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Viertens ein Abgesang: „By by Miss American Pie“

Das Denkmal in New York
Lady Liberty schwingt die Freiheitsfackel, das beeindruckt heuer nurmehr Dackel.
Foto: Pixabay/nash78690

Berlin (kobinet) The day America dies. Ist es schon soweit oder muss noch mit einer gewissen Verzögerung gerechnet werden? Wie lange hat es allein in der Welt der Rockmusik gedauert, bis Don McLean endlich das Geheimnis um den Sinn der Lyrics von „American Pie “ gelüftet hat. Erst 2015 war es soweit. „By by Miss American Pie“ bedeutet, „Dinge, die in die falsche Richtung sich entwickeln“. – Allerdings, wie wahr! In eine falsche Richtung laufen, das tun sie, die Dinge und niemand hält sie auf. Auch Miss Harris ändert daran wenig. Ob etwas mehr oder weniger in die falsche Richtung, wrong is wrong, das ändert auch kein Swifty-Song.

Ein Racheengel richtet den treulosen Muttersohn

Die vorige Folge endete mit einem Cliffhänger, der nichts Gutes verhieß. Und so geschieht es auch. Wir sind in diesem gottverlassenen kalifornischen Kaff gestrandet, wo es ein einziges Motel gibt, indem wir übernachten. Mitten in der Nacht passiert es. Ein Schlüssel dreht sich im Türschloss, ein mächtiger Schatten bewegt sich im fahlen Licht der Decke auf unser Bett zu. Im Halbschlaf erkennt meine Schwester einen spitzen Gegenstand, den der Arm des Schattens vor sich her schiebt. Doch da ist es bereits zu spät, schon ist der Motelbesitzer Norman Bates an meiner Bettseite gestanden, ist schnell in die Hocke gegangen, um mir im Handumdrehen – ich liege wie gewöhnlich leicht bäuchlings gedreht in stabiler Seitenlage – das Stilett von schräg unten durch den Brustkorb zu stoßen. Der ungewöhnlichen Länge wegen ragt mir die Klinge wie ein spitziger Eiszapfen aus dem Rücken. Ein Bild, denke ich noch während mir die Sinne schwinden, ähnlich dem, des von der Lanze durchbohrten Schwedenkönigs Gustav Adolf auf seinem Streitross. Die Abbildung aus einer Szenenfolge über den Dreißigjährigen Krieg hing in unserem Erstklässler-Schulzimmer an der Wand. Und wie der von der Lanze durchbohrte Gustav Adolf sich Sekunden später auf der mit Kot und Blut besudelten Erde des Schlachtfelds wälzt, so wälze ich mich auf dem soeben noch blütenweißen Linnen des Appartementbetts röchelnd in meinem eigenen Blut.

Alles weitere lässt sich nurmehr sozusagen aus dem Off rekonstruieren. Meine Schwester neben mir wird wie wahnsinnig nach unserer Mutter geschrien haben. Während Bates mit seinem Reinlichkeitstick und seinem Putzfimmel bereits damit beschäftigt ist, das Blut mit unseren Kleidungsstücken von der Bettlade zu wischen. Und dann, als sie zu schreien nicht aufhört, meine Schwester kurzerhand mit ihrem Büstenhalter stranguliert. Sie ist ihm einfach auf die Nerven gegangen. Wohingegen er meine Hinrichtung damit rechtfertigen dürfte, ein verkommenes Subjekt wie das meinige, das schmählichen Verrat an der Liebe und Sorge seiner Mutter begangen hat, habe nichts anderes verdient, als dass ihm ein göttlicher Racheengel – gemäß dem alttestamentarischen Gebot, Auge um Auge, Zahn um Zahn – diesen eiskalten Stahl zwischen die Rippen rammt.

