Kassel (kobinet) Im Kasseler Bürgersaal, also in der guten Stube des Kasseler Rathaus fand am 5. September die Festveranstaltung zum 30jährigen Jubiläum des Kasseler Behindertenbeirat statt. Dabei wurde an vieles Erreichtes erinnert, einiges angehmahnt, was noch für eine inklusive und barrierefreie Stadt getan werden muss und vor allem auch betont, wie wichtig es ist, dass in Kassel Menschen mit verschiedenen Behinderungen die Geschicke des Behindertenbeirats frei nach dem Motto "Nichts über uns ohne uns" lenken. Grußworte des Magistrats, der Vorsteherin der Stadtverordnetenversammlung, des hessischen Landesbehindertenbeauftragten und der Kasseler Behindertenbeauftragten untermauerten die Wichtigkeit des Gremiums. Vor allem stand jedoch der Rückblick auf die Arbeit des Kasseler Behindertenbeirats und der Ausblick auf die zukünftigen Herausforderungen für eine inklusive Stadt im Mittelpunkt der Feierlichkeiten.
Dass Carola Hiedl, die Vorsitzende des Beirats es versteht, Erfolge und damit verbundene Prozesse darzustellen, aber auch nachdrücklich darauf zu drängen, was noch alles getan werden muss, das wurde in ihrer gut 25minütigen Rede zum Jubiläum des Beirats deutlich. Es müsse selbstverständlich sein, dass barrierefrei gebaut werde und dass behinderte Menschen überall in der Stadt teilnehmen können und mittendrin dabei sind., so ein Plädoyer von Carola Hiedl.
Wenn man auf die Zeit Anfang der 90er Jahre in Kassel zurückblickt, dann wird deutlich, was alles zusammen mit vielen Akteur*innen in der Stadt erreicht wurde. Damals dominierten in Kassel viele Unterführungen als einzige Querungsmöglichkeit von großen Kreuzungen mit vielen Stufen und ohne Aufzüge. In die Straßenbahnen musste man noch Stufen hochklettern, so war es in Bussen auch und Bordsteinerhöhungen zum Einstieg gab es auch kaum. Ende der 80er Jahre gab es in Kassel gerade einmal zwei akustische Ampeln, die blinden Menschen die Querung der Straßen erleichterte.
Dass heute vieles anders und besser ist, davon konnte sich auch die hessische Landesbehindertenbeauftragte bei seinem Besuch in Kassel überzeugen. Vor der Festveranstaltung besuchte er das Kasseler Zentrum für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen und zeigte sich beeindruckt, was hier alles unter einem Dach in Sachen Selbstbestimmung behinderter Menschen geboten wird. Auch die Fahrten mit der Straßenbahn haben problemlos geklappt und nach langem Kampf des Behindertenbeirats gibt es seit Jahren auch einen Aufzug zum Bürgersaal im Kasseler Rathaus.
Um die UN-Behindertenrechtskonvention konsequent umzusetzen, gibt es noch viel zu tun. Das dürfte allen bewusst sein, die bei der Feierstunde des Kasseler Behindertenbeirats waren. Aber noch sind die Beiratsmitglieder hoch motiviert, auch wenn dringend jüngere engagierte behinderte Menschen gebraucht werden, die sich ins Stadtgeschehen und über den Beirat einmischen.