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Gemeinsame Forderung nach barrierefreiem Gesundheitswesen

Patient bei Blutdruckmessung
Patient bei Blutdruckmessung
Foto: Alterfines In neuem Fenster öffnen via Pixabay In neuem Fenster öffnen

STUTTGART (kobinet) Die Beauftragte der Landesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Simone Fischer und Dr. Robin Maitra, Mitglied im Vorstand der Landesärztekammer Baden-Württemberg fordern gemeinsam: „Das Gesundheitssystem muss barrierefreier werden.“ Im Gesundheitssektor müssen bauliche und kommunikative Barrieren abgebaut werden, damit auch Menschen mit Behinderungen die bestmögliche medizinische Versorgung bekommen. Darauf haben beide anlässlich des Internationalen Tags der Menschen mit Behinderungen aufmerksam gemacht. Damit die Weiterentwicklung hin zur Barrierefreiheit gelingt, brauche es die gemeinsame Anstrengung aller Beteiligten und mehr staatliche Unterstützung, betonen sie.

In der Realität wären leider längst nicht alle Arztpraxen und Kliniken für Menschen mit Behinderungen in geeigneter Weise zugänglich, darin sind sich Landesbeauftragte und Vorstand der Landesärztekammer einig. Dabei sei zu beachten, dass sich wirkliche Barrierefreiheit nicht in einigen wenigen „Standard-Maßnahmen“ wie Rollstuhlrampen oder behindertengerechten WCs erschöpfe. Denn die Gruppe von Menschen mit Behinderungen sei heterogen, Bedarfe an die Ausstattung und Räumlichkeiten einer Praxis sind folglich vielfältig: Orientierungs-Leitsysteme für sehbehinderte Menschen, höhenverstellbare Untersuchungsliegen und Röntgenapparaturen, Anmeldetresen mit abgesenktem Bereich, rutschhemmende Bodenbeläge – das alles und mehr gehört dazu.

Neben Maßnahmen der baulichen Barrierefreiheit gelte es auch, Barrieren in der Kommunikation abzubauen. So benötigten beispielsweise gehörlose Menschen Gebärdensprachdolmetscher*innen, um Zugang zu einer angemessenen Gesundheitsversorgung zu bekommen. Auch Leichte Sprache, etwa bei Informationsmaterial oder Anamnesebögen, spielt eine wichtige Rolle, um Barrieren im Gesundheitswesen abzubauen.

Eine solch umfassend barrierefreie Weiterentwicklung des Gesundheitssektors sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und seitens der öffentlichen Hand unterstützt werden, so Dr. Maitra. Denkbar wäre ein bundesweites Förderprogramm zur Barrierefreiheit von Einrichtungen des Gesundheitswesens. So könnte beim Praxisaus- oder -umbau – beispielsweise im Rahmen von Praxisübernahmen – auf finanzielle Hilfen zurückgreifen. Auch Kliniken könnten mithilfe von Fördermitteln die Gestaltung barrierefreier Räumlichkeiten besser umsetzen. Seit Jahren werde die Erweiterung der Verpflichtung zur Barrierefreiheit auf den privaten Sektor gefordert. Dies würde dann gerade auch Arztpraxen betreffen. Entsprechende Gesetzesvorhaben seien bereits angestoßen. Neue gesetzliche Regelungen und Vorgaben zur Barrierefreiheit in Neu- und Bestandsbau müssten mit öffentlicher Unterstützung gekoppelt sein. Die Bundesregierung stellte bereits einen Aktionsplan für ein diverses, inklusives und barrierefreies Gesundheitswesen vor. Zudem fassten die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder im vergangenen Oktober den Beschluss, sich dafür einzusetzen, die selbstbestimmte, gleichberechtigte und wirksame Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in allen Lebensbereichen zu fördern. Sensibilisierungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für das Personal im Gesundheitswesen trügen maßgeblich zum Abbau von Barrieren bei.

Die Landesärztekammer und die Beauftragte der Landesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen sind sich einig, dass die Gesundheitsversorgung einen zentralen Lebensbereich darstelle und der „Umbau“ hin zur Barrierefreiheit mit hoher Priorität angegangen werden müsse. „Wenn es um Gesundheit geht, müssen alle Menschen gleich gut zur Ärztin oder zum Arzt kommen“, betonen Simone Fischer und Dr. Robin Maitra.