PLAU am SEE (kobinet) Wie erkennt man eigentlich, ob sich zufällig auch ein Komiker im Saal befindet? Einfach mal einen Witz über Menschen mit Behinderungen machen und warten, wer lacht… Ja, da haben uns doch neulich Herr Mockridge und die Moderatoren Nizar Akremi und Shayan Garcia gezeigt (ab Minute 41), wes Geistes Kinder sie sind und dass es für so manchen Komiker auf dem Weg zu dumpfen Schenkelklopfern keine moralischen Barrieren zu geben scheint.
Um das ganz klar zu sagen: Es hat nichts mit Humor zu tun, sich über Menschen mit einem Handicap lustig zu machen und was da alles unter der Rubrik „Unterhaltung“ unterhalb der Gürtellinie auf Quotenfang unterwegs ist, ist schon lange nicht mehr amüsant. Das hat so wenig mit Humor zu tun, wie das Bundesteilhabegesetz mit Inklusion.
Das ist menschenverachtender Unsinn zum Fremdschämen! Mehr nicht. Und es drängt sich die Frage auf, wie es heute um das steht, was wir früher Unterhaltung und Satire nannten und das heute als „Comedy“ und „Entertainment“ so platt daherkommt, dass es selbst bei aufrechtem Gang locker sämtliche Hürden von Anstand, Respekt und Ethik unterläuft.
Ja, ist es zu begrüßen, dass „AbilityWatch“ sich aus der Deckung wagt, und juristisch gegen diese Beleidigungen vorgeht. Das wird höchste Zeit, hier das Stopp-Signal zu setzen. Und wir, die wir nicht zu denen zählen, über die Herr Mockridge und einige seiner Humorkumpanen gelästert haben, können nur hoffen, dass diejenigen, auf deren Kosten da gelacht wurde, Erfolg mit einer Strafanzeige haben.
Nein, man ist kein Spassverderber und kein Trauerkloß, wenn man denjenigen den Applaus verweigert, die sich bei ihren Bemühen, witzig zu sein, außerhalb der Grenzen von Anstand und Geschmack aufhalten.
Und da ist sie wieder: Die scheinbare Unfehlbarkeit der medial aktiven Mainstreamer, die indirekt immer mitschwingt, wenn die Böhmermänner dieser Republik dafür sorgen, dass unsere Work- Life- Balance abends künstlich so gepusht wird, dass wir abends dann doch noch den Wecker für den nächsten Morgen stellen. Ja, wer zuerst lacht, hat die Dinge als Erster durchschaut, der weiß Bescheid, blickt hinter die Fassaden und hat Durch-, Weit- und Überblick gleichermaßen. Sonst wären wir ja schließlich auch drauf gekommen. Und wer nicht lacht, steht in der Gefahr, als jemand wahrgenommen zu werden, der die Pointe nicht verstanden hat und ohnehin eine Spaßbremse ist.
Jemanden zum Lachen zu bringen, ist allein noch kein Qualitätsmerkmal. Das kann schnell in Clownerie umschlagen. Und dass nicht jeder Gag, der uns da ins Wohnzimmer klatscht, auch von dem erdacht wurde, der da gerade in die Kamera blödelt, ist längst kein Geheimnis mehr. Humor als Ware.
Scheinbar wird es für diese Zunft immer schwieriger, uns noch zum Lachen zu bringen, sodass es ohne Tabubrüche und das ständige Verrücken der Grenzen des guten Geschmacks nicht zu gehen scheint, uns noch Lachfalten in die Gesichter zu zaubern. Nicht jeder Komiker, der uns da bekalauert, leistet mit seinen Gags auch einen substantiellen Beitrag dazu, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Meist reicht es ihnen, sie uns erträglich zu machen. Aber selbst das gelingt nicht jedem.
Da ist ein anderes Format gefragt, das eher einen Sendeplatz im TV verdient hat als dieser Quark, der wohl auch deshalb immer flacher wird, weil er sich zunehmend den Bildschirmen anpasst: Gross, bunt, laut und flach.
Brot und Spiele. Apropos Spiele: In Paris haben wir das gesehen, was diese Sparte der Humoraktivisten nicht bringt: Gute Unterhaltung und Spannung durch Menschlichkeit. Und das pur und in Echtzeit. Ohne Ghostwriter und Applaus und Lacher vom Band, aber dafür echt mit Prothese und ungekünstelten Emotionen.
Am Ende und aus gegebenem Anlass sei hier an den großen Heinz Erhardt erinnert, der einst formulierte: „Manche Menschen wollen immer nur glänzen, obwohl sie keinen Schimmer haben“…
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