Begrabt auch mein Herz an der Biegung des Flusses

So rächt es sich eben, überzeitliche Lebensweisheiten wie „a boys best friend is his mother“ fahrlässig in den Wind zu schlagen. Auf mütterliche Mahnungen vor Wölfen in Amerika nicht zu hören. Sondern vor Ort, wie meine Schwester und ich, mit dem Gedanken zu spielen, sogar noch einen riskanten Abstecher zum „Little Big Horn“ zu unternehmen. Little Big Horn, verrückte Wortverbindungen wie diese gibt es bei den Indianern zuhauf. Dass sie in jenem Krieg, der ihnen von den Weißen in so schäbiger Weise aufgezwungen worden war, eine Schlacht für sich entschieden, dies hat es nur ein einziges Mal gegeben und das war am Little Big Horn. Dort hat der listenreiche Sitting Bull den arroganten General Custer und seine Blauröcke so vernichtend geschlagen, dass keiner von ihnen überlebte. Auge um Auge, Zahn um Zahn könnte man verharmlosend sagen, als wäre es da noch um Augen und Zähne gegangen. – Zum Little Big Horn zog es mich schon deshalb, weil ich zuhause in Marburg im Solidaritätskomitee für das „American Indian Movement“ tätig war. Und mir immer wieder die Schallplatte aus dem Pläne-Verlag anhörte, „Custer died for your sins“. Er starb für die Sünden der europäischen Kolonisatoren, ihre Hybris, Habgier und Bigotterie. So wie ich in der schaurigen Motelszene, die mich partout nicht loslässt für meine Treulosigkeitssünde habe büßen müssen, den vor Wölfen warnenden Worten mütterlicher Sohnesliebe kein Gehör geschenkt zu haben und sich voller Überheblichkeit mit dem zu verwechseln, „der mit dem Wolf tanzt“.

Little Big Horn vermochte es nicht, das Schicksal der amerikanischen Ureinwohner noch zu wenden. Endgültig besiegelt wurde es wenige Jahre später durch „Wounded Knee“. Was sich für heutige Ohren nach einer Knieverletzung im Fußball oder beim American Football anhört, war ein Massaker der US-Army an 300 unbewaffneten Sioux Indianern. Dee Browns Buch „Burry my heart at Wounded Knee“ berichtet davon, auch in Deutschland fand „Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses“ vor Jahrzehnten eine gewisse Leserschaft. Man könnte sagen, das ursprünglich vom Alten Europa ausgehende Siedlungs- und Zivilisierungsprojekt auf dem amerikanischen Kontinent war nach dem Wounded Knee Massaker auf der Zielgeraden eingebogen. Bibeltreu hatte man sich die Erde untertan gemacht, Büffel und Bison ausgerottet. Die unbotmäßigen Wilden, ohne jeden Sinn für den Wert wirtschaftlichen Eigentums und uninteressiert an individuellem Wettbewerbsstreben bis an den Rand der Ausrottung dezimiert. Blieb noch der unterirdische Schatz zu heben, allem voran das schwarze Gold „drill baby drill“. Auch dieses Plünderungsvorhaben strebt derzeit seiner Vollendung zu. – Und wenn ich mir Amerika und die Welt gegenwärtig so anschaue, wird auch mir vollends endzeitlich zumute. Reiste ich dieser Tage erneut durch den amerikanischen Südwesten und träfe auf einen versprengten Ureinwohner oder ein paar seiner Leute, von denen es wahrscheinlich nicht mehr viele gibt, mir läge auf der Zunge zu sagen: Ich alter weißer Mann, old white man, mein Lebtag nicht recht zugehörig und wirklich anerkannt bei den Bleichgesichtern, bin mittlerweile im achten Lebensjahrzehnt und wenn es alsdann soweit ist, so bitte ich Euch, begrabt auch mein Herz an der Biegung des Flusses.

„ Moms for Liberty“, eine republikanische Putztruppe macht mobil

Im südöstlichen Wurmfortsatz der nordamerikanischen Landmasse, im Staate Florida, irrlichtern Fackelzüge. Der zukünftigen Freiheit Fackelträgerinnen hinterlassen eine Schneise der Verwüstung. Sauberfrauen säubern Bibliotheken, Gehirne und andere Container, in denen sich mit der Zeit unamerikanische Schmutzreste festgesetzt haben. In Public Librairies und in Schulbüchereien haben sie mit ihrem Großreinemachen losgelegt und gleich einmal das Tagebuch der Anne Frank beim Wickel genommen und mit anderen die Jugend gefährdenden und pornographischen Schriften, nein, nicht auf der Stelle verbrannt, vorerst nur hinter einem gelben Absperrband dem verderblichen Zugriff entzogen. All boys and girls best friends sind eben ihre „Moms for Liberty“. Und als das vorbildlichste der Muttersöhnchen tut sich Floridas Gouverneur Ron DeSantis hervor. Darf man DeSantis den einem Norman Bates ebenbürtigen alttestamentarischen Racheengel in der Politik zutrauen, den floridanisch-amerikanischen Nethanjahu sozusagen?

