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Aytekin Demirbas geht auf Bahntour gegen Diskriminierung

Aytekin Demirbas
Aytekin Demirbas
Foto: privat

Braunschweig (kobinet) Aytekin Demirbas ist 44 Jahre alt, blind und aus Braunschweig. Er ist einer derjenigen, der mit der "Reisegruppe Niemand" am 12. November ab dem Berliner Hauptbahnhof eine 3tägige Tour mit dem Regionalverkehr durch alle 16 Landeshauptstädte unternimmt. 25 Jahre nach Inkrafttreten des Benachteiligungsverbotes für behinderte Menschen im Grundgesetz will Aytekin Demirbas mit seinen Mitstreiter*innen vom Verein UNgehindert ein Zeichen für die konsequente Umsetzung des Benachteiligungsverbots für behinderte Menschen im Grundgesetz setzen, das am 15. November 1994 in Kraft trat. kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul, der die Tour begleitet, sprach mit Aytekin Demirbas, warum er bei der Tour mit dabei ist.

kobinet-nachrichten: Wofür setzen Sie sich ein und warum machen Sie bei der Bahntour der Reisegruppe Niemand mit?

Aytekin Demirbas: Ich möchte überhaupt nicht mit Paragraphen oder Verordnungen um mich werfen. Diese haben wir in den letzten Wochen und Monaten wieder und wieder benannt. Ich hoffe, dass die Texte in den Köpfen der Menschen angekommen und verinnerlicht wurden. Nur einen Satz möchte ich ganz deutlich hervorheben: „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“ Steht im Grundgesetz – Grundgesetz auf Papier – Papier ist geduldig! Wir fordern die Ergänzung des Grundgesetzes, um einen Satz, welcher die Bundesregierung dazu verpflichtet verbindliche Maßnahmen zu ergreifen.

kobinet-nachrichten: Wenn Sie auf 25 Jahre Grundgesetzergänzung durch den Satz „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“ blicken, was fällt Ihnen dazu ein?

Aytekin Demirbas: Seit über 20 Jahren bin ich berufstätig. In diesen Jahren wurde ich immer wieder, trotz verschiedenster Gesetze und Regelungen benachteiligt. Anfangs ohne mich zu wehren, später mit nervenzerreibenden Kämpfen. Diese Kämpfe ziehen sich durch alle Bereiche behinderter Menschen. Ob berufliche, gesellschaftliche oder kulturelle Teilhabe. Du hast zwar verankerte Rechte, aber es wird drauf gepfiffen. Schauen Sie sich allein die Diskussionen um das Rehabilitations- und Intensivpflegestärkungsgesetz (RISG) an.

kobinet-nachrichten: Was fürchten Sie an dieser Mammuttour über 76 Stunden und 358 Zwischenhalte mit 29 Umstiegen mit Regionalzügen am meisten, bzw. worauf freuen Sie sich?

Aytekin Demirbas: Als Leidgeprüfter und erfahrener Bahnreisender habe ich keine Ängste vor dieser Reise. Ganz im Gegenteil: Ich bin gespannt ob 29 Umstiege durch den DB Mobilitätsservice abgearbeitet werden können und wie sie mit Zugverspätungen und –ausfällen umgehen. Insbesondere wenn eine solche Reisegruppe, die öffentlichkeitswirksam unterwegs ist, von Ihrem Reiseverlauf live im Blog berichten wird. Unser Ziel ist es: Am Freitag pünktlich am Bundespräsidialamt einzutreffen. Sollte das nicht klappen… Ich muss spätestens am Montag wieder im Büro sitzen.

Link zum Liveblog zur Reise der Reisegruppe Niemand zum 25jährigen Inkrafttreten des Benachteiligungsverbotes für behinderte Menschen im Grundgesetz

Link zum Fahrplan für die Tour vom 12. – 15. November 2019

Link zum Interview mit Markus Ertl