München (kobinet) Am 25. Oktober 2024 versammelten sich 500 Personen mit und ohne Behinderung am Odeonsplatz in München. Ziel der vom Behindertenbeirat der Landeshauptstadt München initiierten Protestaktion war es, auf die Teilhabe von Menschen mit Behinderung aufmerksam zu machen. Darüber berichtet Nico Wunderle aus München für die kobinet-nachrichten.
Bericht von Nico Wunderle
Der Duft nach Veränderung lag in der Luft. Am 25.10.2024 initiierte der Behindertenbeirat der Landeshauptstadt München eine große Demonstration. So ist es gelungen, viele Menschen mit und ohne Behinderung auf die Straße zu bringen, um unter dem Motto „Auch wir sind München“ auf Ungerechtigkeit und fehlende Teilhabe hinzuweisen. Viele Organisationen, die sich in München für Menschen mit Behinderung und ihre Teilhabe engagieren, schlossen sich dem Protestzug an. Dieser führte durch die Münchner Innenstadt vom Odeonsplatz über den Altstadtring, vorbei an der Bayerischen Staatskanzlei zurück zum Odeonsplatz.
Mit dieser Aktion verschaffte der Behindertenbeirat München Menschen mit Behinderungen große Sichtbarkeit und mobilisierte viele Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen, aber auch Unterstützer*innen, die sich für bessere Inklusion in München einsetzen. Alle Interessierten sollen an der Demonstration teilnehmen können. Deshalb waren auch Gebärdensprachdolmetscherinnen vor Ort und übersetzten die Veranstaltung.
Die Teilnehmenden zeigten großes Engagement und machten mit Sprechchören und im Vorfeld gestalteten Schildern auf die Belange von Menschen mit Behinderung aufmerksam. Die Sprechchöre thematisierten in erster Linie fehlende Teilhabe, viel zu geringe Bezahlung für geleistete Arbeit in Werkstätten für Menschen mit Behinderung und Barrierefreiheit im öffentlichen Personenverkehr.
Die Vielfalt der Forderungen, die auf Plakaten und Schildern gezeigt wurden, verdeutlichen, dass die Teilhabe von Menschen mit Behinderung in vielerlei Hinsicht noch Verbesserungen bedarf und alle Lebensbereiche betrifft. Auf einem Plakat von Lucienne Mindermann weist die Rollstuhlfahrerin auf verheerende Mängel in der medizinischen Versorgung von Menschen mit Behinderung hin und macht auf fehlende Barrierefreiheit von Arztpraxen aufmerksam. Auf ihrem Schild steht in großen Buchstaben „Manche Menschen fliegen ins Weltall – Ich komme nicht in die Arztpraxis.“
Ein anderes Plakat stellt klar: „Inklusion ist kein Privileg – Inklusion ist ein Menschenrecht“. Verwirrte Blicke erstaunter Passant*innen erlaubten den Eindruck, dass viele Menschen, die zufällig am Protestzug vorbeikamen, noch nie so viele Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen gesehen haben. Gerade deswegen sind solche Veranstaltungen besonders bedeutend. Sie zeigen: Menschen mit Behinderung haben etwas zu sagen. Ihre Perspektive ist für die Inklusion in der Gesellschaft bereichernd.
Menschen mit Behinderung brauchen eine größere Lobby und mehr Personen, die sich für ihre Interessen einbringen. Nadja Rackwitz vom Vorstand des Behindertenbeirats der Landeshauptstadt München kündigte deshalb in ihrem Schlussstatement an, dass es auch im kommenden Jahr eine große Demonstration für mehr Teilhabe von Menschen mit Behinderung geben werde.
Die Veranstalter*innen zogen ein rundum positives Resümee von der Veranstaltung. Stolz teilten sie mit, dass statt der 150 angemeldeten Demonstant*innen nach Polizeiangaben 500 Personen (darunter auch mehrere Mitglieder des Münchner Stadtrats) am Freitag für mehr Teilhabe auf die Straße gingen.