München (kobinet) Die Kamera des Handys fungiert als digitaler Assistent und analysiert, ob sich auf dem Weg Hindernisse befinden. SmartAIs vereint neueste Technologien im Bereich der Künstlichen Intelligenz sowie computerbasiertem Sehen und bringt sie auf den Alltagsgegenstand Smartphone. Die Blinden- und Sehbehindertenstiftung Bayern des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbunds e.V. (BBSB) hat die Entwicklung mit 4.500 Euro unterstützt.
Unbekannte Wege stellen für blinde und sehbehinderte Menschen eine Herausforderung dar. Ein Abtasten des Bodens ist mit einem Langstock möglich. Steht aber beispielsweise ein E-Roller mitten auf dem Gehweg, kann dies eine gefährliche Stolperfalle sein. Die App, entwickelt für das Apple iPhone von SmartAIs, verfolgt die Vision eines digitalen Assistenten, der das Umfeld analysiert und nur vor relevanten Hindernissen warnt. So würde zum Beispiel ein Blatt auf dem Weg dem Nutzer nicht gemeldet, aber ein Werbeaufsteller, der im Weg steht. Der Langstock wird gleichzeitig mitgenutzt, das iPhone wird in einer speziellen Brusttasche verstaut und nimmt die Gegend durch die Kamera wahr, heißt es im Bericht des BBSB.
Die Weiterentwicklung
Der zweite Prototyp der App wurde im Oktober 2024 fertiggestellt, das Team macht sich jetzt daran, die App schrittweise und nah an den Nutzern weiterzuentwickeln. Die Interaktion mit dem digitalen Assistenten könnte zukünftig über Sprache und, Töne stattfinden, die Nutzer*innen könnten die Interaktion individualisieren. „Wir schätzen die aktuelle mediale Aufmerksamkeit, doch unser Hauptfokus liegt weiterhin auf der nutzerorientierten Entwicklung. Denn für uns zählt vor allem, ein Produkt zu schaffen, das echten Mehrwert bietet“, erklärt Sascha Preget, Geschäftsführer von SmartAIs. So wird der Marktreife eine längerfristige Zusammenarbeit und regelmäßiger Austausch mit mehreren Partnern vorausgehen. Beratend zur Seite stehen unter anderem der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund e.V. (BBSB), Deutsche Blindenstudienanstalt e.V. (blista), PRO RETINA Deutschland e.V., Bundesverband der Rehabilitationslehrer*innen für Blinde und Sehbehinderte e.V.
Judith Faltl, Landesvorsitzende des BBSB und selbst blind, berichtet von ihrem Test: „SmartAIs ermöglicht mir eine neue Art des Gehens. Ich bewege mich viel entspannter, ohne Hindernisse zu berühren, stecken zu bleiben oder ständig unterbrochen zu werden. Wir freuen uns sehr, diese neue Entwicklung zu unterstützen.“ Künstliche Intelligenz kann blinde und sehbehinderte Menschen wertvoll unterstützen, indem sie ihnen durch Sprachsteuerung, intelligente Navigation und Bildbeschreibung ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht und alltägliche Herausforderungen erheblich erleichtert. Nicht zuletzt ermöglicht es vielen Betroffenen mehr Selbstständigkeit und damit soziale Teilhabe. Dies ist unter anderem eine selbstgestellte Aufgabe des BBSB, Barrieren in der Gesellschaft abzubauen und Menschen mit Behinderung beratend zur Seite zu stehen, um ein möglichst selbstständiges Leben führen zu können.
Deutscher Mobilitätspreis
SmartAIs wurde vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr mit dem Mobilitätspreis 2024 ausgezeichnet. „Diese Auszeichnung motiviert uns weiter, dass künstliche Intelligenz das Leben der Blindengemeinschaft in den nächsten Jahren verändern wird. Wir freuen uns, ein Teil dieses Wandels zu sein“, sagt Sascha Preget, Geschäftsführer von SmartAIs. Zusammen mit Yamen Mohisn, Technischer Geschäftsführer, und Said Derbel, Mitgründer Technologie, und Anika Watzka, Mitgründerin Produkt & Design, arbeiten die Vier seit Mitte 2023 an der Entwicklung dieser App.
Weitere Informationen gibt’s unter: www.smartais.de