten der Umfrage wurden nun gesichtet, aufbereitet und in einem Bericht veröffentlicht.

Zum einen sind die Teilnehmenden überwiegend der Überzeugung, dass Menschen mit Behinderungen und andere marginalisierte Gruppen bisher nicht ausreichend im Katastrophenmanagement berücksichtigt werden. Diesbezüglich wird auch eine bessere Sensibilisierung der Zielgruppen für Katastrophenfälle gefordert. Kritisiert wird zugleich eine fehlende Unterstützung für eine eigenständige Vorsorge für Not- und Katastrophenfälle seitens marginalisierter Gruppen. So fehlt es an angemessenen Informationsmaterialien, Anlaufstellen und finanziellen Mitteln. Damit bleibt, nach Einschätzung der Teilnehmenden, ein großes Potential für Eigenvorsorge ungenutzt.

Zum anderen wurde seitens der Teilnehmenden die Notwendigkeit zur Entwicklung von Konzepten für das Katastrophenmanagement sowie einer Sensibilisierung von Einsatzkräften artikuliert. Dabei ist den Umfrage-Teilnehmenden wichtig, dass die Zielgruppen an der Erarbeitung der Konzepte und Maßnahmen beteiligt sind. Die Initiative wird dabei als Möglichkeit für die Vernetzung verschiedener Akteure im Katastrophenmanagement und Selbstvertretungsorganisationen gesehen. Eng damit verbunden wird vorgeschlagen mehr Schulungen für Einsatzkräfte anzubieten, um über die Unterstützungsbedarfe der Zielgruppen aufzuklären. Auch solle mehr getan werden, um marginalisierte Gruppen in den Katastrophenschutz einzubinden und somit Strukturen von innen heraus inklusiver zu gestalten.

„Wir brauchen dringen konkrete Handlungsansätze, um die Idee der inklusive Katastrophenvorsorge zu verwirklichen. Weltweit wird nur einer von fünf Menschen mit Behinderung sicher aus einer Katastrophe gerettet. Zudem sind 75 Prozent der Menschen mit Behinderung komplett von humanitärer Hilfe ausgeschlossen. Das müssen wir ändern und hier in Baden-Württemberg mit gutem Beispiel voran gehen“, sagt der Geschäftsführer des DRK-Landesverbandes Baden-Württemberg, Marc Groß.

Lesermeinungen

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3 Lesermeinungen
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Christian Gruber
14.12.2024 22:35

Es wurde nicht lediglich lokal in Baden-Württemberg, sondern auch in der gesamten EU erfasst, wie man im Bericht der EEA (Europäischen Energieagentur) in Kapitel 19 nachlesen kann:
https://www.eea.europa.eu/publications/european-climate-risk-assessment/european-climate-risk-assessment-report-unedited/view
Das Ergebnis ist beunruhigend: Im Gegensatz zu der vorliegenden Studie von Baden-Württemberg wurden nämlich nicht lediglich die Ziele (die man ja beliebig schönfärben kann), sondern die tatsächlichen Schutzmaßnahmen untersucht.
Und das Ergebnis: *alle* Kommunen müssen *wesentlich* ambitionierter als bisher werden.

Susanne Mehs
14.12.2024 18:34

Beim Lesen der Überschrift hab ich mich deutlich gefreut. Endlich wird mal inklusive Katastrophenschutz mitgedacht und nicht nur als Einzellösung lokaler Hiorgs betrieben. Doch leider wurde ich enttäuscht. Ging es doch wieder nur um Behinderte als “ zu Rettende“ und nicht darum, wie sich auch Behinderte im Katastrophenschutz engagieren können, sich für die Gemeinschaft einsetzen und selbst wertvolles Wissen anzueignen und bei der Entwicklung von Lösungen mitzuwirken.

https://m.bild.de/regional/ruhrgebiet/behinderung/rollstuhl-fahrerin-wird-sanitaeterin-40847626.bildMobile.html?t_ref=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

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Ralph Milewski
Antwort auf  Susanne Mehs
14.12.2024 19:42

Lieben Dank an Susanne Mehs: Der Begriff „Inklusiver Katastrophenschutz“ sollte nach dem Verständnis von Susanne Mehs tatsächlich nur dann verwendet werden, wenn es darum geht, Menschen mit Behinderungen aktiv in den Katastrophenschutz einzubinden, etwa als Sanitäter oder Helfer. Alles andere – dass Menschen mit Behinderungen im Katastrophenfall gerettet werden – sollte keine spezielle Bezeichnung wie „inklusiv“ erfordern, sondern eine Selbstverständlichkeit sein. Der Begriff „Inklusion“ darf nicht verwässert werden, sondern sollte nur dann verwendet werden, wenn es um tatsächliche Teilhabe und Mitgestaltung geht. Alles andere ist schlichtweg ein notwendiger Standard, der nicht gesondert hervorgehoben werden sollte.