BERLIN (kobinet) Anlässlich des heutigen Weltkindertages besteht nach Einschätzung des langjährigen Hauptgeschäftsführer des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Ulrich Schneider in Deutschland keinerlei Grund, irgendetwas zu feiern. Schneider verweist dabei auf die aktuellen Armutsdaten des Statistischen Bundesamtes.
Es sind die sogenannten Erstergebnisse des Mikrozensus für das Jahr 2023. Endgültiges wird erst in einigen Monaten vorliegen. Doch sowohl Erst- wie auch Endergebnisse „beruhen auf vollständig aufbereiteten und validierten Daten“
Der Mikrozensus weist eine Armutsquote von 16,6 Prozent aus, was – je nach Betrachtung – als ein geringfügiger Rückgang um 0,2 Prozentpunkte gegenüber 2022 oder aber als ein Beharren auf hohem Niveau interpretiert werden kann.
Was die Armut von Kindern und Jugendlichen beziehungsweise die Armut von Familien anbelangt, bleibt es wie auch in den Vorjahren dabei, dass diese einem ganz besonders hohem Armutsrisiko ausgesetzt sind. So liegt die Armutsquote von Kindern und Jugendlichen bei 20,7 Prozent. Gegenüber 2022 ist dies zwar ein Rückgang um 1,1 Prozentpunkte, doch nach wie vor muss jeder und jede 5. Minderjährige in Deutschland zu den Armen gerechnet werden. Dies sind 2,96 Millionen Kinder und Jugendliche.
Die Armutsquote von Kindern und Eltern in Alleinerziehendenhaushalten fiel 2023 zwar ebenfalls um 2,1 Prozentpunkte, doch bleibt sie mit 41 Prozent nach wie vor exorbitant hoch. Paarhaushalte mit ein oder zwei Kindern sind wie auch in den Vorjahren nur unterproportional von Armut betroffen. Ganz anders bei sogenannten kinderreichen Familien mit drei und mehr Kindern. Hier liegt die Armutsbetroffenheit nach wie vor bei rund 30 Prozent.
Die überproportionale Armutsbetroffenheit spiegelt sich in der Abhängigkeit von Hartz-IV-Leistungen wider. Im Mai 2024 befanden sich 1,8 Millionen leistungsberechtigte Minderjährige im Bezug von Hartz IV, 1,5 Millionen von ihnen jünger als 15 Jahre. Dies entspricht einer Quote von 12,6 Prozent im Vergleich zu einer Gesamtquote aller Leistungsbeziehenden von 8,3 Prozent. Auch die überaus starke Armutsbetroffenheit von Alleinerziehenden spiegelt sich in der Hartz-IV-Statistik. Beträgt die Leistungsbeziehendenquote aller Haushalte 8,8 Prozent, sind es bei Alleinerziehenden 34,5 Prozent aller Haushalte, die auf Hartz IV angewiesen sind.
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