Moms for Liberty, was haben diese Mumien für Freiheit an Anne Franks Tagebuch auszusetzen? Darin werden an einer Stelle die Steinbrüste von Parkstatuen beschreiben, ergo jugendgefährdende Frühsexualisierung. Anne Frank darf sich im Jenseits jedoch trösten, sie steht zusammen mit der von den Taliban niedergeschossenen Friedensnobelpreisträgerin Malala hinter dem gelben Verschlussband der vier vollen Buchregale. Und die Freiheitsfrauen verbieten auch keineswegs alles in Amerika, man nehme beispielsweise Orlando Florida, Disney Land: „In einem derben Holzgebäude lockt die Shooting-Arcade, eine Schießbude, wo man mit Infrarot-Gewehren auf Grabsteine zielen darf. Ein paar Jungs genießen das Gratisgeballer. Ein Vater hat sein Kleinkind auf den Tresen gesetzt, zeigt ihm, wie es die Waffe zu halten hat, es saugt aufgeregt an seinem Schnuller“ (Auszug aus Tom Schimmecks aktuellen SWR-Feature „Auch Mickymouse soll schweigen, Amerikas Kulturkampf wird immer härter“).

Wie hängen Schusswaffenkult und „Blutbad-Nation“ zusammen?

Als sei der Quellcode das Ursprungsnarrativ unserer populärer Vorstellung vom Westen und westlicher Lebensweise die sich fortspinnende Erzählung vom Wilden Westen. Ihre kollektive Imagination kristallisiert sich in einem magischen Gegenstand, der wie kein zweiter bis heute das US-amerikanische Kultobjekt schlechthin verkörpert. Die Schusswaffe, das Schießeisen, symbolisiert den Schutz von Leben und Eigentum vor dem, was Leben und Eigentum bedroht. Und das ist stets der andere Mensch, ob einzeln oder als Kollektiv. – Diese volkstümliche Version hat realgeschichtlich und gesellschaftlich gesiegt über die intellektuelle eines Westens der humanistischen Werte und der Menschenrechte. Oder sind Popularmythen doch eher Dramatisierungen und Ausschmückungen einer zwar von Grausamkeit nicht freien, aber über weite Strecken banalen Weltwirklichkeit, einer nach Unterhaltung verlangenden Menschenwelt im Westen wie im Osten?

Von meiner Lederstrumpflektüre aus seligen Kindertagen weiß ich, dass die Schusswaffe, das Gewehr, den Lehren des Wildtöters zufolge an erster Stelle dem Überleben der Siedler in der Wildnis gedient hat, der Beschaffung ihrer Nahrungsgrundlage. Und Paul Auster ist nicht der Einzige, der darauf hinweist, dass es im historischen Wilden Westen weitaus weniger gewalttätig, schießwütig, zuging als vom entsprechenden Leinwandgenre suggeriert, jedenfalls was die Regelung der Siedlerangelegenheiten untereinander betraf. Nur hilft ihm diese Richtigstellung der geschichtlichen Faktenklage bei seiner Suche nach einer Erklärung nicht, warum die Vereinigten Staaten innerstaatlich das „gewalttätigste“ Land wurden. Umgekehrt behaupten, die Gewalt auf der Kinoleinwand sei von dort als reale in die Gesellschaft diffundiert, so viel Einfluss, wenn nicht Allmacht, mag man der Imagination und den Narrativen dann auch wieder nicht bescheinigen. Für Amoklauf und Massentötung, wie sie unverhältnismäßig häufig den amerikanischen Alltag erschüttern (und Hauptgegenstand der Untersuchung in Bloodbath Nation sind), muss es außer dem popkulturellen Reservoir an gewalttätigen Bildern und Erzählungen weitere Ursachen und Gründe geben. Hinter denen allerdings wiederum tiefsitzende kulturelle Überzeugungen stecken, „western beliefs“, wie das Eigentumsnarrativ, das des Besitzindividualismus und seiner Verteidigung und ein zum individuellen „persuit of succes“ mutierter „persuit of happyness“.

