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Hindernis: Kosten der Unterkunft

Portrait Sebastian Jung
Portrait Sebastian Jung
Foto: Frank Scheffka

BREMEN (kobinet) Wohnen ist ein Grundrecht eines jeden Menschen – unabhängig von der körperlichen oder geistigen Verfassung - dem stimmt man allgemein zu. "Sobald aber ein komplexer Hilfebedarf, also eine als besonders stark definierte Beeinträchtigung vorliegt, stoßen wir," wie Sebastian Jung, Mitglied der Geschäftsleitung des Martinsclub Bremen, erklärt" "immer wieder auf das gleiche Hindernis: Die sogenannten „Kosten der Unterkunft“."

Die Stadt Bremen übernimmt diese im Rahmen der Sozialgesetzgebung. Jedoch erweisen sich die festgelegten Summen in der Praxis häufig als zu niedrig. Bei Vorliegen eines komplexen Hilfebedarfs bestimmen amtliche Einzelfallentscheidungen die Höhe der Zuwendungen. Dies ist für Leistungserbringer in der Behindertenhilfe wenig nachvollziehbar – und bedeutet neben fehlender Planungssicherheit immer auch ein finanzielles Risiko.

Da Wohnungen für Menschen mit entsprechendem Hilfebedarf jedoch speziellen Anforderungen genügen müssen, fallen sie aus der herkömmlichen Förderung heraus. Rollstuhlgerechte Flure und Türen, barrierefreie Bäder und Küchen führen dazu, dass Mieten und Nebenkosten die „Kosten der Unterkunft“ übersteigen.

Weder die Träger noch die Wohnbaugesellschaften können diese finanzielle Lücke auffangen. Für die Zielgruppe mit komplexem Hilfebedarf sind ambulante Wohnangebote daher meist schon bei der Planung zum Scheitern verurteilt.

„Hier stellt sich die Frage“, so Jung: „Was wollen wir? Wollen wir allen Menschen ermöglichen, selbstbestimmt und selbstständig zu leben? Oder wollen wir, dass Menschen mit mobiler und kognitiver Beeinträchtigung ausschließlich in stationären Heimen betreut werden? Im Sinne des Bundesteilhabegesetzes und der Inklusion muss die Antwort klar sein. Bestehende Wohnangebote beweisen, dass die Betreuung im Sozialraum, in der Mitte der Gesellschaft, gelingen kann. Dafür braucht es zeitnah eine Lösung – konzeptionell und finanziell. Die rot-grün-rote Koalition im Land Bremen muss hier dringend handeln.“