MÜNCHEN (kobinet) Der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund (BBSB) appelliert an die Bayerische Landesregierung, die Stunden des Mobilen Sonderpädagogischen Diensts für die Kinder sicherzustellen. Blinde und sehbehinderte Kinder sind auf diese Förderung angewiesen. Franziska Weigand, Grundschullehrerin in Dachau und Mitglied des Landesvorstands im BBSB stellt dazu fest: “Die bisherige Deckelung der MSD-Stunden wird den unterschiedlichen Bedürfnissen der Kinder nicht gerecht. Wir fordern daher, dass eine bedarfsgerechte Förderung der Schülerinnen und Schüler sichergestellt wird.“
Es wird viel über Inklusion und Teilhabe an Bayerns Schulen gesprochen und es gibt auch ein Recht darauf, als Mensch mit Behinderung auf eine Regelschule zu gehen. Aber wie sieht es in der Praxis aus? Der BBSB fragt bei dem von Blindheit betroffenen Schüler Felix Haas nach.
„Es wäre schon schön, wenn ich einmal im Monat eine MSD-Stunde in der Schule hätte“, erklärt der vierzehnjährige Felix Haas. Eigentlich hat er wöchentlich Anspruch auf eine Stunde des „Mobilen Sonderpädagogischen Diensts“. Der MSD unterstützt Schülerinnen und Schüler in den Förderschwerpunkten Sehen, Hören, körperliche und motorische Entwicklung, soziale und emotionale Entwicklung, Sprache, geistige Entwicklung und Lernen.
Birgit Haas und ihr Sohn Felix erzählen, dass er im vergangenen Schuljahr 2023/24 drei Stunden im gesamten Schuljahr hatte. Die Fachkraft steht zwar im regelmäßigen telefonischen und E-Mailkontakt, berät und unterstützt soweit das möglich ist. Leider reichen aber die zeitlichen Kapazitäten nicht aus, um Felix wenigstens einmal im Monat zu sehen. „Schön ist allerdings, dass wir unsere MSD-Kraft schon seit Felix‘ Grundschulzeit kennen. Aber ihre Kapazitäten sind zu begrenzt“, sagt Birgit Haas.
Nun hat Felix noch Glück, denn er besucht das Adolf-Weber-Gymnasium in München. Ein Fahrdienst bringt ihn täglich von Kaufbeuren nach München. Diese Schule ist mit einem Blindenleitsystem, Rampen und einem Aufzug ausgestattet, die Lehrkräfte erhalten Coachings und Schulungen um die derzeit acht betroffenen Schülerinnen und Schüler (von 800) gezielt zu unterstützen. Sabine Hoffmann, selbst blind, fungiert an dieser Schule als Schnittstelle zwischen Lehrkräften, Eltern und Kindern. Sie kümmert sich um Unterlagen und Lehrmaterial, das für blinde und sehbehinderte Kinder eigens aufbereitet wird und steht den Eltern als Beraterin zur Verfügung. Das Konzept dieser Schule beinhaltet, dass blinde und sehbehinderte Schüler*innen ohne Schulbegleitung zurechtkommen sollen, denn so gelingt die Integration in die Klasse in der Regel leichter.