Den „american way life“ verlassen oder gar nicht betreten

Western beliefs, in deren Art und Weise sich zu materialisieren, ein selbst- und weltzerstörerisches Prinzip zu walten scheint, ein geheimer Todestrieb, „Thanatos“. Mein ganzes Erwachsenenleben hindurch habe ich mich von der Idee leiten lassen, der Einseitigkeit westlicher Glaubenssätze ein ausgleichendes Prinzip entgegenzusetzen wie ich es mir aus „eastern beliefs“ herausdestilliere. Beliefs, deren Essenz weniger aus intellektuellen Abstraktionen besteht als vielmehr in leiblich integrierten spirituellen Praktiken. Einen „persuit of happyness“, selbst einen alternativen, mag ich diese Meditationspraxis nicht nennen. Eher ein Sich-Finden oder Fangenlassen von jenen intensiven Glücksmomenten eines Lebens, das liebevoll und nicht gewaltsam sich selbst und anderem Leben gegenüber verfährt. Das nicht zu hoch hinaus will und am besten immer wieder auch einmal überhaupt nichts will.

Meinen Alltag nach dem Kompass dieses „ex oriente lux“ ausrichtend, habe ich nie eine Lebensführung in den Bahnen des „american way of life“ verfolgt, kein Erwerbsstreben, keine berufliche Karriere. Meine in der Kindheit einsetzende Sehbehinderung und spätere Erblindung mögen diesem Sinneswandel kontinuierlich Vorschub geleistet haben. Ob sich jüngere Behinderte auch schon einmal fragen, ob ihre Behinderung eine willkommene Gelegenheit sein könnte in den konsumistischen und karrieristischen Trip erst gar nicht einzusteigen?

Nach meiner Einsicht in die „Überschätzung des Liebesobjekts“

Salopp gesagt, den „american way of life“ verlassen oder nicht betreten, ist anscheinend keine Option für jedermann, sonst sähen Erde und Welt nicht dermaßen ramponiert aus. Für mich und auch an sich sahen sie noch ausgesprochen schön und vital aus, als ich in meinen frühen Dreißigern von der Esalen-Terrasse im kalifornischen Big Sur über den Pazifik in den Sonnenuntergang blickte. Dieser äußersten westlichen Landspitze gegenüber auf der anderen Seite des Ozeans lag die „eastern world“. Deren „Geist der Weisheit“ sich das progressive Denken im Westen bloß zu öffnen brauchte, um der menschheitlichen Selbstzerstörung Einhalt zu gebieten. Beginnen müsste das Rettungsprojekt mit einer spirituellen Heilung des kranken Amerika, des global infektuösen destruktiven Role Models.Und was wäre für diesen Liebesdienst ein „more exiting place“ als das sonnige Kalifornien.

Nach Sigmund Freud krankt jede Verliebtheit an einer neurotischen „Überschätzung des Liebesobjekts“. Meine kindliche bis zum Pubertätsbeginn anhaltende Verliebtheit in ein maßlos überschätztes Amerika der Superlative hatte sich mit dem Vietnamkrieg erledigt. Was ist indes mit der sie ablösenden Erwachsenenliebe, deren Objekt auch nicht ganz ohne Amerika auskam und auskommt? Insofern das Amerikanische generell für das Westliche steht, zumal das avanciert Westliche. Welche Chance darf ich 40 Jahre nach meinem kühnen Blick über den „Stillen Ozean“ dem meditativen Liebesheilungsprojekt „West meets East“ noch einräumen? Nachdem Kalifornien eben nicht zu dem westlichen Mekka der Meditierenden geworden ist, zum weltweit vorbildlichen Vorposten der Kaptalismussausteiger, der Small-is-beautiful-Ökotopier, der biodynamischen Landkommunarden, der kommunitär agierenden und an „common good“ orientierten Cyber-Hippies – sondern Beute von Silicon Valley, die Metropole des Plattformkapitalismus, Weltraumbahnhof der Tech-Milliardäre, von wo aus sie noch vor der endgültigen Erdverwüstung das sinkende stinkende Schiff des Planeten in Richtung Mars verlassen.

Falls ich zu diesem Zeitpunkt noch lebe, werde ich mit meinem abermals überschätzten Liebesobjekt, meinem spirituellen Heilungs-Latein, neben den anderen am Boden Zerstörten und mit einem Ki-Spielzeug als Trostpflaster Versehenen auf der Erde zurückbleiben. Fragte ich Elon Musk, ob er mich als Behinderten nicht im Raumschiff mitnehmen wolle, würde er mir wahrscheinlich erwidern, schließlich die Ausgleichsabgabe gezahlt zu haben. Spotten würde er, „do you really think, I would allow such a deplorable and normal guy join our Mars-Mission? Never ever!“ – Was ich dann immer noch als Kompliment verstehen könnte. Denn Musk würde auch andere „deplorables“ nicht mitnehmen, wären diese noch am Leben, beispielsweise den Landfreak Henry David Thoreau, den Graswurzelpoeten Walt Whitman, den Autobiographen MalcolmX, Martin Luther King, James Baldwin und und und.

