Menu Close

Barrierefreier Urlaub braucht viel Vorbereitung

Rechts Frau mit blauem Annorak welcher eine links stehende Helferin Speiseeis reicht
Beim Urlaub von Menschen mit Behinderung am Bodensee
Foto: Stiftung kreuznacher diakonie/Susanne Heidrich und Andrea Djifroudi

BAD KREUZNACH/BODENSEE (kobinet) Barrierefreies Reisen wird angesichts einer wachsenden Zahl von Senioren in Deutschland immer öfter beworben. Hoteliers und Reiseveranstalter werben immer öfter damit. Mitarbeitende in der Behindertenhilfe der Stiftung kreuznacher diakonie und die Bewohner wären eigentlich die idealen „Realitäts-Checker“. Ihre Erfahrung ist jedoch: Ganz so einfach ist das nicht !

Mal eben für vier Tage an den Bodensee? Susanne Heidrich, Teamleiterin in Neu-Bethesda, einer Wohneinrichtung für Menschen mit Behinderung, lächelt milde. Dann fängt sie an zu erzählen, wie lange und wieviel Vorbereitung eine solche Reise benötigt. Es ist kein Klagelied, denn die Freude, dass die Bewohnerinnen und Bewohner wieder auf Tour gehen, ist wesentlich größer als der Aufwand.

Während andere gerade mal eben ein paar Sachen in einen Rucksack stopfen und vielleicht in der Nacht vorher noch schnell eine Unterkunft via Internet buchen, sind Reisen für Menschen mit multiplen Beeinträchtigungen deutlich aufwendiger in der Vorbereitung – selbst dann, wenn die Finanzierung bereits gesichert ist.

Vor Monaten haben Susanne Heidrich und die Mitarbeitenden in Neu Bethesda angefangen, die vier Tage am Bodensee zu organisieren und nach einer passenden Unterkunft zu suchen. Susanne Heidrich ist eine zurückhaltende und freundliche Frau: „Das ist nicht ganz einfach!“

Die nächste Frage: Wie kommen wir da hin? Für die E-Rollis, die breit und schwer sind, braucht es Spezialfahrzeuge. Den gebuchten Bus darf aber auch nicht jeder fahren, denn es sind Zusatzkenntnisse über Personentransport und Ladesicherheit nötig. Dann braucht es fachkundige Mitarbeiter, die mit der Pflege und den Bedürfnissen der Bewohner vertraut sind. Eine kleine Reisetasche genügt da nicht, denn alles, was eventuell gebraucht wird, muss eingepackt werden – auch der Infusionsständer.

Bei den Bewohnerinnen und Bewohnern, aber auch bei den mitreisenden Mitarbeitern ist am Tag der Abfahrt die Vorfreude so groß, dass aller Aufwand und Hektik vergessen sind. Vor ihnen liegt eine lange Fahrt, neue Eindrücke, Spaß und die Teilhabe an einer Welt, die sich im Alltag oft schwertut, Menschen mit Behinderung den Weg zu mehr Freiheit zu ebnen.