
Foto: Irina Tischer
BONN (kobinet) Eine repräsentative Umfrage der Aktion Mensch kommt zu dem Ergebnis, dass mehr als jede dritte Frau mit Behinderung in Deutschland um ihre finanzielle Situation besorgt ist. Insgesamt 34 Prozent der Frauen mit Behinderung nannten die Gefahr einer finanziellen Notlage als die dominierende Sorge – im Gruppenvergleich ist die Angst bei Frauen mit Behinderung damit am stärksten ausgeprägt.
Eine dieser Frauen ist Vanessa Weber – für sie äußert sich die finanzielle Situation sogar als existentielle Bedrohung: Die 41-Jährige lebt seit ihrer Jugend mit Epilepsie, ist derzeit auf Jobsuche und alleinerziehende Mutter. „Kinder kosten Geld, Lebensmittel werden immer teurer, die Energiekosten steigen und dazu verweigert mir die Krankenkasse regelmäßig die Kostenübernahme von wichtigen Hilfsmitteln“, sagt sie. „Ich bin chronisch krank und seit 20 Jahren auf ärztliche Behandlung angewiesen. Das allein schon ist eine Herausforderung, aber die zusätzlichen finanziellen Sorgen machen mich mürbe.“
Gerne würde Vanessa Weber wieder arbeiten, um sich und ihren Kindern ein finanzielles Polster zu schaffen. Doch letztes Jahr erhielt sie aufgrund eines epileptischen Anfalls am Arbeitsplatz eine Kündigung. „Bei hoher Belastung reagiert mein Körper. Zudem gilt meine Epilepsie als nicht therapierbar – sie gehört zu meinem Leben dazu. Dafür hatten meine letzten Arbeitgeber*innen leider kein Verständnis”, sagt sie.
Aus Sicht von Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch, handelt es sich hierbei um eine strukturelle Diskriminierung und keinen Einzelfall. „Frauen mit Behinderung bilden nicht nur das Schlusslicht bei Gehalt, Vollzeit- und Führungspositionen, sondern sind häufig durch Haushalts- und Familienaufgaben zusätzlich belastet“, sagt sie. Dies belegte bereits eine Studie der Aktion Mensch aus dem Jahr 2021 zur Situation von Frauen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt.
„Wir brauchen einen Arbeitsmarkt, der sich Inklusion und Gendergerechtigkeit zur Maxime macht. Es müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es Menschen ermöglichen, von Anfang an offen mit ihrer Lebenssituation, ihren Bedürfnissen und auch mit ihrer Behinderung umzugehen“, appelliert Christina Marx.