Abstieg in die Unterwelt

Wem der Ausdruck „deplorables“ im Englischen nicht geläufig ist: (in etwa) „bedauernswerte Kreaturen“. Hilary Clinton bezeichnete so im Präsidentschaftswahlkampf von 2016 abgehängte Bevölkerungsgruppen im sogenannten Rostgürtel der USA. In ihren Abgehängtenkorb, dem „basket of deplorables“, ließen sich auch die kriegstraumatisierten Veteranen einsortieren, die vor Supermärkten herumhängen und sich mit Alkohol betäuben, wie sie schon Don McLean in „America Pie“ besungen hat, „good old boys drinking whisky and rye“, bei ihm halten sie sich am Hafen auf. – Übringens bin ich dem Abgehängtenverächter Musk schon einmal in der Unterwelt meiner Träume begegnet. Da spielte er den gönnerhaften Typ, gab mir den kleinen „Optimus“ – ein von seiner Firma entwickelter Roboter – als Blindenassistent an die Hand. Und führte uns beiden großspurig vor, wie man kleine grüne Marsmännlein fängt, sie zwischen Daumen und Zeigefinger zerquetscht und dadurch grünen Wasserstoff aus ihnen gewinnt. Bis heute frage ich mich, hätte ich nicht gleich nach dem Aufwachen zum Hörer greifen und Robert Habeck das Rezept melden sollen (siehe die kobinet-Kolumne Mister Marsk und ich …).

Jetzt kommt Elon Musks Hilfsbereitschaft erst einmal Donald Trump zugute. Dem er dabei behilflich ist, er geht ja auf die Achtzig zu, ein weiteres Mal seinen MAGA-Quark anzurühren (die Marke MAGA steht für „make america great again“). Da wünschte man sich für den nicht auf diese Diät versessenen Teil der amerikanischen Wählerschaft eine alternative Vollwertkost. Was hat Miss Harris an Vollwertigem außer ihrer Kokosnuss im Angebot? Verbale Hülsenfrüchte vorerst: Höchstes „Privileg“ eines Menschen auf Erden, „to be American“, Bürger der USA sein. Die auch in Zukunft unter allen Großmächten stets die tötlichsten Waffen besitzen werden. Welch überzeugende Neuauflage des amerikanischen „Exzeptionalismus“! – Vor wenigen Tagen ist das TV-Duell zwischen Kandidatin und Kandidat bereits mega aufschlussreich über die Bühne gegangen. Müssen bis zum Wahltag noch die Millionen Wahlkampfspendendollars verpulvert werden. In Amerika ist Demokratie, Volksherrschaft, ein gandenloses Mahlwerk der Geldflüsse und Kapitalströme. Spätestens nach der Wahl dürften dann auch wieder die volksnahen „Moms of Liberty“ auf der Bildfläche erscheinen, je nach Stimmenauszählungsergebnis werden ihre lodernden Fackeln der Freiheit sämtliche queer und woke versifften Spaces ausräuchern. Ihre stolzen Jungs, die „Proud Boys“, werden mit anpacken. Zuhause vor dem Bildschirm wird das patriotische Kleinkind mit dem Schnellfeuergewehr im Anschlag gierig an seinem Schnuller saugen.

Dann könnte es soweit sein, für Americans jedenfalls. Ein Feeling wie „the day the music dies“. Und es erschlösse sich uns auch diese kryptische Songzeile aus Don McLeans „American Pie“. Den Generalschlüssel zum Songverständnis hat er bereits 2015 verraten, „Dinge, die in eine falsche Richtung sich entwickeln“. Mir scheint das Kolumnenende ein würdiger Augenblick, die alte Platte hervorzuholen, sie auf den verstaubten Plattenteller zu legen und den Tonarm aufzusetzen. Jüngere, die sich einen Moment lang dem Mood-Management von uns Alten anschließen möchten, lassen sich den Song mit dem Refrain zum Mitsingen von ihrem KI-Spielzeug vorspielen.